Das Ribéry-Rätsel: Wann kommt er zurück?

Seit vier Monaten fällt der Bayern-Star aus, ein Comeback ist nicht in Sicht. Droht dem Franzosen sogar das Karriereende? Und kann Neuzugang Costa ihn ersetzen? Sein Ex-Trainer bezweifelt das.
von  M. Koch
Franck Ribery (r.) kann beim Auftakttraining des FC Bayern lediglich mit Gips und Krücken an der Seite von Sportvorstand Matthias Sammer zuschauen.
Franck Ribery (r.) kann beim Auftakttraining des FC Bayern lediglich mit Gips und Krücken an der Seite von Sportvorstand Matthias Sammer zuschauen. © sampics/Augenklick

München - Seine üble Laune konnte Franck Ribéry nicht verbergen. Beim Trainingsstart des FC Bayern vergangene Woche hockte der 32-Jährige missmutig neben Sportvorstand Matthias Sammer auf dem Balkon der Geschäftsstelle. Den Blick hatte der Franzose auf den Übungsplatz und seine schwitzenden Kollegen gerichtet, doch man wurde das Gefühl nicht los, dass Ribérys Blick ins Leere ging.

Den Grund für die nachdenkliche Gestik trug Ribéry unter beiden Armen: zwei Krücken, ohne sie kann sich der 32-Jährige aktuell nicht fortbewegen. Nach wenigen Minuten humpelte Ribéry wieder vom Balkon. Anscheinend wollte er sich das nicht länger antun.

Fast vier Monate nach seinem Verletzungsaus im Champions-League-Achtelfinale gegen Schachtjor Donezk ist für Ribéry noch immer nicht an Training zu denken. Sein rechtes Sprunggelenk schmerzt weiter, und offenbar wissen selbst die Ärzte nicht, wann der Flügelstürmer wieder einsatzfähig ist.

Für Pep Guardiola ist diese Ungewissheit kaum zu ertragen. Zumindest klang das so, wenn er in der Vergangenheit über verletzte Spieler sprach: „Ich möchte, dass sie möglichst schnell wieder zurückkehren“, sagte er einst. „Wenn sie acht Wochen verletzt sind, am liebsten schon nach sieben Wochen. Bei vier Wochen Pause nach drei.“

Als Guardiola aber nun auf der ersten Pressekonferenz der neuen Saison zu Ribéry befragt wurde, war der Bayern-Trainer kaum wiederzuerkennen. „Er wird zurückkommen, aber ich weiß nicht wann“, sagte Guardiola. Aufgeregt und zornig, wie das bei seinen Ausführungen zum Bayern-Lazarett durchaus schon mal vorgekommen ist, wirkte er nicht. „Wir müssen ihm helfen. Es ist eine toughe Periode für ihn.“ Die China-Reise der Bayern Mitte Juli wird Ribéry auf jeden Fall verpassen, den Start der neuen Saison Anfang August mit großer Wahrscheinlichkeit auch.

In Frankreich spekulierte die Sporttageszeitung „L‘Équipe“ bereits über ein mögliches Karriereende. Alles Quatsch, behauptet Ribéry nun. „Ob ich nun 20 oder 35 bin, diese Verletzung hat nichts mit dem Alter zu tun. Ich werde zurückkommen, das ist klar“, sagte der 32-Jährige dem „kicker“. Nur wann? Sammer äußerte sich in dieser Frage ähnlich zurückhaltend wie Guardiola: „Wir geben ihm alle Zeit und sind von der Therapie überzeugt, die wir jetzt an den Tag gelegt haben. Wir gehen davon aus, dass alles gut wird.“

Offenbar haben die Bayern-Bosse aus der vergangenen Spielzeit ihre Lehren gezogen. Die Bilder von Arjen Robben, der im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund wenige Minuten nach seiner Einwechslung mit einer schweren Muskelverletzung wieder raus musste und den Rest der Saison verpasste, sind noch präsent. Robben war damals nur fünfeinhalb Wochen nach seinem Bauchmuskelriss auf den Platz zurückgekehrt – womöglich zu früh.

FCB-Neuzugang: Ex-Trainer zweifelt an Costa

Die neue Geduld der Bayern hat aber wohl noch einen anderen Grund: Douglas Costa. Der 30-Millionen-Neuzugang von Schachtjor Donezk gilt als erster Kandidat für Ribérys Position im offensiven Mittelfeld. Doch ausgerechnet Costas Ex-Trainer Mircea Lucescu hat Zweifel, ob der Brasilianer auf Anhieb weiterhelfen wird. „Ich denke, im Moment ist Douglas noch nicht stark genug für Bayern. Da sind Ribéry und Robben ein anderes Kaliber. Aber Douglas kann da reinwachsen und es noch schaffen. Er hat Qualität, aber die Bundesliga ist eine andere Hausnummer“, sagte der Coach.

„Costa ist nicht der Ersatz für Franck Ribéry“, betonte Sammer. Und Guardiola, der den Transfer gegen interne Zweifel durchgesetzt haben soll, sagte: „Ich danke dem Verein für diese Verpflichtung.“ Wenn der Brasilianer seinen Urlaub beendet hat und am 11. Juli ins Training einsteigt, wird sich Ribéry wohl gerade erst wieder ohne Gehhilfen bewegen können. Er darf sich Zeit lassen bis zu seinem Comeback. Nur wird diese Botschaft Ribérys Laune nicht wirklich verbessern.

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