Der coolste Hund von Harlaching

MÜNCHEN - Franck le Filou: Geradezu diebisch freute sich Bayern-Star Ribéry über seinen gelupften Elfer im Pokal-Derby. Wie er die Löwen austrickste - und seine Bayern verzückte.
Die Trophäe des Abends nahm der Mucki mit. Kein Fan, nein. Mustafa, genannt Mucki Kucukovic (21), der Löwen-Stürmer. Er hatte sich das Bayern-Trikot mit der Nummer 7 geschnappt, das Andenken an Franck Ribéry.
Am liebsten hätten sie sich ihn geschnappt nach dem Pokal-Aus, den „Derby-Helden“ (Ottmar Hitzfeld), den Spielentscheider, den dreistesten Elfmeterschützen der Derby-Historie. Franck le Filou.
Held oder Versager, Filou oder Idiot
Er, der beim zweiten Versuch – der erste stramm verwandelte Elfmeter wurde von Schiedsrichter Gagelmann wegen vorzeitiger Überbevölkerung des Strafraums zurückgepfiffen – den Ball mit Minimalstgeschwindigkeit in die Tormitte lupfte. Ganz so, als würde ein Tennisprofi beim Matchball gegen sich einen Schmetterball ganz leicht und ohne Druck in die Platzmitte setzen. Ein Elfmeter mit zwei Ausfahrten: Held oder Versager. Filou oder Idiot.
Ribéry traf, und sogar sein Opfer staunte. Die knappe Laudatio von Philipp Tschauner, dem slapstickartig verladenen 1860-Torhüter: „Ein cooler Hund.“ Was in Bayern einer Auszeichnung wie dem Oscar nahekommt. A Hund is’ er scho, der Ribéry. Der coolste Hund von Harlaching.
Erinnerungen an Antonin Panenka
Und so saß er auch gestern im Pressestüberl der Bayern an der Säbener Straße. Französische Lässigkeit. Liberté toujours. Als müsste er darüber sprechen, wie er sich in der Früh eine Semmel aufgeschnitten hätte. Für andere eine „verrückte“ (Manager Uli Hoeneß) und „legendäre“ (Kapitän Oliver Kahn) Aktion, für ihn selbst eine Selbstverständlichkeit. „Ich wusste sofort, wie ich es anstellen wollte“, berichtete er gestern und fügte lächelnd hinzu: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.“
Und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Am zweiten Spieltag bei Werder Bremen hatte der 24-Jährige schon einmal den Lupf-Elfmeter, den der Tschechoslowake Antonin Panenka 1976 im EM-Finale gegen Sepp Maier erfunden hatte, ausgepackt. In einem für die Bayern wichtigen Spiel. Gegen den größten Titelrivalen, beim Stand von 0:0. Aber Ribéry hat in Sachen Löffel-Elfer ein Vorbild: Sein Landsmann Zinedine Zidane hatte auf diese Art das 1:0 im WM-Finale 2006 von Berlin gegen Italien erzielt, den Ball unter die Latte gechippt.
"Er übt das manchmal im Stillen"
,,Von solchen Spielern gibt’s nur ganz wenige auf der Welt – und wir haben einen davon“, meinte Kahn bewundernd. Einen, der diese Zirkus-Nummern einstudiert. „Er kann das einfach“, sagte sein Kumpel Daniel van Buyten, „aber Training muss sein. Er übt das manchmal im Stillen.“ Für sich. Ohne Torwart. Wer will da schon Opfer sein?
„Da sieht man einfach nur blöd aus, weil man sich ja für eine Ecke entscheidet“, meinte Bayern-Torwart Michael Rensing und gab Ribéry eine kollegiale Warnung mit: „Franck soll's damit jetzt aber bitte nicht übertreiben.“
Ob das was nutzt? Wohl kaum. Am Samstag spielt Bayern bei Schalke. Was Ribéry betrifft, ist mit dem Schlimmsten zu rechnen.
P. Strasser, C. Paschwitz