Demoralis und Timoschtschüss

Innenverteidiger Demichelis ist bei van Gaal völlig unten durch. Bayerns Trainer lässt sogar lieber Mittelfeldspieler Timoschtschuk in der Viererkette ran. Doch der Ukrainer denkt an einen Wechsel .
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Nur noch Bankdrücker: Martin Demichelis.
sampics/Augenklick Nur noch Bankdrücker: Martin Demichelis.

Innenverteidiger Demichelis ist bei van Gaal völlig unten durch. Bayerns Trainer lässt sogar lieber Mittelfeldspieler Timoschtschuk in der Viererkette ran. Doch der Ukrainer denkt an einen Wechsel .

MÜNCHEN Kurz vor Schluss der Partie gegen Cluj durfte Martin Demichelis dann wenigstens aufstehen, ein wenig für bessere Durchblutung sorgen, die Muskeln lockern. Den Argentinier in der Nachspielzeit als Instrument des Zeitschindens einzuwechseln? Nein, diese letzte Demütigung ersparte Trainer Louis van Gaal dem Argentinier.

War ja schon schlimm genug, dass er nach der Einwechslung von Edson Braafheid das Spiel gegen die Rumänen neben dem Kindergarten, dieser aktuellen Verlegenheitsersatzbank, verfolgen musste. Thomas Kraft (22) saß dort, der zweite Torwart, dazu Christoph Knasmüllner (18) und Nicolas Jüllich (20) – zusammen exakt null Bundesliga-Spiele. Demichelis dagegen ist seit 2003 bei Bayern, dazu argentinischer Nationalspieler, Stammspieler bei der Weltmeisterschaft in Südafrika. Nun unten durch, ein gebrochener Mann – Martin Demoralis. Seine Zeit in München läuft ab. Findet sich in der Winter-Transferperiode ein Käufer, darf er trotz eines Vertrages bis 2012 vorzeitig gehen.

Deutlicher als momentan kann man nicht gezeigt bekommen, dass man keine Chance hat. Abwehr-Chef Daniel van Buyten fehlt wegen Rückenproblemen, Demichelis wäre der logische Ersatz – auch weil der Brasilianer Breno nach seinem Kreuzbandriss in der Reha derzeit mit Leistenproblemen zu kämpfen hat. Doch van Gaal improvisiert lieber, nimmt mit Anatolij Timoschtschuk ein Risiko in Kauf. „Er ist kein Innenverteidiger, sondern ein Mittelfeldspieler“, sagte van Gaal nach dem 3:2 gegen Cluj, „er macht das, weil ich im Moment keine andere Lösung habe. Er macht das sehr gut.“

Gekonnt geschwindelt. Erstens: Sehr gut? Gegen die Rumänen patzte der Ukrainer beim 0:1 und bewies trotz seines Fleißes, dass er fachfremde Arbeit verrichten muss. Zweitens: Keine andere Lösung? Van Gaal nüchtern: „Demichelis ist ein Innenverteidiger. Jetzt macht er es nicht so gut.“

Das Tischtusch zwischen dem Trainer und Demichelis scheint zerschnitten. Vor dem ersten Saisonspiel hatte ihm van Gaal offenbart, er habe seinen Stammplatz verloren. Es folgten Schmoll und Groll, nach der „Trauerzeit“ auf dem heimischen Sofa bis dato nur zwei Einwechslungen. Beim letzten Einsatz Anfang des Monats in Dortmund patzte Demichelis zwei Mal, Endstand 0:2. Viel schlimmer wohl, dass er – wie „Bild“ berichtet hatte – Freitagnacht zuvor bei einem Szene-Italiener gesehen worden sein soll. Nicht die ideale Vorbereitung auf ein Sonntags-Spiel. Der Fall hat Parallelen zum Zerwürfnis mit Ex-Stürmer Toni, nun hat sich Demichelis lucatonisiert.

Nutznießer Timoschtschuk bekommt viel Lob. Etwa von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge: „Er ist ein Spieler mit hoher Qualität und sehr gutem Charakter, er macht nie Zirkus. Gut, dass wir ihn gehalten haben.“ Im August lockten den 32-Jährigen russische Klubs, der VfL Wolfsburg war an einem Leihgeschäft interessiert. Der Grund: An Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger kommt er nicht vorbei.

„Meine Position ist Number six“, sagte er in passablem Deutsch mit Englisch-Anleihen, „der Trainer hat mit mir geredet, dann habe ich gesagt: okay. Aber ich bin Maximalist. Ich habe immer 90 Minuten gespielt, hier ist das schwierig.“ Ob er bleibe, wurde der Ukrainer gefragt. „Klar – bis Winter. Danach muss man schauen.“ Heißt es dann Timoschtschüss?

Patrick Strasser

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