Das macht der FC Bayern besser als die anderen Abo-Meister Europas

Während die Abo-Meister in den anderen großen Ligen straucheln, stürmt Bayern in Richtung Titel Nummer 31. Was machen die Münchner besser? Ein AZ-Blick über den Bundesliga-Tellerrand.
von  Patrick Strasser
Hat man in dieser Hinrunde öfter gesehen: Jubelnde Bayern.
Hat man in dieser Hinrunde öfter gesehen: Jubelnde Bayern. © imago/ActionPictures

München - Der FC Bayern ist Meister. Glückwunsch! Okay, das ist keine Überraschung. Wir haben erst den 18. Spieltag? Ja, ja, klar. Einwand: Nach dem 4:0 beim FC Schalke haben die Münchner nun sieben Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten RB Leipzig. Und die Daten der Bundesligahistorie besagen: Einen solch großen Vorsprung hat der FC Bayern seit Einführung der Drei-Punkte-Regel zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nie verspielt. Also? Tusch! Ein Hoch auf die Neunte! Und die Statistik...

FC-Bayern-Coach Hansi Flick: "Gewisses Polster" in der Tabelle

Von einer Entscheidung oder - 'tschuldigung - einer Vorentscheidung wollte Cheftrainer Hansi Flick nichts wissen. Dies sei "absoluter Quatsch", entgegnete der 55-jährige darauf angesprochen nach dem Schalke-Spiel, bekannte aber: "Wir haben jetzt ein gewisses Polster." Doppel-Torschütze Thomas Müller meinte: "In der vergangenen Woche haben wir neun Punkte aus drei Spielen geholt und einen riesigen Schritt in der Tabelle gemacht." Nach den Patzern der Konkurrenz habe man, so Müller, "die Woche super durchgezogen. Das waren Big Points. Und das ist am Ende das, was zählt".

Zufrieden mit dem Ergebnis, aber nicht mit der Art 

Das bayerische Uhrwerk läuft. Und läuft. Und läuft. Auch Flick kann nach dem dreifachen Dreier in der englischen Woche (2:1 gegen Freiburg, 1:0 in Augsburg und 4:0 auf Schalke) die Fakten nicht wegdiskutieren, dennoch kritisierte er nach dem Erfolg beim Tabellenletzten die Leistung seiner Mannschaft: "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, aber die Art und Weise war nicht immer gut. Das war oft ein Hin und Her. Und das ist nicht das, was wir uns vorstellen."

Die Luxusprobleme des FC Bayern

Luxusprobleme im Vergleich zur internationalen Konkurrenz. Die Abo-Meister bzw. Big Player der anderen vier großen Ligen in Europa haben in dieser Saison unter den besonderen Corona-Umständen Probleme, ihre Dominanz der vergangenen Jahre aufrechtzuerhalten. Ein Blick über den Bundesliga-Tellerrand:

Frankreichs Ligue 1: Hier steht Außenseiter OSC Lille (mit Ex-Bayer Renato Sanches) punktgleich an der Tabellenspitze, liegt dank des besseren Torverhältnisses vor Paris Saint-Germain, das ansonsten alles überstrahlt. Zuletzt wurde PSG drei Mal hintereinander Meister, gewann sieben der letzten acht Titel.

Spaniens Primera División: Atlético Madrid grüßt als souveräner Tabellenführer, mit sieben Punkten vor Real Madrid und zehn vor dem FC Barcelona. Die beiden iberischen Platzhirsche machten 15 der letzten 16 Titel unter sich aus, nur Atlético konnte 2013/14 überraschen. Nun erneut?

Englands Premier League: Überraschungsteam Manchester United (zuletzt 2012/13 britischer Champion) steht an der Spitze, zwei Punkte vor Stadtrivale City mit Trainer Pep Guardiola (ein Spiel weniger) und sechs Punkte vor dem kriselnden Titelverteidiger FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp.

Italiens Serie A: Hier heißt der Tabellenführer AC Mailand und nicht wie zuletzt immer Juventus Turin (nur Vierter bei einem Spiel weniger). Juve war - sogar einmal mehr als Bayern - neun Mal in Folge Meister, hat aktuell sieben Punkte Rückstand, Milans Stadtrivale Inter dagegen nur zwei. Die Dominanz der Alten Dame wackelt.

So kämpft Flick gegen die Ermüdung

Doch warum ist das so? Warum hatte nur Bayern (2:3 in Gladbach, Pokal-Aus in Kiel) ein kurzes Leistungstief? Trainer Flick schafft es offenbar besser, die hoch beanspruchten Profis der Topklubs des Kontinents mit ihren Spielen in Dauerschleife auf Linie zu halten. In der Corona-Saison ermüden alle Kicker, physisch und mental. Sinnvolles (Taktik-)Training ist bei der hohen Taktung der Herausforderungen nicht möglich. Doch Flicks pragmatische wie realistische Herangehensweise und sein empathisches Moderieren der Rotation sowie das gleichzeitige Vertrauen, das er seinem Stamm, seiner Achse, gibt sind die Parameter des Erfolges. Dazu kommt der offenbar unstillbare Titelhunger der Stars um Neuer, Lewandowski & Co.

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