Daums fauler Zauber beim Bayern-Gegner

Frankfurts Einpeitscher: Viel verprochen, wenig gehalten. jetzt überrascht der Hoeneß-Intimfeind mit einem Friedensangebot
von  Frank Hellmann

Frankfurt - Was hat denn das nun zu bedeuten? Christoph Daum schlägt ausgerechnet vor dem Heimspiel seiner Eintracht gegen den FC Bayern versöhnliche Töne in Richtung seines Intimfeindes Uli Hoeneß an. „Ich bin ein sehr toleranter und sehr liebevoller Mensch, der jedem mit Respekt begegnet", sagte Daum am Karfreitag. Und deutete er nebulös an, dass er sich einen Friedenschluss vorstellen könne. Nur nicht vor den Fernsehkameras – Daum wird am Samstag im ZDF-Sportstudio sein. „Das wäre nicht die richtige Bühne. Das Leben ist keine Show”, sagt er.

Er habe indes unter der Woche bewusst keine Giftpfeile gen München abgeschossen, „das Fußballspiel soll im Mittelpunkt stehen, menschliche Werte sind mir sehr wichtig”. Daums skurrile Ausführungen übertünchen, dass der neue Zampano in Frankfurt bislang wenig bewirkt hat. Auch seine bisherige Bilanz ist voller Widersprüche.

DER SPORTLICHE ERFOLG: 

Versprechen bei Amtsantritt: „Wir wollen Erster in der Tabelle in der letzten sieben Spiele werden!"

Realität: Gegen Wolfsburg (1:1), Bremen (1:1) und Hoffenheim (0:1) holte der Retter nur zwei Punkte. Zum Vergleich: Vorgänger Michael Skibbe schaffte gegen dieselben Gegner vier Zähler. Daum behauptet: „Die Mannschaft hat sich wunderbar entwickelt, im läuferischen, kämpferischen und spielerischen Bereich. Es gibt eine klare Trendwende, es fehlen nur die Ergebnisse.” Bei dieser Aussage könnte man ihm glatt Realitätsverlust unterstellen. Vereinschef Heribert Bruchhagen: „Wir werden Daum selbstverständlich an den Erfolgen auf dem Platz messen und nicht an Auftritten in Pressekonferenzen.”

ZUSTAND DER MANNSCHAFT:

Versprechen: „Der Kopf ist das dritte Bein.”

Realität: Das Team wirkt immer noch verzagt und verunsichert. Bestes Beispiel: Torwart Ralf Fährmann ist oft ein Nervenbündel, hat gerade die Niederlage in Hoffenheim verschuldet und seinen wiederholten Fehler zugegeben. Daum rüffelte den Schlussmann für solche Ehrlichkeit, denn er fabuliert davon, dass „ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist”. Das gilt bislang nur fürs Training. Dummerweise sind wegen des gesteigerten Pensum die Zahl der Muskelblessuren dramatisch angestiegen. Maik Franz (Mittelfußbruch), Georgios Tzavellas und Sonny Kittel (Kreuzbandriss) fallen zudem bis Saisonende aus. Daum redet das Team nun für die Bayern-Partie stark: „Schwierige Probleme und Situationen sind dazu, dass man sie löst. Wir tragen am Samstag den Adler im Herzen.” Ob das hilft?

WUNDERHEILUNG?

Versprechen: „Visionen schaffen Fakten.”

Realität: Der Zampano hat in Frankfurt fast alles auf den Kopf gestellt: die Trainingsarbeit, die Medienarbeit, die Alltagsarbeit. Für Daum wurden Leinwände und Beamer in der Kabine installiert. Daum hat einen Strafenkatalog erlassen – drei Tage vor einem Spiel müssen die Profis um 24 Uhr zuhause sein. Daum hat Geheimtraining eingeführt – ein Trainingsplatz ist mit Sichtblenden verhängt. Vieles wirkt aktionistisch. Eine Sache macht allerdings Sinn: Filius Marcel muss für den Papa bereits Augsburg, Bochum und Fürth beobachteten – mögliche Gegner der Relegation.

DIE EIGENE DARSTELLUNG

Versprechen: „Der Fußball ist keine One-Man-Show mehr.”

Realität: Das Gegenteil ist bei Daum der Fall. Tag für Tag dreht sich alles um den Einpeitscher. Es mehren sich die Indizien, dass Daums Mission am Main nach der Saison endet. Gestern stellte er schon mal klar, dass er nicht in der zweiten Liga arbeiten will: „Dafür gibt's Trainer, die sich dort mit den Eigenheiten besser auskennen.” 

 

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