Der ewige Trapattoni kämpft gegen das Trauma von Paris

Beim deutschen Gruppengegner Irland ist weiter der Trainer der Star. Giovanni Trapattoni will noch einmal zu einer WM – steht zu Beginn der Quali aber unter Druck.
von  sid
„Wenn ich Spektakel haben will, gehe ich in die Scala“, sagte Opernliebhaber Giovanni  Trapattoni vor dem ersten Auftritt seiner Mannschaft in der Qualifikation am Freitag in
„Wenn ich Spektakel haben will, gehe ich in die Scala“, sagte Opernliebhaber Giovanni Trapattoni vor dem ersten Auftritt seiner Mannschaft in der Qualifikation am Freitag in © dpa

Beim deutschen Gruppengegner Irland ist weiter der Trainer der Star. Giovanni Trapattoni will noch einmal zu einer WM – steht zu Beginn der Quali aber unter Druck.
 

Hamburg - Immer wenn es eng wird für Giovanni Trapattoni und seine Iren, zückt der Trainer-Maestro an der Seitenlinie sein Fläschchen Weihwasser und träufelt sich ein paar Tropfen der kostbaren Flüssigkeit auf die Hand. Dann noch ein schnelles Stoßgebet gen Himmel und alles wird gut – meistens jedenfalls. Seit vier Jahren trainiert der verschmitzte italienische Signore die „Boys in Green“, und die Iren lagen ihm lange bedingungslos zu Füßen. Doch ausgerechnet zum Start der Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien wird die Kritik an der Steinzeit-Taktik des 73-Jährigen lauter. „Der Fußball hat sich verändert“, sagte Ex-Nationalspieler Paul McGrath, eine Art Kleeblatt-Matthäus, „es reicht nicht mehr, wie Muhammad Ali damals gegen George Foreman passiv zu sein und am Ende auf einen glücklichen Treffer zu hoffen.“

Der Signore mit den schlohweißen Haaren kennt die Vorwürfe natürlich – und kontert sie mit der Gelassenheit des Alters und der Gewissheit, 22 Titel
gewonnen zu haben. „Wenn ich Spektakel haben will, gehe ich in die Scala“, sagte Opernliebhaber Trapattoni vor dem ersten Auftritt seiner Mannschaft in der Qualifikation am Freitag in Kasachstan, wir müssen das Team verändern – aber langsam. Unseren jungen Spielern mangelt es an Erfahrung."

Und so geht Trapattoni mit seiner altbewährten Taktik daran, das Trauma von Paris zu besiegen. Im November 2009 hatte Frankreichs Thierry Henry mit einem infamen Handspiel im Play-off alle irischen Hoffnungen auf die WM 2010 zerstört. „Das haben wir bis heute nicht verdaut“, sagte Trapattoni, „aber es nützt nichts.“ Die Schande soll
endlich getilgt werden. Die Trainer-Legende will unbedingt mit den Iren nach Brasilien: „Aber dafür müssen wir besser spielen als bei der Europameisterschaft.“ In der Gruppe mit dem Favoriten Deutschland kämpfen die Iren wohl mit Schweden und Österreich um Platz zwei – Kasachstan und die Färöer gelten als Außenseiter.

Auf seiner Mission nach Brasilien muss Trapattoni allerdings auf wichtige Stützen der Vergangenheit verzichten: Torwart Shay Given (Aston Villa) und Flügelflitzer Damien Duff (FC Fulham) erklärten nach der EM ihren Rücktritt. Und so ist Robbie Keane neben „Trap“ der einzige Star der Iren. Doch ganz allein auf den alten Haudegen der LA Galaxy will sich Trapattoni auch nicht verlassen – und setzt in der Qualifikation große Hoffnungen in den erst 21 Jahre alten James McCarthy von Wigan Athletic. „Er hat die Fähigkeit den Ball eine Sekunde vor seinem Gegner zu sehen“, sagte Trapattoni in ungewohntem Überschwang über den jungen Regisseur. Und dann hat er ja auch immer noch sein Weihwasser.

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