Der flexible Monsieur Benjamin Pavard: Bayern-Abschied nächsten Sommer?

München - Es ist wie immer Fluch und Segen zugleich im Berufsleben, wenn man flexibel ist. Einsetzbar in einer Firma für verschiedene Jobs, in verschiedenen Positionen. In einer Fußballmannschaft genauso, wobei es hier heißt: Auf verschiedenen Positionen.
Ein flexibler Profi kann da und dort spielen, hat aber kein Alleinstellungsmerkmal in einer ihm auf den Leib geschnittenen Rolle. Philipp Lahm war so einer. Der ehemalige Kapitän der DFB-Nationalelf und des FC Bayern konnte mit verbundenen Augen einen exzellenten Rechts- oder Linksverteidiger abgeben. Trainer Pep Guardiola erfand den Münchner dann als Sechser und gab ihm die zentrale Position im Mittelfeld. Ebenfalls Weltklasse.

Pavard auf Innenverteidiger-Position nur an vierter Stelle
Aber eben auch - und das war und ist der kleine Nachteil - einsetzbar in früheren Rollen, wenn Not am Mann ist. Benjamin Pavard ist so ein Fall, jedoch mit umgekehrten Vorzeichen.
Seine Lieblingsposition, das hat der Franzose oft betont, ist die des Innenverteidigers. Da hat der FC Bayern jedoch mit Dayot Upamecano, Lucas Hernández und Sommer-Neuzugang Matthijs de Ligt drei Akteure mit Kernkompetenz Abwehrzentrale. Falls mal keiner (aktuell ist es de Ligt mit Kniebeschwerden) fehlt, lässt Trainer Julian Nagelsmann das Trio rotieren. Pavard kommt an vierter Stelle. Er wird jedoch seit seinem Wechsel 2019 vom VfB Stuttgart nach München meist auf der rechten Abwehrseite eingesetzt - seine 1B-Rolle, in der der 26-Jährige jedoch 1A-wichtig für seine Mannschaft ist.
Als zuletzt Hernández sich nach Muskelbündelrisses wieder herankämpfte, durfte Pavard nach innen rücken, hin und wieder auch, um Vielspieler Upamecano zu entlasten. Auch gegen Aufsteiger Werder Bremen (20.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) ist Pavard innen gefragt, da der wieder genesene Hernández den verletzten Alphonso Davies (Muskelfaserriss) auf der linken Abwehrseite ersetzt.
Mazraoui: Pavards Kontrahent auf der rechten Abwehrseite
So kommt Pavard auf seine Einsätze, bestritt 19 der bisher 22 Pflichtspiele (dabei im Durchschnitt 71 Minuten Spielzeit pro Partie) der Bayern in dieser Saison. Allerdings hat er Konkurrenz bekommen auf seiner 1B-Position. Für die rechte Abwehrseite verpflichteten die Bayern Noussair Mazraoui (24) im Sommer ablösefrei von Ajax Amsterdam. Nach einer gewissen Anlaufphase startete der Marokkaner durch, wurde defensiv wie offensiv über die rechte Schiene immer zuverlässiger. Da sind wir wieder bei Fluch und Segen: Einerseits gut für Pavard, weil er dann rechts nicht mehr gebraucht wird, aber auch schlecht, weil seine Sahne-Position in der Mitte auch vakant sein muss.

Pavard: Sowohl Chelsea als auch Barcelona zeigten schon letzten Sommer Interesse
Was das für sein Standing heißt? Der Vertrag des Weltmeisters von 2018 läuft bis 2024, also noch eineinhalb Jahre. Doch laut "El Nacional" würde sich der Franzose in München nicht mehr wohlfühlen und den Rekordmeister bald verlassen wollen. Solche Gerüchte waren immer mal wieder aufgekommen. Letzten Sommer bereits hatte sich der FC Chelsea um Pavard bemüht, nun soll der FC Barcelona zu den Interessenten hinzugekommen sein.
Bessere Verhandlungsposition nach der WM?
Womöglich rechnen die Berater damit, dass Pavard (46 Länderspiele und zwei Tore für Frankreich) seinen Marktwert bei der anstehenden Winter-WM in Katar weiter steigern kann, um eine bessere Verhandlungsposition zu erhalten.

Nagelsmann jedoch steht auf Pavard, will ihn unbedingt behalten - das war schon im August so, als die Bayern lieber auf die Dienste von Chris Richards (zu Crystal Palace) und Tanguy Nianzou (zum FC Sevilla) verzichteten. Pavard blieb in München.
"Benji ist ein fantastischer und wichtiger Spieler, kann auf mehreren Positionen variabel eingesetzt werden", sagte Nagelsmann. Eben - Fluch und Segen.