Der Jäger und das Opfer

Am Sonntag treffen die besten Stürmer der Liga aufeinander: Schalkes Huntelaar und Bayerns Gomez. Richtig gut läuft es im Moment aber nur für den Holländer.
von  P. Strasser, M. Bark

Am Sonntag treffen die besten Stürmer der Liga aufeinander: Schalkes Huntelaar und Bayerns Gomez. Richtig gut läuft es im Moment aber nur für den Holländer

MÜNCHEN - Ein Spiel, ein Tor – für einen Mittelstürmer die Traumquote. Der Schalker Klaas-Jan Huntelaar liegt im Plan. Mit seinen drei Treffern zum 3:1-Sieg nach Verlängerung gegen Viktoria Pilsen am Donnerstagabend in der Europa League erhöhte der niederländische Stürmer sein Trefferkonto auf 33.

Im Einzelnen: Zehn in der Europa-League-Saison, fünf im DFB-Pokal und 18 in der Bundesliga. Huntelaar, ein echter Torjäger, ein „Hunter” eben. „Ich habe eben immer großen Hunger”, sagt er dem „Bayern-Magazin” über seinen Spitznamen und amüsiert sich bei der Ergänzung: „Torhunger”.

Zuletzt hatte der 28-Jährige mit seinem Doppelpack gegen Wolfsburg (4:0) zu Bayerns vorderstem Akteur, zu Mario Gomez aufgeschlossen an der Spitze der Torjägerliste. Das Duell des Tabellenvierten gegen den Dritten am Sonntag impliziert also ein eins gegen eins um die Krone. „Ich will Gomez überholen”, sagte Huntelaar kürzlich. „Natürlich schaue ich auch jedes Mal, ob Mario getroffen hat. Ich würde mich sehr über diesen Titel freuen.” Sieht ganz gut aus für ihn, der Trend ist sein Freund. Und noch mehr seine Mitspieler: Doppelpässe, Flanken, Anspiele in die Tiefe – ob von Raul, Farfan, Draxler oder über die Außen mit Höger und Fuchs. „Die Mannschaft macht es mir aber auch leicht. Wir sind gut drauf, da entwickeln sich die Chancen für mich automatisch”, sagte Huntelaar.

Und Gomez? Ist die ärmste Sau – sagen Fußballer gerne, wenn ein Stürmer vorne ohne Bälle verhungert. Robben und Ribéry machen auf den Flügeln meist ihr Ding – dennoch kommt Gomez in der Rückrunde auf drei Treffer in den Heimspielen gegen Wolfsburg und Lautern sowie im Pokal beim VfB Stuttgart (alle 2:0 gewonnen). Zuletzt aber trafen weder er noch irgendein anderer – in fünf Halbzeiten hintereinander. Mehr als nur Jägerpech. Das Latein hapert.

Die Leichtigkeit des Treffens zeichnet momentan Klaas-Jan Huntelaar aus. Das „Wie” spielt da keine Rolle. „Ich denke eigentlich gar nicht so sehr darüber nach. Je nachdem, wie der Ball kommt, versuche ich, das Tor zu machen. Da ist es mir egal, ob ich das mit dem Fuß oder mit dem Kopf mache.” Bei Gomez dagegen steht das „Ob” im Vordergrund, ob er mal wieder trifft.

Durststrecken kennt jeder Torjäger. Bei Huntelaar, der 2010 für eine Vereinsrekord-Ablöse von 14 Millionen Euro vom AC Mailand verpflichtet wurde, wurde in Schalke auch schon eine Zeit von mehr als 1000 Minuten ohne einen Treffer notiert. Vorbei. Auch die glücklosen Abstecher zu Real Madrid und Milan. Ab Januar 2009 kickte er gemeinsam mit Arjen Robben bei Real, allerdings nur ein halbes Jahr (20 Spiele, acht Tore), danach lief es auch in Italien nicht so recht: 25 Partien, sieben Treffer, so seine Ausbeute. „Wie sagt man doch gerne: Alle Rosen haben Dornen”, erklärte Huntelaar. „Mein Wechsel zu Schalke war auf gar keinen Fall ein Schritt zurück. Der Verein spielt in Deutschland immer ganz oben mit, und nach meiner Zeit bei Mailand war der Transfer ein Schritt in die richtige Richtung. Vor allem, weil ich endlich auf meiner Lieblingsposition in der Sturmmitte agieren kann.”

Heute steht Klaas-Jan Huntelaar, der Mann mit den fünf A im Namen, in Europa gar auf Rang drei. Messi, der Unerreichbare, hat in dieser Saison für Barcelona 42 Tore in 40 Pflichtspielen erzielt. Reals Cristiano Ronaldo steht bei 36 Ego-Erfolgen in 35 Partien. Gomez (27/32) ist Fünfter. Am Sonntag reicht ihm: ein Tor mehr als Schalke. Egal, wer es macht. 

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