Der FC Bayern und das letzte Aufgebot

MÜNCHEN - Mit nur noch elf Feldspielern bereitete sich der FC Bayern am Donnerstag auf sein wegweisendes Spiel gegen Hannover vor. Trainer Louis van Gaal hat also auf nur einer Position die Wahl – und bekommt Druck vom Chef
Dass es kurz vor 12 Uhr war? Ein Zufall. Es hatte mit der Kabinenansprache von Louis van Gaal zu tun, dass die Bayern-Profis am Donnerstag eine halbe Stunde später als vorgesehen auf den Trainingsplatz an der Säbener Straße gingen.
Zunächst war da die gesamte Assistentenschar in weißen Trainingsanzügen, dahinter folgte eine Mannschaft, eine bessere Elf. Mehr ist es ja nicht mehr, Kader kann man nicht sagen zu diesen letzten Aufrechten. Lediglich 13 Spieler, darunter zwei Torhüter, machten rund 51 Stunden vor dem wegweisenden Heimspiel am Samstag in der Allianz Arena (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) das volle Programm mit. Da könnte man sagen: Geht doch, ein Feldspieler muss sogar noch auf die Bank. Hier die Liste der Unverletzten: Die Torhüter Butt und Kraft. Die Verteidiger Lahm, Demichelis, Badstuber, Braafheid. Die Mittelfeldspieler Kroos, Müller, Pranjic, Ottl und Timoschtschuk. Sowie Mario Gomez, ein Stürmer, der letzte seiner Art in diesen Tagen.
Jetzt hat Trainer Louis van Gaal noch eine Aufgabe, er muss – wie er immer sagt – eine Wahl machen: wohl zwischen Ottl und Timoschtschuk im defensiven Mittelfeld. Es hat schon bessere Tage gegeben beim FC Bayern.
Die Versehrtenliste: Robben, Ribéry, Contento, Alaba und Breno fehlen schon seit Wochen oder Monaten. Kapitän van Bommel (siehe nächste Seite), Klose und Olic kehrten verletzt von ihren Nationalmannschaften zurück. Der Kroate zog sich einen Nasenbeinbruch zu, wurde am Dienstag in München operiert und trägt nun Gips im Gesicht. „Ich kann nicht mal richtig atmen, falle gegen Hannover aus“, sagte Olic.
Lediglich bei zwei Patienten besteht Hoffnung: Schweinsteiger, der die DFB-Länderspiele wegen einer Kapselverletzung im Fuß abgesagt hatte, trainiert seit Dienstag wieder, allerdings nicht mit dem Rumpfteam. Van Buyten ebenso wenig, ihn plagt eine Verrenkung am Rücken. „Das ist auch nicht einfach für die, die noch trainieren können“, meint Toni Kroos. Klar, einen Wettkampf kann man mit dem kümmerlichen Rest nicht simulieren – es soll sich ja auch keiner mehr verletzen.
„Sicher fehlen wichtige Stützen im Team, aber wir haben am Samstag eine Mannschaft auf dem Platz, die die nächsten Partien siegen kann“, sagt Holger Badstuber, und Kroos glaubt: „Wenn man Position für Position durchgeht, sind wir auf jeden Fall besser besetzt als Hannover. Das muss den Ausschlag geben, dass wir unsere Qualität durchsetzen können.“ Können? Müssen! Befehl von oben.
Im Editorial der aktuellen Ausgabe des „Bayern Magazin“ forderte Karl-Heinz Rummenigge: „Ich denke, dass nun die Zeit der Probleme ad acta gelegt werden muss. In dieser Situation kann es für uns nur heißen: Für Siege gibt es keinen Ersatz.“ Und für dieses letzte Statement keine Normalität. Er wurde in Großbuchstaben und feuerrot abgedruckt.
Wie spät war es bei Trainingsbeginn?
Patrick Strasser