Das Triple-Herz

Die Bayerischen Bravehearts schweben auf Wolke Louis – und können erstmals in der Vereinsgeschichte alle drei Titel gewinnen.
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Ivica Olic, Matchwinner gegen Manchester – umarmt von Ribéry (r.), gefeiert von den Fans.
sampics/Augenklick Ivica Olic, Matchwinner gegen Manchester – umarmt von Ribéry (r.), gefeiert von den Fans.

Die Bayerischen Bravehearts schweben auf Wolke Louis – und können erstmals in der Vereinsgeschichte alle drei Titel gewinnen.

MÜNCHEN Badeschlappen an, auf einen Stuhl lümmeln, ein paar Freunde an den Arbeitsplatz einladen und dann mal schauen, was die Untergebenen so machen. Meine Güte, kann das Leben als Bayern-Trainer herrlich sein! Louis van Gaal hatte prächtige Laune, als er mit einem befreundeten Paar das Auslauftraining seiner Mannschaft von einer Terrasse aus beobachtete und lauthals lachte. Fehlte nur noch ein Cocktail und eine Hängematte.

Beides hätte sich van Gaal verdient gehabt nach diesem 2:1 gegen Manchester United im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League. Der Mittwoch war der Tag der Entspannung nach solch einer Nacht, die einem nachhängt in Kopf und Gliedern. Doch durch den Tag trägt einen die Erinnerung an dieses epochale Werk, dieses Kunstwerk, ManU mit deren ureigener Waffe des letztmöglichen Überfalls zu besiegen. Es trägt Körper und Geist, egal wie übermüdet Trainer oder Spieler sein mögen.

Es war ein Sieg für die Seele. Ein ganzer Verein, damals durch die Nachspielzeitgegentore des Finales von Barcelona 1999 für lange Zeit narkotisiert, schwebt nun – auf Wolke Louis. Die Bayern hatten gezeigt, wer sie sind – richtig: mia san mia – und an welche Art von Fußball sie glauben. Sie waren entschlossen, hungrig, mutig. Sie, die Bayerischen Bravehearts. Sie zogen sich am Gegner hoch, wuchsen von Minute zu Minute mit der Aufgabe, dominierten den Finalisten 2009, den englischen Meister, die Rooney-Truppe. Und das in dem Moment, in dem sich alles gegen sie verschworen hatte.

Die vorherigen Niederlage gegen Stuttgart in den Gliedern. Das Fehlen des verletzten Robben, des gesperrten Schweinsteiger. Der Schock-Rückstand in Minute zwei, der ein Galgenhumor-Raunen in der Arena auslöste: Na, wie viele werden sie wohl noch kassieren? Die Aufgabe war aussichtslos. Nach dem Stuttgart-Spiel „haben wir gedacht, wir können nicht mehr Fußball spielen“, sagte Kapitän Mark van Bommel.

Am Ende stand ein Sieg, der „süß“ (van Gaal) schmeckte. Der gierig macht nach mehr. Der träumen lässt. Doch aus den Träumen können handfeste Ziele werden, Pokale zum Anfassen. Die Bayern haben mehr denn je die historisch einmalige Chance, den Vereinslebenstraum mit drei Titeln in einer Saison wahr werden zu lassen.

Das DFB-Pokalfinale in Berlin (15. Mai) gegen Werder Bremen ist schon erreicht.

Nun müssen sie in der Bundesliga am Ostersamstag auf Schalke und beim Rückspiel am Mittwoch im Old Trafford zu Manchester bestehen. Die Voraussetzungen sind nun genau umgekehrt.

Mit diesem Sieg im Gemüt. Mit Robben. Mit Schweinsteiger. Mit dem wiedererstarkten Ribéry. Mit einem Workaholic wie Olic. Mit erstaunlich starken Reservisten wie Altintop. Mit etwas Glück.

Und mit der Zuversicht als 12. Mann. Es pocht heftig, das Triple-Herz.

Patrick Strasser

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