Der FC Bayern München sorgt mit 13 Punkten Vorsprung in der Bundesliga für Langeweile
München - Die gute Nachricht für die Konkurrenz: In Topform präsentierte sich der FC Bayern zum Rückrundenstart bei Bayer Leverkusen noch nicht, wirkte in einigen Phasen des Spiels anfällig, schlagbar. Die schlechte Nachricht: Es reichte trotzdem, um den 16. Sieg im 17. Spiel unter Trainer Jupp Heynckes zu holen. Das 3:1 am Freitagabend war letztlich verdient - und der Vorsprung an der Tabellenspitze wächst weiter an.
Weil Schalke in Leipzig 1:3 verlor, liegt Bayern 13 Punkte voraus. Nach 18 Spieltagen. Langweilig - oder beeindruckend dominant, je nach Perspektive. Klar ist: Es schlägt mal wieder 13 für alle Gegner. So sehr, dass sich die Bayern nun schon selbst Gedanken machen angesichts der Überlegenheit. "Wenn ein Klub zu weit von den Tabellenplätzen zwei, drei, vier, fünf entfernt ist, leidet die Emotion", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag bei Sky und ergänzte: "Die schönste Meisterschaft war für mich die 2001."
Bayern ist der Titel nicht mehr zu nehmen
Unvergessen, wie sich die Bayern damals in Hamburg erst in der Nachspielzeit den Titel sicherten. Und heute? Fast undenkbar, dass es mal so eng bleiben könnte bis Saisonende. Nach dem ersten Rückrundenspieltag scheint den Bayern der sechste Meistertitel in Serie schon nicht mehr zu nehmen.
"Das war das Zeichen, das wir aussenden wollten: Dass mit uns nicht zu spaßen ist", sagte Thomas Müller. Auftrag erfüllt! "Jetzt haben wir eine Woche Zeit, um uns darüber zu freuen. Und dann geht die Show weiter." Die Show - viel mehr ist es in der Liga nicht mehr für die Bayern. Es geht in den kommenden Wochen darum, die Form weiter zu verbessern, das spielerische Niveau zu steigern, um im Pokal und in der Champions League möglichst weiter zu kommen. "Wir wollen um den Titel mitspielen", sagte Rummenigge zu den Ambitionen in der Königsklasse. "Wenn Bayern mal am Laufen ist, und das ist jetzt so, dann ist es schwierig, diesen Klub zu stoppen."
Rummenigge will Heynckes halten
Das Selbstvertrauen ist bereits wieder auf Triple-Niveau, vor allem dank Heynckes, der nun auch von Rummenigge umschmeichelt wird, doch bitte eine weitere Saison zu bleiben. Obwohl die Bosse Rummenigge und Uli Hoeneß die Freundschaft zu ihrem Trainer ziemlich strapazieren und sich - zumindest laut eigener Aussage - nicht um einen Plan B bemühen, kann man sie verstehen. Denn nahezu alles, was Heynckes plant, geht auf. Auch am Freitag.
Franck Ribéry, überraschend anstelle von Kingsley Coman in der Startelf, traf nach tollem Solo zum 2:0 (59.). James Rodríguez, den Heynckes in Abwesenheit von Thiago zum Spielmacher geformt hat, streichelte seinen Freistoß in der Nachspielzeit derart gefühlvoll zum 3:1 in den Winkel, dass man kurz dachte, Mehmet Scholl stünde wieder auf dem Platz. Und Javi Martínez, der Jupp-Spieler schlechthin, stabilisierte nicht nur gewohnt souverän das zentrale Mittelfeld. Er traf auch zum wichtigen 1:0 (32.) - und verriet später, dass er zum zweiten Mal Vater wird: "Meine Frau ist wieder schwanger, sie ist im vierten Monat. Im Juni haben wir einen neuen Martínez."
Bei so viel guter Laune wollte Sandro Wagner nicht den Stimmungskiller geben. Der Rückkehrer nahm seine Jokerrolle professionell hin, auch wenn er zugab, mit der Startelf gerechnet zu haben. "Er kommt ja nicht zu irgendeinem Verein", stellte Heynckes klar: "Er kommt zum FC Bayern." Der Coach kritisierte, dass sein Team speziell nach Kevin Vollands Anschlusstor zum 1:2 (71.) "ein bisschen oberflächlich und nicht konzentriert genug" aufgetreten sei. Doch es gab auch Lob. "Wenn wir in den Spielfluss kommen, zeigt sich, dass wir nicht nur eine gute, sondern auch eine reife Mannschaft haben", so Heynckes.
Die Bayern können sich noch deutlich steigern - und sie haben jetzt eine komplette Trainingswoche vor dem Spiel am Sonntag gegen Bremen. Alles keine guten Nachrichten für die Konkurrenz.
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