„Der Bayern-Fan pfeift auf Spannung“

Hier erklärt Fußball-Legende Paul Breitner wie er einst in Madrid zum Basketball-Fan wurde – und warum er Stammgast bei den Heimspielen des Bauermann-Teams in der Olympia-Eishalle ist.
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Paul Breitner
dpa Paul Breitner

Hier erklärt Fußball-Legende Paul Breitner wie er einst in Madrid zum Basketball-Fan wurde – und warum er Stammgast bei den Heimspielen des Bauermann-Teams in der Olympia-Eishalle ist.

AZ: Herr Breitner, am Samstag (19.30 Uhr) spielt der FC Bayern wieder Basketball – in der Olympia-Eishalle gegen Rhöndorf. Sie sind Stammgast beim Zweitliga-Tabellenführer, der zuletzt zwölf Spiele in Serie gewonnen hat. Wird das Zuschauen nicht langweilig, wenn man eigentlich schon vorher weiß, wer gewinnt?

PAUL BREITNER: Also, wenn zwei Mannschaften gegeneinander spielen, für die ich keine Leidenschaft habe, dann soll das Spiel ruhig 91:90 ausgehen. Was den FC Bayern betrifft, da wäre mir schon im ersten Viertel eine Führung von 15 Punkten am liebsten.

Meinen Sie nicht, dass knappe Spiele mehr Unterhaltungswert für Menschen in der Halle haben?

Ach was! Der Bayern-Fan pfeift auf Spannung. Der will vom ersten Tag an von der Tabellenspitze auf die anderen herunterschauen. Knappe, taktische Siege sind was für Feinschmecker. Die Generation Eventzuschauer will klare, positive Erlebnisse.

Was gefällt Ihnen am Basketball Ihres Vereins?

Man geht jedes Mal aus den Spielen raus und hat ein Gefühl, als wäre man auf einem tollen Open-Air-Konzert gewesen oder hätte ein tolles Theaterstück gesehen. Mir gefällt das Drumherum, das Animationsprogramm.

"Cheerleader, Band - das gehört dazu"

Nicht alle Zuschauer sind von den ständigen Musikeinspielern begeistert.

Das gehört doch dazu, die Cheerleader mit ihren Figuren, eine Band, die sich abrackert. Und ich muss sagen, ich verstehe nicht, dass der Fußball das im Jahr 2011 noch nicht kapiert hat. In manchen Stadien auf der Welt läuft in der Halbzeitpause noch die Militärkapelle auf.

Woher stammt Ihre Begeisterung für Basketball?

Als ich 1974 bis ’77 bei Real Madrid gespielt habe, war ich oft mit meiner Frau und einigen Mitspielern bei unseren Basketballern, die haben im Sportpalast vor 10000 Leuten gespielt, das war immer gerammelt voll. Die waren eine der besten Mannschaften in Europa, lauter gestandene Profis aus den USA.

Ein ganz anderer Stil als der damalige europäische, oder?

Eine Offenbarung. In Deutschland dümpelte Basketball ja so vor sich hin, aber was diese Jungs auf dem Feld gezeigt haben, war Wahnsinn. Über eine nahe Army-Base hat der Verein Spitzenleute aus der NBA geholt. Die haben zum Teil mehr verdient als wir!

Trainer Dirk Bauermann lässt beim FC Bayern defensivorientierten und eher unspektakulären Basketball spielen. Gefällt Ihnen das dann überhaupt?

Es ist doch so: Egal, in welcher Sportart, du bist nur erfolgreich, wenn du hinten vernünftig stehst. Wir haben das im Fußball früher auch oft so gehandhabt. Der Franz, die anderen und ich haben hinten dichtgemacht und gesagt, ein Tor vom Gerd muss reichen, damit wir gewinnen. Zuerst brauchst du in der Defensive Ordnung. Dann kommt die Offensive, da darf es Chaos in Form von Überraschungen geben.

Apropos: Franz Beckenbauer hat ja gerne mal geäußert, wenn Fußballer keinen Körperkontakt vertragen würden, sollten sie doch zum Basketball gehen.

"Ich möchte nicht gegen Darius Hall zum Korb ziehen müssen"

Von wegen körperloser Sport! Man muss sich nur mal anschauen, wie physisch es zugeht, wenn zum Beispiel unter dem Korb um einen Ball gekämpft wird – und was dabei alles nicht gepfiffen wird. Basketball ist ein harter Sport geworden, aber genau das richtige Maß, nicht so brutal wie Handball. Ich möchte jedenfalls nicht gegen Darius Hall zum Korb ziehen müssen.

Haben Sie selbst auch Basketball gespielt?

Am Gymnasium in Traunstein in den 60er Jahren, ja. Mich hat die Dynamik damals schon begeistert. Allerdings war ich mit 1,76 Metern ein Stück zu klein. Jedenfalls habe ich seitdem schon immer Basketball irgendwie im Auge behalten und es hat mich dementsprechend riesig Freude, als der Uli (Präsident Hoeneß, d. Red.) und der Bernd (Vizepräsident Rauch, D. Red.) gesagt haben, so, wir packen das jetzt auch in München an.

Das Projekt schlägt bisher voll ein, die Halle ist immer ausverkauft, im Februar geht’s vor 12200 Zuschauern in die Olympiahalle. Haben Sie schon einmal erlebt, dass eine Sportart in München neben dem Fußball so aufblüht?

Eishockey bei Hedos vielleicht, zu den besten Zeiten. Ich habe mir auch gerne Eishockey angeschaut, in Landshut damals, auch ein faszinierender Sport. Aber eigentlich gab es nichts Vergleichbares zum Basketball jetzt.

Gerade kümmert sich der Verein um den Umzug in die Rudi-Sedlmayer-Halle, um in der BBL mehr als 7000 Zuschauern Platz zu bieten.

Wir alle wissen, dass jetzt der nächste Schritt notwendig ist, in Sachen Kapazität und auch Komfort. Im Winter kann die Olympia-Eishalle ungemütlich werden, es ist auf Höhe des Parketts ziemlich kalt.

Welche Spieler der Bayern haben Ihnen bisher am besten gefallen?

Ich denke nicht, dass ich den Sachverstand habe, einzelne Spieler zu beurteilen, aber wissen Sie, was mich am meisten beeindruckt?

Was denn?

Dass Dirk Bauermann oder international anerkannte Spieler wie Hamann oder Greene ganz bewusst in die zweite Liga gehen, auf ein Niveau, über das sie sonst gar nicht nachgedacht hätten. Weil sie ein Ziel vor Augen haben.

Das wäre, wie wenn Philipp Lahm und Thomas Müller auf einmal in der zweiten Bundesliga spielen würden.

Und unsere Basketballer gehen jedes Spiel mit einer unglaublichen Professionalität an, in einer Liga, wo sie eigentlich überhaupt nicht hingehören. Das schätze ich.

Beim vergangenen Heimspiel war nahezu die komplette Führungsriege des FC Bayern anwesend. Und von Hoeneß bis Stoiber haben alle richtig mitgefiebert.

Natürlich! Und ich weiß: Es werden noch andere aus ihren Häusern herauskommen.

Ein Standardsatz von Prominenten lautet dann immer „Ich komme auf jeden Fall wieder.“ Sie haben das auch gesagt bei Ihrem ersten Besuch – und Wort gehalten.

Wann immer meine Frau und ich bei Heimspielen in München sind, werden wir auch kommen. Wir Freude uns auf jedes Spiel!

Julian Galinski

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