Das sind die Baustellen des FC Bayern

Nach dem Sieg gegen Mainz beim „Liga total-Cup” gibt sich Bayern-Coach Jupp Heynckes verhalten optimistisch: „Das wird alles. Wir haben Zeit.” Ein paar Baustellen hat er allerdings auch noch.
Mainz - Schon wieder Dritter. Da hat die neue Saison noch nicht begonnen, und wo landen die Bayern beim ersten Stresstest namens „Liga total-Cup”? Auf Rang drei. Gerade noch so im Endspurt. Im Elfmeterschießen, 7:6 nach 2:2-Remis gegen Mainz 05.
Die beiden Abende waren ein Spiegelbild der verkorksten letzten Spielzeit: überraschende Offensivaktionen, zeitweilige Willensstärke, aber auch fahrlässiges Abwehrverhalten, dicke Unkonzentriertheiten. Die alten Fehler in der Defensive trotz neuem Trainer, neuer Philosophie und neuem Personal, zu sehen über vier Mal 30 Minuten beim 1:2 gegen den Hamburger SV und gegen Gastgeber Mainz, wobei Trainer Jupp Heynckes neun andere Spieler in die Startelf stellte. Die Erkenntnis des Ausflugs? Alte Macken abstellen, bitte!
„Wir sind jetzt erst bei der Hälfte der Vorbereitung”, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger, „wir müssen noch einige Prozente zulegen.” Der Dämpfer mit vier Gegentoren in zwei verkürzten Partien kommt den Bayern nicht ungelegen. „Natürlich wollen wir Meister werden”, betonte Heynckes, „aber vor dem 34. Spieltag ist noch kein Meister gekürt worden. Es gibt immer Vorschusslorbeeren, aber man muss erstmal seine Spiele gewinnen. Glauben Sie mir, ich weiß das.” Er glaubt: „Das wird alles. Wir haben Zeit.”
Noch ist einiges zu tun. Die Bayern-Baustellen:
Die Abstimmung: Noch passt es nicht zwischen Manuel Neuer und der Abwehr. Heynckes lässt den Keeper jedes Testspiel machen, damit man sich aneinander gewöhnt. Doch weil Rafinha erst gegen Mainz nach seinen Magen-Darm-Problemen mitmachen konnte und der zweite Zugang Jérome Boateng wegen Trainingsrückstandes ganz draußen bleiben musste, ist hinten großer Nachholbedarf. Philipp Lahm muss sich auf links auch erst wieder zurechtfinden, in der Mitte kämpfen Holger Badstuber und Daniel van Buyten um einen Stammplatz.
Die Organisation: Das System Dominanz durch Ballbesitz (oft Ballgeschiebe) unter Ex-Trainer Louis van Gaal muss erst aus den Köpfen. Heynckes geht von einer defensiveren, vorsichtigeren Grundordnung aus. „Wir müssen an unserer ganzen Organisation arbeiten”, sagte er, „wo fangen wir das Pressing an? Wie ziehen wir es durch?” Noch ein Kritikpunkt: „Wir dürfen nicht so einfache Ballverluste haben und den Gegner zum Kontern einladen. Das ist etwas, das es abzustellen gilt. Wenn die Spieler voll im Saft sind, werden solche Fehler nicht passieren.”
Die Alternativen: Mit Ausnahme von Neuer und Badstuber, später auch Müller, spielte gegen Mainz die zweite Elf. Besonders gefielen der forsche David Alaba und Gomez-Ersatz Nils Petersen. Auch die Robben- und Ribéry-Komparsen auf dem Flügel, Ivica Olic und Takashi Usami (gab sein Debüt im Bayern-Trikot) haben „einen prima Eindruck hinterlassen”, so Heynckes. Auch weil sie brav waren, ihre Positionen gehalten haben. Heynckes: „Wenn sie müde werden, drängen sie in die Mitte. Das will ich nicht.”