Der Generationenvertrag des FC Bayern: Thomas Müller und Mathys Tel sind das perfekte Joker-Paar

Die Fanlieblinge Thomas Müller und Mathys Tel trennen 16 Jahre – und dennoch harmonieren sie beim FC Bayern als perfektes Edeljoker-Duo. Hängt der Raumdeuter noch ein Jahr dran?
von  Patrick Strasser
Oldie und Youngster - aber beide Fanlieblinge sind aktuell Bayerns Edeljoker: Thomas Müller und Mathys Tel (r.). Fotos: imago
Oldie und Youngster - aber beide Fanlieblinge sind aktuell Bayerns Edeljoker: Thomas Müller und Mathys Tel (r.). Fotos: imago © IMAGO / Bildbyran

München - Nimmt man die letzten fünf Pflichtspiele des FC Bayern und schaut auf die Einsätze der Stürmer Thomas Müller und Mathys Tel fällt auf: eins aus zehn. Lediglich Tel stand einmal in der Startelf bei den Spielen gegen Manchester United (4:3), Bochum (7:0), bei Preußen Münster im Pokal (4:0), bei RB Leipzig (2:2), nun beim 2:1 in Kopenhagen – und zwar in Münster.

Spätes Glück: Thomas Müller und Mathys Tel mussten auf ihre Einwechslung warten

Am zweiten Vorrunden-Spieltag in Dänemark kam das Duo auch wieder später, aber umso gewaltiger. "Mit Gebrüll", meinte Müller. Dieses fiel noch lauter aus, weil er gemeinsam mit Tel warten musste auf die Einwechslung. Als Jamal Musiala mit einer feinen Einzelleistung den Ausgleich (67.) erzielte, schickte Trainer Thomas Tuchel das Trio Müller, Tel und Eric Maxim Choupo-Moting noch einmal zurück.

"Das war witzig", berichtete Müller später, "der Linienrichter hat zum Glück irgendwie noch mit der Anzeigetafel rumgemacht und die Situation verpasst, uns einzuwechseln. Aber es ist dann gut gelaufen hinten raus, auch für mich." Eine gute Viertelstunde vor Schluss war es dann so weit, jedoch erhielt Goretzka das Go anstelle von Choupo-Moting.

"Schaut sich von außen die Räume an": Thomas Tuchel plant mit Müller als Joker

Sofort war mehr Druck nach vorne zu erkennen im Bayern-Angriff, mehr Wucht und Zielstrebigkeit. Mehr Müller, mehr Tel. Dann wurde Müller steil geschickt, er blockte einen Gegenspieler, "den blonden Engel, der mit 37 km/h ankam", geschickt weg und legte ab zum freistehenden Tel, der mit links zum 2:1-Siegtreffer einschieben konnte. In der Version: Joker auf Joker. Ein 34-Jähriger passt zum 18-Jährigen. Der Oldie & der Teenie als perfektes Joker-Duo. Ein bayerischer Generationenvertrag.

"Das Tor ist wahnsinnig gut vorbereitet, das geht nur mit Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit, das hat er super gemacht", lobte Tuchel und ließ mit einer Aussage tief blicken, wie er mit dem Weltmeister von 2014 künftig plant: "Thomas schaut sich von außen schon die Räume an und ist dann hellwach, wenn er reinkommt."

Thomas Müller kämpft um seine Einsatzzeiten beim FC Bayern

Müller ist Raumdeuter und Edeljoker zugleich. Kein Lückenbüßer, kein Notnagel, wie ihn einst Ex-Trainer Niko Kovac betitelte und auch aufgrund dieser Herabwürdigung seinen Job verlor. Eilig schob Tuchel kurz vor Mitternacht in Kopenhagen über Müller hinterher: "Der spielt auch wieder von Anfang an."

Einen Stammplatz hat er längst nicht mehr – macht auch nichts mehr. "Ich bin ein ganz normaler Kaderspieler, der um seine Minuten kämpft, und danach stellt der Trainer auf. Ich bin auf jeden Fall bissig", bemerkte Müller, der sowohl sein Leistungspotenzial als auch seinen Wert für die Mannschaft realistisch einschätzen kann. Die Sache hat jedoch einen Haken: Seine Jokerrolle füllt Müller so perfekt aus, dass er aus der Nummer nur schwer rauskommt im Herbst seiner Karriere, letzten Vertragsjahr.

Mathys Tel beeindruckt beim FC Bayern immer mehr

Aber kann es sich Bayern erlauben, mit einem wie ihm nicht nochmal um ein Jahr zu verlängern? "Müller verändert das Spiel, das ist außergewöhnlich. Müller ist Müller – und Müller ist Weltklasse. Ich liebe ihn", schwärmte Experte Matthias Sammer bei Prime Video, während DFB-Rekordtorschütze Miroslav Klose, Müllers Weltmeisterkollege von 2014, herausstellte: "Ich habe es geliebt, mit ihm zusammenzuspielen, ein fantastischer Spieler. Er ist Gold wert!"

Im ersten Frühling seiner Laufbahn befindet sich Siegtorschütze Tel, der bereits seinen sechsten Pflichtspieltreffer in dieser Saison erzielte. Es tellert immer häufiger! Der Liebling der Bayern-Fans benötigt lediglich 49 Minuten pro Pflichtspieltor und kommt damit auf den besten Minuten-pro-Tor-Schnitt aller Spieler aus den fünf großen europäischen Ligen mit mindestens 250 Einsatzminuten.

Und auch er, der am Rückreisetag mit Müller via Instagram hin und her frotzelte, muckt nicht auf. "Es ist beeindruckend, dass einer mal sagt: Ich bin genau richtig hier, ich will nicht wechseln oder ausgeliehen werden, um mehr zu spielen", sagte Tuchel und lobte: "Er schließt auch im Training fantastisch ab. Er ist zufrieden und macht das Beste draus." Hat er sich von Müller abgeschaut.

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