Der gefeuerte Bayern-Torwartrainer Toni Tapalovic: So eng ist er mit Manuel Neuer befreundet
Es ist erst etwas mehr als vier Jahre her, dass Toni Tapalovic auf der Homepage des FC Bayern München mit einer Story bedacht wurde, welche die Überschrift trug: "Das Genie hinter Manuel Neuer". Da arbeitete der Torwarttrainer der Münchner, wie Neuer ein gebürtiger Gelsenkirchener, bereits sieben Jahre im Verein.
Im Jahr 2011 war Tapalovic als No-Name gemeinsam mit Manuel Neuer an die Säbener Straße gekommen, mit erst 32 Jahren selbst noch im besten Torwartalter. Erste Erfahrungen im Trainerjob hatte er zuvor als Coach in der Nachwuchsabteilung der Schalker gesammelt während er die Nummer zwei hinter Neuer war.
Tapalovic-Entlassung: Tiefschlag für Manuel Neuer
Nach elfeinhalb Jahren ist die Zeit von Tapalovic beim FC Bayern seit Montag beendet, er wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben freigestellt."Toni war als Torwarttrainer unserer Mannschaft an den Erfolgen der vergangenen Jahre beteiligt. Dafür möchten wir uns bei ihm bedanken. Insbesondere Differenzen über die Art und Weise der Zusammenarbeit haben jetzt dazu geführt, dass wir getrennte Wege gehen", wird Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic in der knappen und wenig emotionalen Klub-Mitteilung auf der Homepage zitiert. Salihamidzic schloss immerhin mit: "Wir wünschen Toni Tapalovic alles Gute für die Zukunft."
Ein Schock für den Kroaten und ein echter Tiefschlag für Manuel Neuer, den engen Freund, Vertrauten und sogar Trauzeugen, mit dem der Nationaltorhüter gemeinsame Urlaube in Kroatien verbrachte.
Neuer knüpfte Verlängerungen auch an Tapalovic-Verbleib
Noch vor dem Wechsel nach München schob das Duo auf Schalke gemeinsame Extraschichten, das schweißte die beiden zusammen. Im Zuge von Neuers so umstrittenem Transfer von den Königsblauen zu den Roten im Sommer 2011 wechselte "Tapa" wie ihn alle rufen, ebenfalls – nach einem erfolgreich absolvierten Vorstellungsgespräch bei Chefcoach Jupp Heynckes.
Seitdem arbeiteten Neuer und Tapalovic Seite an Seite miteinander, auch unter jedem der kommenden Trainer. Bei sämtlichen Vertragsverlängerungen des Nationaltorhüters, zuletzt bis Sommer 2024, war es Neuers Bedingung, dass Kumpel Toni auch bleiben muss. "Der Torwart der ich heute bin, bin ich auch dank Toni Tapalovic", sagte Neuer einmal, "er hat mich mitentwickelt und ich konnte auch einiges aus Tonis aktiver Zeit lernen."
Neuer bedankt sich via Instagram bei Tapalovic
Umgekehrt schwärmt der heute 42-jährige Tapalovic von seiner Zusammenarbeit mit Neuer: "Ich weiß nicht, ob es in der Bundesliga noch einmal so eine Beziehung bei den Torwarttrainern gibt. Allein ein Blick reicht oftmals aus und wir beide verstehen, was gemeint ist. Das hilft uns auch in gewissen Spielsituationen, wenn man von außen noch den ein oder anderen Tipp mitgeben kann." Am Abend postete Neuer bei Instagram emotional und nachdenklich: "Ich werde Dich vermissen. #dankefüralles“."
Nun endete Tapalovic` Wirken an der Säbener Straße. Der Assistenzcoach hatte den Kontakt zum nach Monaco ausgeliehenen Alexander Nübel schleifen lassen, worüber sich der einst als Kronprinz von Neuer auserkorene Keeper beschwerte. Bei "Bild TV" rügte Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic Tapalovic öffentlich ob der ausgebliebenen Kommunikation: "Ja, das hätte so sein sollen. Darüber werden wir natürlich intern sprechen." Der Leihvertrag von Nübel (26) läuft bis Saisonende, bei Bayern steht der gebürtige Paderborner, noch ein ehemaliger Schalker, noch bis 2025 unter Vertrag.
Im ZDF-Sportstudio hatte Nübel gesagt, dass man in der Saison 2020/21, dem bisher einzigen Jahr von Nübel bei Bayern, "ein normales Verhältnis" gehabt habe. "In meiner Zeit in Monaco gab es nicht viel Kontakt. Ich glaube schon, dass man ab und zu sich austauschen hätte können über die Situation." Dabei beschrieb Tapalovic seine Philosophie einst so: "Ich versuche, genau dieses Vertrauen, das ich zu Manu habe, auch bei den anderen Torhütern aufzubauen. Es muss auch irgendwie eine Freundschaft sein." Hat im Fall Nübel nicht hingehauen.
Nagelsmann und Tapalovic: Es soll unüberbrückbare Differenzen gegeben haben
Auch zu Trainer Julian Nagelsmann soll es unüberbrückbare Differenzen über die Gestaltung des (Torwart-)Trainings gegeben haben, die der eigentliche Auslöser der Trennung von Tapalovic gewesen sein sollen. Die Causa Nübel war nur das i-Tüpfelchen. Noch vor der offiziell verkündeten Entlassung hatte Nagelsmann am Montagnachmittag sehr allgemein gesagt: "Es ist immer wichtig, zu allen Trainern in deinem Team ein gutes Verhältnis zu haben. Es ist wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet und seine Verantwortungsbereiche kennt. Da kann auch ein Torwarttrainer Dinge verbessern."
Im Wissen, was danach passierte, eine verklausulierte, aber deutliche Aussage. Zum engen Verhältnis zwischen Neuer und Tapalovic sagte der Bayern-Trainer: "Generell sehe ich kein Problem, wenn sich Menschen schon Ewigkeiten kennen. Das ist, glaube ich, nie negativ. Aber es gibt immer Dinge, die man besser machen kann, auch ich."
Die Gelegenheit, Tapalovic ausdrücklich für seine Arbeit zu loben, ließ Nagelsmann verstreichen. Er wusste wohl schon, was noch kommen sollte. Beim Heimspiel der Bayern am Dienstagabend gegen den 1. FC Köln (20.30 Uhr, Sky/Sat.1 und im AZ-Liveticker) sitzt also kein Torwarttrainer auf der Bank der Münchner.