„Der Alte ist der Boss“

Hier erklärt Jupp Heynckes (66), wieso er einen so guten Draht zu den Stars hat, was er vom Internet hält und wieso er nach seinem Bayern-Job aufhört.
Interview: Filippo Cataldo |
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AZ: Ein halbes Jahr wieder beim FC Bayern und schon wählen Sie die AZ-Leser zum Trainer des Jahres. Glückwunsch, Herr Heynckes!

JUPP HEYNCKES: Danke schön! Dies ist natürlich eine Ehre für mich, finde aber, dass diese Auszeichnung an meine gesamte Mannschaft gehen müsste. Letztendlich kann mein Erfolg nur damit verknüpft werden, wie die Mannschaft sich präsentiert, wie sie Fußball spielt, wie erfolgreich sie ist. Und da müssen wir alle mit einbeziehen, vom Zeugwart bis zu den Ärzten und Co-Trainern. Nur wenn ein Rädchen ins andere greift, klappt’s.

 

Wie schwer war es, das Team im Sommer wieder in die Erfolgsspur zu bringen?

Ich habe von Anfang an an alle appelliert, dass wir nur gemeinsam Erfolg haben können und ein professionelles Arbeiten notwendig ist. Der Teamgeist war schon vorhanden, aber etwas verschüttet. Und ich habe ihn wieder herausgeholt.

Was genau war verschüttet?

Die Kommunikation untereinander ist wahnsinnig wichtig. Ich habe erstmal mit allen viel geredet und die Kommunikation wieder gefördert. Und ich glaube, dass ich durch meine Art, die Mannschaft zu führen und immer offen zu wirken, wieder sehr viel Ruhe in den Klub gebracht habe.

Das hört man ja von den Verantwortlichen oft: Unter Heynckes ist die Harmonie zurückgekehrt. Wie wichtig ist dieser Aspekt Ihrer Arbeit?

Na, in erster Linie sehe ich mich als Trainer, als Fußballlehrer. Mir hat es immer sehr viel Spaß gemacht, mit Spielern zu arbeiten. Aber insbesondere bei einem Klub wie dem FC Bayern, der polarisiert, ist es wichtig, dass man die Balance findet. Das ist mir gelungen, denke ich. Sie müssen als Trainer eine natürliche Autorität darstellen. Ich lebe Professionalismus vor, die Spieler können sich sicher ein Beispiel an mir nehmen.

Kommende Saison wird Mehmet Scholl als Trainer der Regionalligamannschaft Ihr Trainer-Team verstärken.

Diese Entscheidung finde ich sehr gut. Mehmet hat eine riesige Erfahrung als Spieler, er ist eine Integrationsfigur, ein Ex-Spieler, der immer Sympathieträger war. Und er versteht sehr viel vom Fußball.

 

Natürliche Autorität – hat Mehmet Scholl die?

Unterschätzen Sie mir den Mehmet nicht! Mehmet hat zwei Gesichter: ein lockeres, flapsiges, aber wenn er vor der Mannschaft steht, ist er anders, absolut professionell, absolut fordernd. Sie müssen mehrere Facetten haben als Trainer. Ich bin manchmal auch sehr locker mit der Mannschaft, dass die denken, das ist einer von uns. Aber die Spieler wissen genau: Wenn es ums Eingemachte geht, ist mit mir nicht zu spaßen.

 

„Er ist einer von uns“? Nehmen die Spieler Sie so wahr? Mit Verlaub, Herr Heynckes, Sie sind 66!

Wenn ich mit den Spielern flachse, herrscht keine große Distanz zwischen uns. Ich verstehe die Spieler noch, keine Angst! Aber klar, sie wissen immer: „Der Alte ist der Boss

Sind Sie eigentlich wie Ihr Freund Uli Hoeneß auch Internet-Verweigerer?

Überhaupt nicht! Ich habe ein Laptop im Büro, dazu noch ein Smartphone. Da lese ich etwa den Pressespiegel oder meine Termine und Mails. Ich kann auch SMS schreiben! Aber als Trainer hat man nicht so viel Zeit, um ständig zu surfen.

Zuletzt waren Sie in Doha, in Delhi, ansonsten geht es durch Europa und Deutschland. Strengen Sie diese Reisen, die das Arbeiten bei Bayern mit sich bringt, nicht an?

Das strengt schon an, natürlich. Aber ich stecke das ganz gut weg, weil ich sehr diszipliniert lebe. Und das muss man in meinem Alter einfach tun. Wenn ich mit der Mannschaft unterwegs bin, dann trinke ich nie Alkohol. Das geht nicht! Und dann brauchen Sie Ihren Schlaf, Ihre Ruhephasen. Die müssen Sie sich bewusst nehmen. Aber diese Reisen gehören zu meinem Beruf dazu. Und ich bin viel zu gerne Trainer, als dass ich mich darüber beklagen könnte.

Uli Hoeneß hat angeregt, dass Sie Bayern möglicherweise auch bei der Suche nach Ihrem Nachfolger behilflich sein könnten...

Der Uli denkt immer viel zu weit voraus. Wir wollen diese Saison abschließen, dann hoffentlich gemeinsam die nächste angehen. Und dann können wir uns in einem Jahr zusammensetzen und sehen, wie ich mich fühle, wie meine persönliche Situation ist und was der Klub will. Vielleicht mach’ ich auch weiter.

Und falls nicht? Könnten Sie sich vorstellen, dem Fußball in einer anderen Funktion erhalten zu bleiben?

 

 

Eigentlich nicht. Irgendwo Frühstücksdirektor möchte ich sicher nicht werden. Scout, Aufsichtsrat oder ein Fernseh-Job – das reizt mich nicht. Wenn es hier vorbei geht, dann ist es vorbei!

 

 

 

 

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