Der Boss macht Druck auf Klinsmann
In dieser Woche zeichnet sich für die Titeljäger des FC Bayern mit den Spielen am Dienstag im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart und am Freitag zum Bundesliga-Rückrundenstart beim Hamburger SV gleich ein Trend ab. Der AZ-Check zum Start
MÜNCHEN
Denn sie wissen nicht, wo sie stehen.
Eine gern genommene Floskel von Trainern wie Spielern: „Wir wissen nicht, wo wir stehen.“ Eines wissen die Bayern: Ihnen steht ein ganz schwerer Auftakt bevor. Am Dienstag das DFB-Pokal-Achtelfinale beim VfB Stuttgart (20.30 Uhr, ZDF live), drei Tage später das Auftaktspiel zur Rückrunde beim Hamburger SV (20.30 Uhr, ARD live).
„Zwei echte Hämmer gleich zum Start, das ist gut so“, sagte Trainer Jürgen Klinsmann, „da werden wir gleich gefordert.“ 24 Tage Vorbereitung sind absolviert, Diese Woche heißen die Koordinaten Stuttgart und Hamburg. Die AZ überprüft, wo die Bayern vor der ersten Woche der Wahrheit 2009 stehen.
Wie liefen die Testspiele?
Gerne hätten die Bayern in England gegen Premier-League-Teams gespielt, die Antwort auf jede Anfrage hieß „No“. So blieben zweit- und unterklassige Gegner, also kaum echte Tests. „Jürgen Klinsmann wollte nicht so viele Testspiele“, erklärte Manager Uli Hoeneß, „dem haben wir Rechnung getragen.“ Zurück aus Dubai gab’s ein 3:0 in Bamberg, ein 2:0 in Kaiserslautern, ein 5:0 in Mainz. 10:0 Tore – aber außer Selbstvertrauen nicht viel Gewinn.
Wie ist der Kampf um die Plätze ausgegangen?
Neun Positionen sind vergeben für die Startelf der nächsten Spiele. „Einen Bonus“, so Klinsmann, hätten die Spieler, die zum Ende der Vorrunde dafür sorgten, dass Bayern 16 Spiele ungeschlagen blieb. Die zwei offenen Stellen: In der Innenverteidigung drängt Daniel van Buyten („Ich bereite mich auf jedes Spiel so vor, als würde ich beginnen“) ins Team, er machte in der Vorbereitung jedes Testspiel von Beginn an mit. Doch im Grunde sind Martin Demichelis und Lucio (zuletzt geschwächt durch eine Grippe gesetzt). Auf der rechten Mittelfeldseite empfahl sich Hamit Altintop, der beinahe die komplette Vorrunde wegen einer Operation verpasst hatte. Doch Klinsmann wird zunächst an Bastian Schweinsteiger festhalten.
Wie gut ist der Neue?
Landon Donovan begann am 2. Januar bei Bayern, der US-Boy ist der Mann des Monats. Frech, spielintelligent, lauffreudig, torgefährlich, er traf in Mainz doppelt. Er hat Lukas Podolski als Stürmer Nummer drei längst verdrängt, ist nun Joker Nummer eins. Doch Poldi konterte im ZDF: „Wenn ich fit bin, dann bleiben meine Hauptkonkurrenten Miroslav Klose und Luca Toni.“
Welche Sorgen hat Bayern?
Willy Sagnol muss seine Karriere beenden, Massimo Oddo ist nach der Roten Karte im Bundesliga-Spiel in Stuttgart (2:2) für drei Ligaspiele gesperrt, Christian Lell probte auf der rechten Seite – dennoch bleibt diese Position wie Franz Beckenbauer („Die rechte Seite hinkt gewaltig hinter der linken Seite her“) anmerkte, eine Schwachstelle. Ungeklärt sind weiter die Personalien van Bommel (nimmt er das Einjahresangebot an?), Oddo (wird aus dem Leih- ein Kaufgeschäft?) und Sosa (klappt sein Wechsel nach Palermo?) – da könnte Unruhe drohen. Ebenso im Fall Franck Ribéry. Zeigt er seine Weltklasse, werden die Anfragen und Verlockungen stetig anwachsen.
Die AZ-Prognose
Zum Restart der Pflichtspiele hat Karl-Heinz Rummenigge mal eben unmissverständlich klargemacht, was er von Trainer Klinsmann erwartet. Es werde alles an Titeln gemessen, sagte der Vorstandsboss in der „SZ“ und forderte: „Wir müssen jetzt ernten, und das heißt: nachlegen, nicht nachlassen.“ Stuttgart und Hamburg – in diesen Spielen wird der Trend für die gesamte Rückrunde gelegt. Und wie sagt Hoeneß immer? „The trend is your friend.“
P. Strasser