Das Neuer-Drama: Der FC Bayern sucht einen neuen Top-Keeper

München - Daumen hoch und ein großflächig eingegipstes rechtes Bein: Manuel Neuer meldete sich nach seiner OP direkt aus dem Krankenbett in Murnau und wollte offensichtlich Optimismus vermitteln. Doch die Fakten sind für den Torhüter des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft verheerend.
Neuer zog sich beim Skitourengehen einen Bruch des rechten Unterschenkels zu. Eine Vertragsstrafe droht Neuer zwar nicht, für die weitere sportliche Karriere des bald 37-jährigen Keepers könnte die nächste schwere Verletzung aber Folgen haben. Denn Bayern sucht nun Ersatz - und zwar einen, der langfristig im Tor stehen könnte.
"Hey Leute, was soll ich sagen, das Jahresende hätte auf jeden Fall besser laufen können", schrieb Neuer in den sozialen Medien. Die OP sei "sehr gut" verlaufen. "Es schmerzt allerdings, zu wissen, dass die aktuelle Saison für mich beendet ist." Das Neuer-Drama.
"Wenig professionell": Pfaff kritisiert Neuer wegen Skitour
"Die Nachricht hat uns alle schockiert", sagte Vorstandschef Oliver Kahn. Sportvorstand Hasan Salihamidzic nannte Neuers Ski-Unfall "fürchterlich". War die Aktion auch fahrlässig?
Jean-Marie Pfaff, Ex-Bayern-Torhüter und WM-Kolumnist der AZ, kritisiert Neuer scharf. "Zuallererst: Das tut mir für Manuel, den ich sehr schätze, unheimlich leid. Ich wünsche ihm gute Besserung und eine ganz schnelle Genesung", erklärt Pfaff: "Aber: Ich verstehe nicht, warum man als Profifußballer Skifahren muss. Uns war das damals vom Verein verboten, weil die Verletzungsgefahr einfach zu hoch ist. Manuel hat sich da aus meiner Sicht wenig professionell verhalten und seiner Mannschaft und dem Verein einen Bärendienst erwiesen."
Wie genau sich Neuer verletzt hat, ist nicht bekannt. Klar ist: Für die Triple-Träume ist das Saisonende des Kapitäns und Keepers ein "herber Schlag", wie es Pfaff treffend formuliert: "Mit Sicherheit wird man nun darüber nachdenken, einen weiteren Torhüter zu verpflichten. Man muss auch bedenken, dass Manuel schon 36 Jahre ist. Niemand weiß, ob er nach der schweren Verletzung noch einmal auf das Niveau kommt, dass er bisher hatte."
AZ-Info: Der FC Bayern will im Winter eine neue Nummer 1
Pfaff ergänzt: "In der Winter-Transferphase bekommst du normalerweise nicht die Spieler, die das Niveau haben, um beim FC Bayern einen Manuel Neuer zu ersetzen. Daher warne ich davor, Panikkäufe zu tätigen. Sven Ulreich hat sich in vielen Spielen bei den Bayern bewährt, auch wenn er nicht an die Klasse von Manuel heranreicht. Ihm sollte man zunächst das Vertrauen schenken und dann in aller Ruhe den Heilungsprozess bei Manuel abwarten und falls nötig, im Sommer, einen neuen Torwart kaufen."
So lange werden die Münchner nach AZ-Informationen aber nicht warten. Schon im Winter soll ein starker Torhüter geholt werden, eine neue Nummer 1. Mit der Perspektive, Neuer mittelfristig zu beerben. Sven Ulreich ist eine solide, zuverlässige Nummer zwei. In dieser Rolle soll er auch bleiben. Die nahe liegende Option ist für Bayern Alexander Nübel, der bei der AS Monaco konstant gute Leistungen zeigt.
Nübel ist derzeit an die Monegassen verliehen, Bayern müsste also einen finanziellen Ausgleich leisten, um Nübel jetzt zu bekommen. Das sollte möglich sein.
DFB-Aufbruch: Jetzt können sich ter Stegen und Trapp zeigen
Vorstandsboss Kahn saß am Freitag allerdings auch in Doha auf der Tribüne und sah die nächste Gala-Leistung des kroatischen Keepers Dominik Livakovic. Der 27-Jährige von Dinamo Zagreb hat sich bei der WM genauso ins Rampenlicht gespielt wie der Marokkaner Yassine Bounou, den alle nur Bono nennen. Der 31-Jährige hütet das Tor des FC Sevilla. Und bald das der Bayern?
Übrigens: Neuer wird Ende März auch den Aufbruch mit der Nationalmannschaft Richtung Europameisterschaft 2024 verpassen. Es könnte jetzt die Zeit von Marc-André ter Stegen oder Kevin Trapp kommen. Im deutschen und im Bayern-Tor tut sich einiges.