Der Jupp-Fußball
Was Heynckes mit dem Leistungszentrum, auf der Torwartposition und im Hotel vorhat
MÜNCHEN Eine Sache ärgert Jupp Heynckes noch heute: „Damals, 1991, da hätte ich mir schon gewünscht, dass Präsident Scherer nicht den Jürgen Kohler an Juventus Turin verkauft. Wo wir so viele Verletzte hatten." Prompt wurde Bayern nicht Meister wie in den zwei Jahren zuvor, und kurz darauf hieß der Bayern-Trainer auch nicht mehr Jupp Heynckes. Jetzt ist er zur Überraschung aller wieder da – und gleich am ersten Tag stellen sich viele Fragen. Die AZ erklärt den neuen Jupp-Fußball beim FC Bayern.
SEIN BLICK AUF BAYERN? HOFFNUNGSVOLL
Heynckes ist „ein Fußball-Besessener" (Lothar Matthäus). Ein klassischer Vertreter der Spezies „akribischer Arbeiter". Er sagt: „Ich kann eine solche Situation ganz nüchtern analysieren. Der FC Bayern hat sich in dieser Saison auch schon anders präsentiert. Zum Beispiel gegen Hoffenheim oder beim Pokalsieg in Stuttgart."
GESPRÄCHSTHERAPIE FÜR DIE CHAMPIONS LEAGUE
Sein Ziel ist klar: „Ein Klub wie der FC Bayern muss in der Champions League spielen. Es ist ungewöhnlich für mich, mitten in der Saison einzusteigen. Das habe ich noch nie gemacht. Ich denke, man muss da eine psychische Blockade lösen. Die Spieler müssen wieder frei werden, Spielfreude spüren. Ich werde Einzelgespräche führen, aber auch in Gruppen arbeiten. Man muss die Spieler überzeugen, dass sie besser sind als sie zuletzt gespielt haben. Das kann man auch kurzfristig erreichen."
DAS LEISTUNGSZENTRUM HAT EINE ZUKUNFT
Der Stolz über diese Anlage spricht aus jedem Vereinsmitglied, egal ob es Hoeneß oder Rummenigge heißt. Und kaum war Heynckes am Montagabend in München gelandet, wurde er von Christian Nerlinger über die Anlage geführt. Heynckes ist so begeistert wie jeder Besucher vor ihm, auch vom Stadion („Superklasse"). Dass er alle Vorzüge des Leistungszentrums in der Kürze der Zeit wird nutzen können, ist unwahrscheinlich.
KEIN KONTAKT ZUM VORGÄNGER
Ob er mit Jürgen Klinsmann gesprochen hat? „Nein. Ich habe das auch bei anderen Klubs nie gemacht. Ich habe genug Erfahrung, um selbst einschätzen zu können, wie die Situation ist.“
(NOCH) NICHTS NEUES BEIM TORWART UND BEIM KÄPT’N
In der umstrittenen Torwartfrage vertraut Heynckes zunächst mal weiterhin Hansjörg Butt, der unter Klinsmann vor drei Wochen ins Tor reinrotierte. „Da Michael Rensing derzeit verletzt ist, stellt sich die Frage nicht." Ebenfalls keinen Wechsel wird es auf der Kapitänsposition geben: „Ich schätze van Bommel sehr. Er ist ein Leader, ich kenne ihn noch aus Spanien. Es besteht kein Anlass, etwas zu ändern - zumal es auch nur noch fünf Spiele sind."
FÜR WELCHEN FUSSBALL STEHT HEYNCKES?
Marcell Jansen, der unter Heynckes in Gladbach spielte: „Das Training war sehr gut, eine gesunde Mischung. Heynckes war sehr darauf bedacht, dass wir Torchancen kreieren und gut nach vorne spielen."
IN WELCHES HOTEL GEHEN DIE BAYERN KÜNFTIG?
Der FC Bayern wird vor den Heimspielen wieder in sein Stammhotel nach Taufkirchen zurückkehren, den „Limmerhof". Zuletzt hatte man unter Klinsmann zwischen „Limmerhof" und „Vier Jahreszeiten“ in der Innenstadt gewechselt - was bei den Profis nicht so gut ankam. Der „Limmerhof“ hat noch einen Vorteil: Heynckes hat sich dort für die nächsten vier Wochen einquartiert.
DAS SCHWIERIGE DUELL MIT SEINEM ALTEN KLUB
Ein Auftakt gegen den Heimatklub Mönchengladbach – schön oder schwierig? Heynckes sagt: „Alles andere als ein Traumstart, nicht gerade angenehm. Aber die Gladbacher hatten genug Zeit, sich eine andere, bessere Situation zu verschaffen – das muss ja jetzt nicht gegen Bayern sein.“
Thomas Becker