Das Nach-WM-Märchen
Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger waren die überragenden Spieler in Südafrika. Und zeigen keine Spur von Müdigkeit: Sechs Wochen nach dem Turnier retten sie Bayern den Ligastart
MÜNCHEN Torgefährlich war Thomas Müller schon immer. Doch jetzt sind seine schönen Tore auch noch wunderschön. Gerade mal neun Minuten war das 2:1 Bayerns gegen Wolfsburg alt, als Müller mal wieder den Beweis antrat, dass er einfach zum Tore machen geboren wurde. Auch Trainer Louis van Gaal musste lächeln, als Müller den sehenswerten Lupfer von Toni Kroos mit rechts annahm, sich den Ball im hohen Bogen auf den anderen Fuß legte und die Kugel dann geradewegs ins Tor schlenzte. Ein Tor, Kategorie „Tor des Monats“, das Bayerns Ex-Superdribbler und jetzigen ARD-Experten Mehmet Scholl an die Spielweise der Jogi-Elf bei der WM erinnerte. „Einfach toll dieses Zusammenspiel, das war wie bei der WM“, sagte Scholl.
Und Müller hat das Toreschießen nicht verlernt. Ex-Coach Ottmar Hitzfeld befand in der Pause folgerichtig: „Thomas hat die Form der WM bestätigt. Er brennt. Und hat sehr viel Hunger."
Das Tor lässt darauf hoffen, dass diese Saison die Spielzeit von Thomas Müller werden kann. Und nicht nur diese. Vergangene Woche erst verlängerte Bayern Müllers Vertrag vorzeitig bis 2015. „Er ist bei Bayern am besten aufgehoben“, sagte nun auch Hitzfeld. „Das Ausland käme noch zu früh. Er ist ja auch ein Fan vom FC Bayern, er fühlt sich sehr wohl, genießt große Wertschätzung. Und sie werden sein Gehalt gewaltig angehoben haben. Was will er mehr?!", so Hitzfeld.
Tatsächlich knüpfte der WM-Torschützenkönig (5 Treffer) nahtlos dort an, wo er in Südafrika aufgehört hatte. Dabei scheint es egal, auf welcher Position er spielt. Am Freitag vertrat er im rechten Mittelfeld den langzeitverletzten Arjen Robben, Leverkusen-Rückkehrer Toni Kroos spielte dafür auf Müllers Stammposition hinter der einzigen Spitze Klose. Zumindest in der ersten Halbzeit klappte das Zusammenspiel der beiden wunderbar. Erst als die Wolfsburger nach der Pause das Spiel mehr und mehr an sich rissen, rannte sich Müller aber auch immer wieder fest. Und blieb blass.
Also musste ein anderer WM-Held ran, um dem Märchen zu einem Happy End zu verhelfen. Sein Name: Bastian Schweinsteiger. Der Mittelfeld-Chef, von ARD-Kritiker Mehmet Scholl schon vor dem Spiel gelobt („Er gehört zur absoluten Weltklasse“) unterstrich seine Ausnahmequalitäten, als er in letzter Minute mit dem Treffer zum 2:1 den Bayern den Ligastart rettete. Keine Spur vom Müdigkeit also bei Müller und Schweinsteiger, den WM-Helden, sechs Wochen nach dem Turnier. Einig waren sich die beiden später auch in ihrer Spieleinschätzung: „Wir hatten es nicht verdient, zu gewinnen“, sagte Müller. Und: „Naja, wir sind trotzdem noch belohnt worden.“ Schweinsteiger meinte: „Wir haben keine gute zweite Halbzeit gespielt. Aber es ist sehr wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben.“ Kein Widerspruch.
fil, gj