Der FC Bayern: Im Nichts

Mit dem 1:1 beim HSV verlieren die Bayern mehr als nur die Tabellenführung: Sportchef Nerlinger erhöht den Druck, Robben kritisiert das System. Der AZ-Check.
Filippo Cataldo |
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Mit dem 1:1 beim HSV verlieren die Bayern mehr als nur die Tabellenführung: Sportchef Nerlinger erhöht den Druck, Robben kritisiert das System – und am Mittwoch geht’s zum Pokalderby beim VfB

HAMBURG Christian Nerlingers Körperhaltung drückte Entschlossenheit aus. Breitbeinig, mit durchgedrücktem Kreuz stand der Sportchef nach dem 1:1 beim HSV, das den Bayern die Tabellenführung kostete, da. „Wir sind mit drei Punkten Vorsprung in die Winterpause gegangen, jetzt haben wir zwei Punkte Rückstand. Das sagt alles. Wir haben jetzt Druck”, sagte Nerlinger. Doch wer nun eine Aufrüttel-Ruck-Rede Hoeneß’scher Prägung oder wenigstens eine umfassende Problemanalyse erwartet hatte, wurde enttäuscht; Nerlinger stapfte nach diesen zwei Sätzen unvermittelt zum Bus.

Druck haben die Bayern nun wirklich. Am Mittwoch kann die Spielzeit schon zur Rumpel- und Krisensaison werden. Im Pokal müssen sie beim VfB Stuttgart (20.30 Uhr, ZDF und Sky live) ran, ein Gegner, der „es uns immer schwer macht”, wie Kapitän Philipp Lahm erklärte. Zumal bei Bayern nach dem hart erspielten Remis in Hamburg Ratlosigkeit dominiert. „Mich ärgert das Unentschieden immens, weil viel mehr drin war. Andererseits kannst du das Spiel auch nicht schlecht reden, deswegen steht man gerade ein bisschen im Nichts”, sagte Thomas Müller. Tatsächlich boten die Bayern beim HSV dank Ivica Olic’ Ausgleichstreffer (71.) und einer recht vernünftigen zweiten Halbzeit am Ende die beste Rückrundenleistung, andererseits aber „weiß ich sicher, dass das nicht zur Meisterschaft reicht”, so Olic.

Knapp drei Wochen nach dem „besten Trainingslager meiner Karriere” (Jupp Heynckes) suchen die Bayern nicht nur nach ihrer Form. Es gibt mehrere Probleme:




Anspruch und Wirklichkeit: 2012 soll nichts weniger werden als das erfolgreichste Jahr der Klubgeschichte, im Wintertrainingslager wurde selbstbewusst das Triple als Ziel verkündet. Doch nun laufen sie doch wieder den Dortmunder Gipfelstürmern hinterher. „Die Ansprüche beim
FC Bayern sind extrem”, sagte Heynckes, der aber konstatieren musste: „Uns fehlt ein wenig die Selbstsicherheit.” Die Dortmunder verspotten den Rivalen derweil schon. „Bayern hat doch gesagt, dass sie mehr Qualität haben. Dann sollen sie's zeigen”, sagte Kevin Großkreutz
nach dem 2:0 beim Club.



Keine Ideen: Vier Tore erzielten die Bayern in der Rückrunde erst, keines davon entstand aus dem Spiel heraus. Die Bayern spielen dominant, doch wie vergangene Saison ist ihr Spiel umständlich und ausrechenbar. Toni Kroos wirkt im defensiven Mittelfeld verschenkt, Thomas Müller ist mehr Wühler denn Spielgestalter. Und Mario Gomez rieb sich in Hamburg auf, erhielt keine Bälle. „Wir haben bis zum Sechzehner sehr ordentlich gespielt, aber uns fehlt momentan der entscheidende Pass", sagte Lahm. Arjen Robben drückte es drastischer aus. „Wir brauchen ein Programm, mit dem wir wieder gewinnen”, sagte er. Wer will, kann dies sicher als Kritik am Spielsystem verstehen.




Der dünne Kader:
Sattelmaier, Petersen, Olic, Usami, Pranjic, Alaba, Gustavo: Diese Spieler standen Heynckes am Samstag als Alternativen zur Verfügung. Und auch wenn Olic den Ausgleichstreffer erzielte und Alaba nach seiner Einwechslung als offensiver Linksverteidiger überzeugen konnte – internationalen Ansprüchen dürfte diese Bank nicht genügen. Unter der Woche hatten erst Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und dann Franck Ribéry ihre Sorge zum Ausdruck gebracht wegen der dünnen Kaderdichte. Nerlinger wies den Franzosen in Hamburg vor dem Spiel bei „Liga total” sanft in die Schranken. „Spieler sollten sich auf das konzentrieren, was sie am besten können – nämlich Fußball spielen.” Nur klappt eben auch das derzeit nicht so wirklich. 

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