Der Fall Kroos: Bekommt Pep wieder, was er will?
Der Bayern-Profi spielt bei Manchester United vor – dort ist er sehr begehrt. „Ich würde ihn gerne behalten“, sagt Trainer Pep Guardiola.
München - Am Dienstag kann sich Toni Kroos schon mal umschauen an seinem möglichen neuen Arbeitsplatz. Das Old Trafford in Manchester ist ein imposantes Stadion, sie nennen es „Theater der Träume“. Die Hausherren können sich angeblich prima vorstellen, dass Kroos dort in nicht allzu ferner Zukunft Träume verwirklicht: seine – und jene von Manchester United.
Immerhin: Kroos ist so ziemlich der Einzige beim FC Bayern, der seinen Vertrag, der augenblicklich bis 2015 läuft, noch nicht vorzeitig verlängert hat.
Am Rande des Hinspiels im Viertelfinale der Champions League bei United war ein möglicher Wechsel kein Thema – für Kroos. Er habe, versicherte er, nur dieses Spiel im Kopf und den Einzug ins Halbfinale. Und gut damit. Andere dagegen haben am Montag und Dienstag allerdings viel über den 24-Jährigen gesagt. Karl-Heinz Rummenigge etwa: „Toni Kroos wird gesichert nächste Saison für den FC Bayern spielen“, sagte der Klub-Chef, darüber hinaus sei es „unser Wille“, dass Kroos auch nach 2015 „noch unser Trikot“ trägt.
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Doch United-Teammanager David Moyes hat Kroos bereits beobachtet. Angesprochen auf sein Interesse tat er am Montag aber so, als höre er den Namen Kroos zum ersten Mal. So oder so – die Bayern haben die Vertragsgespräche mit Kroos erst mal bis Sommer zurückgestellt.
Geht es nach Trainer Pep Guardiola, kann es nur ein Ergebnis geben: Kroos bleibt. „Er ist ein sehr guter Kerl“, sagte er in Manchester, Kroos „liebt das Spiel, es ist nicht nur ein Job für ihn, das gefällt mir“. Er, Guardiola, habe ja auch schon mit den für die Vertragsgespräche Verantwortlichen gesprochen „und meine Meinung gesagt – ich würde ihn gerne behalten“. Das ist schon ziemlich nahe an einem „Thiago oder nix“.
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Durch den Ausfall von Thiago für den Rest der Saison hat Kroos noch einmal an Bedeutung gewonnen. Der Trainer ist erklärter Freund von Mittelfeldspielern, und da vor allem von jenen, die seine Vorstellungen von einem Spiel mit möglichst dauerhaftem Ballbesitz umsetzen können. Wie bei Thiago schätzt Guardiola ganz besonders die Ballsicherheit von Kroos. Bei Thiago erreichten laut Uefa-Statistik 90 Prozent der Pässe die Mitspieler, bei Kroos und Philipp Lahm waren es vor dem Manchester-Spiel 89 Prozent. Bastian Schweinsteiger findet in 88 Prozent der Fälle zielgenau die Nebenmänner. Und Ballbesitz ist das Credo Guardiolas, der den Ausfall Thiago durch mehrere Akteure auffangen will.
In den bisher 28 Bundesliga-Partien ist Kroos 25-mal dabei gewesen, das weist ihn als einen der Spieler aus, denen Guardiola vertraut. Nur Manuel Neuer, Rafinha und Mario Mandzukic haben mehr Einsätze.
Kroos spielte auch in allen bisherigen Champions-League-Begegnungen in der laufenden Saison – auch dies ist ein Vertrauensbeweis. Nur mit der Vertragsverlängerung, da hakt es. Gerade erst hat Dante bis 2017 verlängert, Arjen Robben ebenfalls, Thomas Müller ist ebenso bis 2017 gebunden wie Franck Ribéry, wie Mario Götze oder Thiago. Mit seinen erst 24 Jahren steht Kroos für die Zukunft – anders als Spieler wie Philipp Lahm (30) und Bastian Schweinsteiger (bald 30), beide haben Verträge bis 2016.
Es sieht danach aus, dass beide Seiten pokern. Der FC Bayern will Kroos halten, aber nicht um jeden Preis. Kroos, so sieht es aus, will mal testen, wie viel er dem FC Bayern wert ist. Und United? Spielt in der kommenden Saison wohl nicht mal Europa League.