Das sagt eine Gesichtsleserin über die Bayern-Bosse

Tatjana Strobel ist Bestseller-Autorin und Gesichtsleserin. Exklusiv für die AZ studiert sie die Antlitze der Bayern-Bosse. Was sie dabei über Hoeneß, Sammer, Rummenigge und Guardiola herausgefunden hat.  
von  Julian Buhl
"Er frotzelt gerne“: Strobel über Bayern-Trainer Pep Guardiola.
"Er frotzelt gerne“: Strobel über Bayern-Trainer Pep Guardiola. © firo/Augenklick

Tatjana Strobel ist Bestseller-Autorin und Gesichtsleserin. Exklusiv für die AZ studiert sie die Antlitze der Bayern-Bosse. Was sie dabei über Hoeneß, Sammer, Rummenigge und Guardiola herausgefunden hat.

München - Sie schaut einen an. Interessiert, durchdringend, so als wolle, als könne sie einem direkt in die Seele blicken: Tatjana Strobel. Dieser Blick, das Gegenüber als Buch, das ist ihre Profession. Der aparte Rotschopf ist Physiognomie-Expertin und hat gerade das Buch mit dem Titel „Der Blick hinter die Maske – was uns Gesichter verraten“ veröffentlicht. Strobel ist Gesichtsleserin. „Das ist nichts, was ich erfunden habe. Diese Lehre ist über 2000 Jahre alt. Die Wurzeln liegen in Indien und China“, sagt sie und erklärt weiter: „Es gibt mehr als 300 Merkmale im Gesicht eines Menschen, die auf die Persönlichkeit und Charaktereigenschaften schließen lassen.“

Sie hat zur Analyse das sogenannte Fingerabdruck-System entwickelt. Das legt seinen Schwerpunkt nicht nur auf das Gesicht, sondern bezieht sich auch auf Körpersprache, Mimik, Stimme, Kleidung, Handlungsweisen und Bewegung. Daraus haben sich vier Grundtypen ergeben: Macher, Rationale, Emotionale und Visionäre.

Die AZ traf sich mit Strobel und ließ sie in den Gesichtern der Bayern-Bosse lesen

Trainer Pep Guardiola:
„Er hat hochgradig visionäre Tendenzen und eine spannende Kombination. Er sagt, was er denkt, frotzelt und stichelt gerne. Viel Temperament, viel Leidenschaft. Er zieht seine Sachen gerne durch. Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, muss das auch zu Ende gebracht werden – mit brutaler Willenskraft. Er muss mit dem Kopf durch die Wand, hat einen Optimierungswahn. Ein Perfektionist. Als Pessimist sehe ich ihn nicht, eher als Realist. Er genießt gerne. Wenn er sich etwas gönnt, kann das auch mal über die Stränge schlagen.“

Ex-Präsident Uli Hoeneß (vor seiner Zeit im Gefängnis):
„Die Lippen stehen für Gefühl. Wenn man die Lippen einzieht, zieht man das Gefühl weg. Ich mache ‘zu’ für alle Eindrücke, die von außen kommen, bin nicht offen. Ich verschließe mich im wahrsten Sinne des Wortes. Der umgekehrte Smiley, die Merkel-Falte, ist auch eine Form von Frustration und Ärger, die sich dort abzeichnet. Seine zerfurchte Stirn bedeutet, nicht konstant zu sein und Abwechslung zu brauchen, den Weg nicht immer zu kennen. Er hat ein sehr großflächiges Gesicht und dafür sehr kleine Augen. Das heißt, er ist ein Erbsenzähler, der ganz genau hinguckt und alles auseinandernimmt. Er will sein eigenes Ding machen. Die Gesichtsform war bislang trapezförmig, was für den Macher und das Handlungsorientierte steht. Die Ohren sind leicht angewachsen, was auf eine logische, analytische Denkweise hindeutet. Man findet bei ihm viele Hinweise auf Macht und Dominanz und wenig emotionale Anteile.“

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Uli Hoeneß (nach seinem Haftantritt):
„Er ist ein ganz anderer Mensch geworden. Die Augenbrauen sind weiter nach unten gerutscht. Tiefer sitzende Augenbrauen sind ein Hinweis auf Nachdenklichkeit, auf jemanden, der in sich gekehrt ist und sehr viel grübelt. Die Gesichtsform hat sich auch verändert: Das Trapez ist verschwunden. Es geht jetzt in ein kantiges, dreieckiges Gesicht. Die Stirnfalte ist tiefer und nun deutlich ausgeprägter. Das ist ein Symbol für das Herz, also für Schmerz, Trauer, Frustration. Das sieht man recht häufig bei Gefängnisinsassen. Das Leben verliert den Rahmen und sein Gesicht ebenso. Es verliert einfach an Spannung. Die Seelenfalte oberhalb des linken Auges hatte er vorher auch noch nicht. Schwerwiegende Ereignisse zeichnen sich hier ab. Der Kampfesmuskel ist noch stärker als vorher. Die Augen sind noch mehr zusammengerückt, noch kleiner. Er ist immer noch der Macher-Typ mit rationalen Tendenzen. Aber das Denken grundsätzlich ist schwerer und negativer geworden.“

Sammer, Rummenigge, Hoeneß – und Guardiola:
„Bei Sammer, Rummenigge und Hoeneß ist Macht, Macht, und nochmals Macht zu erkennen. Bei Guardiola heißt es: Er muss es ausbaden. Wir haben hier drei Machtmenschen in allen persönlichen Facetten: sich durchsetzen, Recht behalten, ihren Willen bekommen. Spannend. Da fliegen die Fetzen. Bis da etwas entschieden und eine Einheit gefunden ist, dauert es eine Weile. Drei sehr starke Charaktere. Guardiola ist der Ausführende, der es dann umsetzt, aber die anderen Drei gestalten es. Rummenigge ist der Klarste im Sinne von Struktur. Alle haben fast keine Lippen, was für Gefühl steht und angewachsene Ohrläppchen, also eine logische, analytische Denkweise. Hoeneß und Rummenigge haben den so genannten Mephisto-Look, das heißt, sie sind temperamentvoll und aufbrausend.

Bei Sammer ist das nicht ganz so deutlich zu erkennen. Sie können alle was aushalten. Alle drei haben den Macht- und Dominanzanspruch und eine Motzfalte. Es gibt einige Übereinstimmungen. Sammer hat spannende Augen. Sie sind sehr klein im Vergleich zum ganzen Gesicht: Er hat den Weitblick und sieht Dinge aus unterschiedlichsten Perspektiven. Er sucht Abwechslung und hat ein gutes Vorstellungsvermögen.“

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