"Der BVB ist der einzige Konkurrent"
Hier blickt Paul Breitner auf die kommende Saison der Bayern in Liga und Königsklasse
AZ: Herr Breitner, in Spaniens Fußball lautet die ewige Frage: Real Madrid oder der FC Barcelona? In Deutschland läuft es auf ein Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund hinaus. Oder etwa nicht?
PAUL BREITNER: Ja, es wird ein Zweikampf, sie werden es unter sich ausmachen. Ich kann völlig falsch liegen, aber ich glaube: Der BVB ist für uns der einzige Konkurrent.
Warum? Was ist mit den Champions-League-Teilnehmern Schalke und Gladbach oder den Wolfsburgern?
Es sind ganz klar die besten Mannschaften der letzten Jahre. Die Dortmunder haben ihren Kader qualitativ gut ergänzt, wir auch. Ich glaube nicht, dass es eine andere Mannschaft schaffen wird über 34 Spieltage oben ernsthaft mitzumischen.
Die Dortmunder werden nach zwei Meisterschaften spüren, dass auch sie immer intensiver gejagt werden.
Für die restlichen 16 Klubs gibt es ab sofort zwei Topspiele: Gegen Bayern und Dortmund. Wie gegen uns spielen alle auch gegen die Borussia mit mehr als hundert Prozent.
Für den BVB geht es zum zweiten Mal in die Vorrunde der Champions League...
...und ich bin sicher, dass sie die K.o.-Runde erreichen.
Das hoffen Sie, damit die Dortmunder in der Rückrunde den physischen Abrieb spüren, oder?
Nein, es geht nicht darum, dass ich denke, dann haben die auch mal unser übliches Programm und werden schon sehen. Ich glaube, dass sie aus ihrem ersten Champions-League-Jahr gelernt haben, wie man diese Vorrunde angeht. Ihr Spiel lebt davon, dass die ganze Mannschaft 90 Minuten in Bewegung ist, das können sie aber nicht 34 Liga-Spieltage plus Champions League durchstehen. Daher werden sie in der Liga auch mal 10, 20 Prozent weniger Leistung bringen.
Also Vorteil FC Bayern – da ist man die Doppelbelastung gewohnt.
Wenn beide Teams die gleichen Voraussetzungen haben, sind wir besser. Inklusive Champions League müssen die Dortmunder die Rückrunde anders planen als 2012, können die gesparte Kraft nicht dazu nutzen, in der Bundesliga aufzutrumpfen.
Wie sehen Sie die Aussichten der Bayern in der Champions-League? Wenigstens ist der Druck des Finals im eigenen Stadion nun weg.
Ach, das ist doch ein Schmarrn. Jeder Spieler will so ein Finale erreichen, völlig egal, wo es stattfindet. Ich hätte mich 1974 genau so gefreut, wenn ich nicht im Münchner Olympiastadion, sondern in Timbuktu Weltmeister geworden wäre.
Und wer erreicht das Finale 2013 im Londoner Wembley-Stadion? Die Bayern?
Ich bin einer von 13 Millionen bekennenden Bayern-Fans. Die würden ihnen alle das Gleiche sagen: Ich bin überzeugt, dass wir möglichst alle drei Pokale gewinnen. Das werden Sie von mir so lange hören, bis es rechnerisch nicht mehr geht. Aber in der Champions League darfst du dir in der K.o.-Runde keine schlechte Tagesform leisten.
Siehe Barca im Halbfinale der letzten Saison gegen Chelsea.
Genau, oder 2010 im Halbfinale gegen Inter. Für mich ist der FC Barcelona nach wie vor die beste Mannschaft Europas, dahinter kommen Real Madrid und wir. Dazu meist die ein oder andere Überraschungsmannschaft. Außerdem ist es doch so – und das hat das Finale 2012 auf grausame Weise gezeigt: Im Fußball gewinnt nicht immer der Bessere.