Das sagt Michael Ballack über die Situation beim FC Bayern München

Der Ex-Kapitän der Nationalelf spricht über die Situation des Ur-Bayern und die Herausforderungen für Trainer Ancelotti. Er verrät, wie er fast beim FC Barcelona gelandet wäre - und warum es nicht klappte.
von  Maximilian Koch
3. März 2010, Freundschaftsländerspiel Deutschland gegen Argentinien in München (0:1): Michael Ballack (links) und Thomas Müller.
3. März 2010, Freundschaftsländerspiel Deutschland gegen Argentinien in München (0:1): Michael Ballack (links) und Thomas Müller. © firo/Augenklick

München - Links unten, rechts oben - ganz egal: Michael Ballack nimmt aus zehn Metern Maß und trifft die kleinen Zielscheiben in den Torwinkeln mit fast jedem Schuss. So wie früher, als der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Welt besonders für seinen harten, präzisen Abschluss bekannt war.

"Ich fang’ wieder an!", ruft der heute 40-Jährige plötzlich in die Runde. Ballack grinst und klatscht in die Hände. Der Capitano kann es eben immer noch. Ballack ist am Donnerstag nach München gekommen, um als neuer Markenbotschafter für den Wettanbieter "betfair" zu werben.

Freundin Natacha Tannous begleitet ihn, ausführlich spricht Ballack über aktuelle Fußballthemen. Die AZ war dabei und fasst Ballacks beste Aussagen zusammen.

Michael Ballack über...

...die Situation von Thomas Müller beim FC Bayern: "Er hat eine Ausnahmestellung, weil er ein Junge aus der Region ist. Thomas ist ein besonderer Spieler, deshalb hat er einen besonderen Rückhalt in der Mannschaft. Aber er muss sich ganz klar dem Leistungsprinzip beugen. Bayern hat 20 Topspieler. Da kann es sein, dass er mal zwei, drei Spiele auf der Bank sitzt. Mittelfristig ist er aber ein Spieler, der auf den Platz gehört. Bei mir würde er spielen, wenn er fit ist, trifft und gut ist. Thomas ist ein Ausnahmespieler. Ich finde es gut, dass er sauer ist. Der Platz auf der Bank weckt neue Energie bei ihm. Ich hoffe, dass er wieder lockerer wird. Man hat zuletzt gesehen, dass ihn die Situation zu belasten scheint, dass er sich nicht so komfortabel auf dem Platz bewegt, wie er es schon getan hat. Wenn er die Lockerheit wieder hat, sehen wir den alten Thomas Müller."

...Carlo Ancelotti: "Er hat ein Jahr der Eingewöhnungszeit hinter sich und muss jetzt vor allem international guten Fußball spielen lassen. Pep Guardiola hat da Maßstäbe gesetzt. Carlo ist ein sehr umgänglicher Typ mit riesiger Erfahrung und einem großen Koffer voll mit Titeln. Er ist überzeugt von sich, zu Recht. Carlo hat die Möglichkeit, bei Bayern Großes zu schaffen. Er wird in dieser Saison sicher früher Gegenwind bekommen, wenn es nicht so läuft. Aber das ist nichts Neues für ihn. Deshalb kann er ja einen so großen Verein wie Bayern trainieren, weil er den Druck kennt."

"An Real Madrid führt kein Weg vorbei"

...den Meisterkampf: "Dortmund hat das Spielerpotenzial, um Meister zu werden. Ich hoffe im Sinne der Liga, dass es bei Bayern mal ein bisschen hakt. Es wird eine schwierige Saison, aber trotzdem sehe ich Bayern auf Platz eins, Dortmund auf zwei. Bei RB Leipzig ist viel Zug drin. Da lässt man nicht nach, der Anspruch ist da, wieder die Champions League zu erreichen. Die Konstellation im Klub und die Professionalität sprechen dafür, dass sie wieder oben dabei sind."

...die Favoriten in der Champions League: "Es führt kein Weg an Real Madrid vorbei. Das ist das stärkste Team, das Maß aller Dinge im Moment. Die Erfahrung, die Klasse, die Erfolge in jüngster Vergangenheit sprechen für sich. Selbst Paris St.-Germain mit seinen Transfers ist noch nicht so eine geschlossene Mannschaft, um auf diesem Level zu spielen. Ich kann verstehen, dass Carlo Ancelotti den Optimismus ausstrahlt, dass Bayern die Champions League gewinnen wird. Er ist Trainer einer Topmannschaft, Bayern hat diesen Anspruch. Ancelotti weiß genau, wie man die Champions League gewinnt. Dass er seinen Spielern verdeutlicht: 'Wir greifen an!', halte ich für den richtigen Weg. Bayern hat immer noch ein Starteam."

...seine Zukunftsplanung: "Wenn ich irgendwann in den Fußball zurückgehe, würde ich gern mit Spielern arbeiten. Der Trainerjob würde mich mehr reizen und erfüllen als der des Managers."

...Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic: "Ich war überrascht wie alle, dass er den Job übernommen hat. Aber ich traue ihm das zu, er kennt den Verein. Und er ist hochmotiviert, der Junge brennt."

...streikende Fußballer wie Ousmane Dembélé: "2004 hatte ich die Möglichkeit, zum FC Barcelona zu gehen. Wir waren uns einig, aber der Verein (der FC Bayern, d.Red.) wollte das nicht. Streiken wäre für mich nicht in Frage gekommen. Als Fußballer hat man eine Vorbildfunktion. Irgendwo gibt es Grenzen. Man sieht heute leider, dass die Spieler sehr viel Macht haben." 

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