Der FC Bayern und das neue, alte Gefühl: Mia san Jupp!
Jupp Heynckes setzt auf das Wir-Gefühl, penibles Training und alte Werte – und Lukas Podolski als zweiten Stürmer
MÜNCHEN Als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Geheimnisse? Geheimtraining? Nicht mit Jupp und Hermann, nicht mal am 1. Mai, am Feiertag, nicht mal am Tag vor dem Premieren-Heimspiel gegen Gladbach am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de). Und so war erstmals seit Ewigkeiten das Abschlusstraining öffentlich. Heynckes und Gerland wollen Offenheit, rein mit den Zuschauern aufs Gelände an der Säbener Straße. Nur zu! Lasst uns gemeinsam trainieren.
„Wir möchten, dass die Fans die Spieler sehen können“, sagte Gerland zur AZ, „die Leute kommen von weit her angereist, um nah dran zu sein. Es ist ja nicht mehr lange bis zum Saisonende, so werden wir das auch in den nächsten drei Wochen halten. Außerdem: Wenn Sie dicht machen – wie wollen Sie verhindern, dass sich einer auf dem Hügel in die Büsche stellt und mit einer Kamera draufhält?“
Unter Ottmar Hitzfeld fand das letzte Training immer im Verborgenen statt, auch Jürgen Klinsmann pochte auf „closed doors“. Nun ist alles anders, alles wie ganz früher. Keine Geheimnisse heißt aber auch: Keine Angst. Und das wieder hergestellte gute, alte Gefühl: Sollen die Gegner doch sehen, was wir trainieren. Wir gewinnen trotzdem.
Da ist es wieder, das mia san mia. „In dieser wichtigen Phase müssen alle zusammenstehen – dazu gehören vor allem auch die Fans“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Die Retro-Bayern, animiert ausgerechnet von einem gebürtigen Mönchengladbacher, von Josef Heynckes, dem Jupp. Mia san Jupp.
Heynckes setzt auf alte Werte. Antiautoritäre Spielererziehung und Laissez-faire ist mit ihm nicht zu machen. „Die jungen Spieler brauchen eine Anleitung. Das Leben ist so, dass man lernen muss.“ Den Profis gefällt’s. Sie hören dem Coach zu. „Jeder Einzelne ist wacher als vorher“, gibt Philipp Lahm zu. Und motivierter.
Hamit Altintop und Lukas Podolski etwa, die beide wieder in die Startelf rücken. Poldi als zweiter Stürmer neben Luca Toni. „Bayern spielt seit Jahrzehnten so“, sagte Heynckes. „Eine Spitze? Das mag ich nicht.“ Poldi mag er. Heynckes: „Wenn ich so einen linken Fuß gehabt hätte wie er, hätte ich nicht 220 Bundesliga-Tore, sondern 500.“ Für die Meisterschaft reichen auch ein paar weniger.
P. Strasser, Th. Becker