David Alaba: Hier der David, da der Goliath

Bei Bayern ist Alaba sportlich ein ganz Großer, jedoch meist zurückhaltend. Ganz anders bei Österreichs Nationalelf! Seine besten Scherze, wie der 21-Jährige tickt, was sein erster Jugendtrainer sagt.
Florian Bogner |
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David Alaba ist in Österreichs Nationalmannschaft schon in jungen Jahren ein Star.
dpa David Alaba ist in Österreichs Nationalmannschaft schon in jungen Jahren ein Star.

Beim FC Bayern ist David Alaba sportlich schon ein ganz Großer, jedoch meist zurückhaltend und still. Ganz anders bei Österreichs Nationalelf! Seine besten Scherze, wie der 21-Jährige tickt, was sein erster Jugendtrainer sagt.

Wien - David Alaba schaut zur Seite, irgendwas klingelt da doch.

Es ist das Handy des österreichischen Fußballverbandspräsidenten Leo Windtner, das die Pressekonferenz des ÖFB vor dem WM-Quali-Spiel in Deutschland (Fr., 20.45 Uhr) jäh unterbricht. Trocken sagt Alaba: "Das kostet, Herr Präsident!" Er verwaltet schließlich die Mannschaftskasse. Der Saal bückt sich ab vor Lachen.

Keine Frage: Im Kreise des ÖFB erscheint FC Bayern 2011, 2012 und wohl auch 2013 mitunter schüchtern, nach Spielen schleicht er oft an allen Diktiergeräten vorbei, gibt selten Interviews, ist letztlich auch nur ein Hochbegabter von vielen.

In Österreich dagegen ist Alaba der große Star – hier David, dort Goliath. In Wien jedenfalls kennt ihn jedes Kind, viele laufen in seinem Trikot herum. Alaba grinst von Werbeplakaten, ist auf dem Cover des bekanntesten Playstation-Fußballspiels – zusammen mit Lionel Messi.

Angefangen hat alles an einem Winternachmittag im 22. Wiener Bezirk im Jahr 2000. Da stand ein kleiner Achtjähriger mit seinem Vater George am Biberhaufenweg 18 und fragte, ob er mal beim SV Aspern mitkicken dürfe. Was Trainer Emanuel Dahner zu sehen bekommt, versetzt ihn ins Staunen.

"Wie eine Raubkatze hat er den Ball erobert, wie einer vom Zuckerhut. Er war so unglaublich schnell", erinnert er sich. "Man hat gleich gesehen, dass das ein besonderes Talent ist." Eins, das in seiner ersten Saison 90 Tore schießt. Eins, das später zum jüngsten Nationalspieler Österreichs (17 Jahre, 112 Tage) wird, und am Freitag in München gegen den Erzrivalen glänzen soll.

Für das Spiel in seiner zweiten Heimat gibt sich Alaba angriffslustig. Als Windtners Handy still ist, wird er auf einen Satz von Toni Kroos angesprochen. Der hatte im Interview mit der AZ gesagt, dass Alaba nicht gegen die deutschen Teamkollegen vom FC Bayern wetten brauche, weil Österreich in der Vergangenheit ja immer gegen den großen Nachbarn verloren hätte.

"Hat er das gesagt? Passt!", sagt Alaba. "Das werden wir schon sehen."

Aus der kleinen Raubkatze von damals ist schließlich der wohl beste Linksverteidiger Europas geworden, ein Triple-Sieger. Einer, den ganz Österreich ins Herz geschlossen hat. "Er ist schon ein bisserl unser Held", sagt auch Ulrike Kreuzthaler, die ehemalige Obfrau des SV Aspern über Alabas Strahlkraft, die längst über den 22. Bezirk, über Wien hinaus geht.

Aber Alaba achtet seine Wurzeln, schaut noch manchmal in Aspern vorbei, zuletzt vor einem Jahr. "Wenn er das nächste Mal kommt, brauchen wir wahrscheinlich Security", sagt Kreuzthaler, die einen riesigen Ansturm befürchtet. In Aspern muss er aber letztlich keine Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Hier schätzen sie seinen Witz, seinen Schmäh, wie man sagt.

Beim FC Bayern, wo ja hinter jeder Ecke ein Eklat lauern könnte, ist er vorsichtiger. Dabei würde man ihm noch am ehesten verzeihen. Es gibt da schließlich die eine Anekdote, die Uli Hoeneß gerne preisgibt und von einer nächtlichen Tour mit Franck Ribéry handelt. Alabas Ausrede war: "Da muss der Franck mit einem anderen Schwarzen unterwegs gewesen sein." Dem Präsidenten gefiel das.

Auch die Teamkollegen stehen auf Alabas Dialekt. "Bist deppat?", sagt Ribéry jetzt öfter. Das hat ihm der Österreicher beigebracht. Bei Bayern kümmert sich der 21-Jährige auch fleißig um eine Handvoll junger österreichischer Nachwuchsspieler, wie Kevin Friesenbichler. Der sagt: "Wenn David Zeit hat, gehen wir Essen oder spielen bei ihm Playstation."

Doch wann immer es geht, zieht’s Alaba zurück nach Wien, zu Familie und Freunden. Trainer Dahner und dessen Sohn Emanuel junior hatte er Ende Juni zu seiner Geburtstagsparty eingeladen. "Es ist mir wichtig, nicht zu vergessen, wo ich herkomme", sagt Alaba. Und Dahner meint: "Für mich ist er derselbe geblieben. Ein Lausbua, aber ein lieber Kerl." Hier David, da Goliath.

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