Das Meisterstückle

LEVERKUSEN - Klinsmanns Bayern siegen gegen Leverkusen laut Aussage des Trainers „im Stile einer Klassemannschaft“. Das hat drei Gründe....
Einmal rangieren. Eine minimale Korrektur, nicht wirklich der Rede wert. Das Nadelöhr zur Ausfahrt war aber auch wirklich eng auf der Großbaustelle BayArena für den Mannschaftsbus. Es blieb der einzige Fehler der Bayern an diesem Nachmittag in Leverkusen. Der Rest war die pure Souveränität. Schlicht: eine perfekte Dienstreise. Anreise, zwei Tore, drei Punkte, Abreise. Ziel erfüllt. Gegner erledigt. Stiefel abputzen, Mund abwischen – fertig.
Halt, stopp! Ein wenig verbales Rangieren musste schon sein. Denn die Leverkusener hatten sie sauber eingeparkt, aufs Abstellgleis. „Wir haben Leverkusen auf den Boden zurückgeholt, das hat ja schon Tradition“, freute sich Manager Uli Hoeneß und folgerte: „Sie können uns nicht das Wasser reichen.“ Wie so oft.
Es war in der Tat der achte Bundesliga-Sieg in Serie gegen die Leverkusener. Weil Bayer sich gegen Bayern, wenn’s ernst wird – wie so oft – in die Hosen machte. „Man hat den Unterschied gesehen. Wir haben schon nach 25 Minuten das Kräftemessen verloren, weil wir nicht den Mut hatten“, meinte Bayer-Coach Bruno Labbadia kleinlaut.
Die Bayern hatten einen Zwei-Punkte-Plan: In der ersten Halbzeit wurde Leverkusen seiner Stärken beraubt, in den zweiten 45 Minuten zeigten die Bayern, was sie drauf haben. Flanke Zé Roberto, Kopfball Toni – Tor. 1:0. Pass Ribéry, Schuss Klose – Tor. 2:0. Gnadenlos effizient. Der Sieg beim zuvor Tabellenzweiten war das 13. Pflichtspiel hintereinander ohne Niederlage und zugleich die beste Saisonleistung – „im Stile einer Klassemannschaft“, wie Hoeneß lobte. Es war das Meisterstückle von Trainer Jürgen Klinsmann. Drei Faktoren für drei Punkte:
Die Motivation
Klinsmann hatte den Spielern in den Tagen vor der Partie die Bedeutung des Duells mit einem Titelkandidaten klar gemacht. Die Message kam an. „Du freust dich als Spieler besonders auf solche Partien“, meinte Bastian Schweinsteiger, „du bist richtig geil auf ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten. Auswärts in Leverkusen zu gewinnen, ist natürlich super.“
Die Lauffreudigkeit
Die Bayern marschierten mit so viel „Power“ (Klinsmann), als hätten sie einen Mann mehr auf dem Platz gehabt. „Die Jungs haben Spaß und sind fit, wir haben hart gearbeitet in den letzten Monaten“, meinte der Coach. Hoeneß, kein Freund von Taktikspielchen, meinte: „Zustellen kann man den Gegner nur, wenn die Spieler laufen. Und im Moment laufen sie, also hat der Gegner wenig Platz.“ Bald wollen sie den Kontrahenten inklusive Hoffenheim auch in der Tabelle enteilen.
Franck Ribéry
Der Cirque du Ribéry gab ein selbst vom Gegner umjubeltes Gastspiel in der Werksstadt samt Tempoläufen und beinahe artistischen Dribblings im Wechsel. Ribérys Seite mit Zé Roberto und Philipp Lahm dahinter dominiert das Spiel, doch die Linkslastigkeit ist kein Problem, eher ein Segen. „Das ist ein Sahnestück“, meinte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, „in Europa muss man lange suchen, um so etwas zu finden. Einfach Weltklasse.“
Es ist legitim zu folgern: Wer Weltklasse ist, wird Deutscher Meister. Mindestens.
Patrick Strasser