Das Meisterstück
MÜNCHEN - „Da brennt nichts mehr an“, sagt Franz Beckenbauer. Und tatsächlich, der 21. Meistertitel für den FC Bayern München ist keine Frage des Ob, sondern des Wann. Schon im nächsten Heimspiel könnte der Triumph perfekt sein.
Ab sofort wird gerechnet. Allerdings geht es nicht mehr darum, ob der FC Bayern Deutscher Meister 2008 wird. Sondern wann und mit wie vielen Punkten Vorsprung. Wird es ein Rekord-Abstand zum Tabellenzweiten wie 2003 als man mit 16 Punkten mehr als der Zweite VfB Stuttgart über die Ziellinie 34. Spieltag ging? Wird es eine Heimspielparty oder ein Finish in der Fremde?
Die letzten drei Titel wurden auswärts mit importiertem Weißbier begossen: 2003 in Wolfsburg, 2005 und 2006 jeweils in Kaiserslautern. Nun, nach dem 5:0 gegen Dortmund, hoffen die Fans auf eine Sause in Fröttmaning.
"So schnell wie möglich"
Beim kommenden Spiel am Mittwoch (20 Uhr) bei Eintracht Frankfurt können sie es rechnerisch noch nicht packen (maximal 13 Punkte Vorsprung bei noch 15 zu vergebenden Zählern). Allerdings eine Woche später im Heimspiel am 27. April gegen den VfB Stuttgart – 13 Punkte Vorsprung nach dieser Partie reichen. Die Mannschaft will es. „Wir werden die Meisterschaft so schnell wie möglich schaffen“, versprach Bastian Schweinsteiger.
Die Alternative zur Feier gegen Stuttgart: Am Sonntag, den 4. Mai. Und wo? Lautern spielt Zweite Liga. Also: Ja, richtig. In Wolfsburg, tatsächlich. Da kann ja dann auch Ex-Trainer Felix Magath gratulieren.
Schonen für drei Titelpartys
Die Bayern 2008, Sonntagsmeister? Gestern haben sie ihr Meisterstück bereits abgeliefert – an einem Sonntag.
Gegen den BVB spielten sie bedingungslos, erzielten Tor auf Tor. Unerbittlich. Es war eine deutliches 5:0, diese Generalprobe fürs Pokalfinale am kommenden Samstag in Berlin. Gleichzeitig durften die Bayern schon mal das Jubeln üben – auf der Warm-up-Party der 21. Meisterschaft. Der Sieg gegen den BVB, das hatte Präsident Franz Beckenbauer schon vorher gesagt, sei „das Meisterstück“. Jetzt ist es da. Franz ist sich sicher: „Da dürfte jetzt nichts mehr anbrennen.“
Klar, dass sich die Bayern in der zweiten Halbzeit weitestgehend schonten für die kommenden Wochen. Für die vielen Spiele und die drei Titelpartys. Steigt die Meisterfeier gar schon in zwei Wochen? Beckenbauer erwartet einen „Selbstläufer“, da könne „nichts mehr schief gehen."
Weil die Verfolger – siehe Schalke, siehe HSV oder auch gestern Stuttgart – ständig patzen. „Da lächle ich in mich hinein“, sagte Manager Uli Hoeneß. Und auch er möchte nun nicht mehr den mahnenden Spaßbremser in Sachen Titelfeier geben. Hoeneß: „Heute haben wir die Meisterschaft vorentschieden. Ich glaube, dass wir einen ganz wichtigen Schritt in Richtung Titel gemacht haben. Zehn Punkte Vorsprung bei nur noch drei Auswärtsspielen – da wird nichts mehr passieren.“ Na, also.
Jubel, Titel, Heiterkeit
Die Fans feierten: „Hurra, ihr dürft den Meister sehen!“ oder „Deutscher Meister wird nur der FC Bayern.“ Die Welle ging durchs Stadion. Weil die Roten so schönen Fußball wie lange nicht geboten hatten. Drei Tage nach dem kräftezehrenden Wunder von Getafe mit dem 3:3 nach 120 Minuten schüchterten sie die Dortmunder mit einer enormen Selbstsicherheit ein, als wüssten sie, dass ihnen das historische Triple schon nicht mehr zu nehmen ist. Sie liefen sich die zweistündige Angst vom Donnerstag raus, die Erleichterung machte die Beine locker.
Hitzfeld freilich wollte sich noch nicht zum Titel gratulieren lassen, der Mathematiklehrer wird erst feiern, wenn es rein rechnerisch klar ist. Erst der Pokal gegen Dortmund, in zwei Wochen die Meisterschale gegen Stuttgart – fehlt nur noch der Uefa-Cup. Der Finaltermin steht: 14. Mai.
Patrick Strasser