„Das lebende Idol“ kehrt heim – und Kahn wundert sich
KÖLN/MÜNCHEN - Der Kölner Lukas Podolski, bei Bayern gescheitert, wird in Köln enthusiastisch empfangen. Doch der Ex-Nationaltorhüter kritisiert den Nationalspieler – und ergreift erneut Partei für Keeper Rensing
Oliver Kahn steht in Eichenried auf der Driving Range. Entspannt schlägt er ab – zum ersten, zum zweiten und zum dritten Mal. „Ich bin jetzt ein Jahr draußen, das tut meinem Golfspiel richtig gut“, sagt der frühere Bayern-Torwart beim ProAM-Turnier vor den Toren Münchens und wirkt, als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen.
Doch angesprochen auf Lukas Podolski, wundert er sich dann doch. Er, der frühere „Weiter, immer weiter“-Profi, kann nicht verstehen, dass ein Nationalspieler sich freiwillig zu einem schlechteren Klub transferieren lässt. „Für Poldi ist Köln kein Fortschritt“, sagt der 41-Jährige, „dort kann er sich nicht so weiter entwickeln wie er es bei Bayern hätte tun können."
Wohl wahr. Gestern jedoch wurde der Stürmer, nach drei schlechten Jahren in München, in Köln vorgestellt. Und Manager Michael Meier gab der Poldimania prompt neue Nahrung: „Lukas ist das Gesicht des Vereins. Es kommt ein lebendes Idol, ein aktives Idol nach Köln.“ Und Podolski, der davon träumt mit seinem Heimatklub irgendwann in der Champions League zu spielen, sagt: „Ich freue mich, wieder in der Heimat zu sein.“
Am Donnerstag um 18 Uhr ist Trainingsauftakt beim FC. 20000 Fans werden erwartet. Kahn findet’s übertrieben, was mit dem Rückkehrer angestellt wird. „Köln ist immer ein bisschen verrückt“, sagt er, „aber Köln macht mir immer gleich zu viel Tamtam. Es wäre besser, wenn sie erst mal ruhig machen würden und dann, vielleicht am Ende der Saison, Tamtam.“
Tamtam gab es auch um Kahns Nachfolger im Bayern-Tor, der ja eigentlich Michael Rensing heißen sollte. Doch dann degradierte Trainer Jürgen Klinsmann den 25-Jährigen, was zur Folge hatte, dass der Rekordmeister offizielles Interesse am Schalker Manuel Neuer anmeldete. Ein möglicher Transfer, von dem Kahn bekanntlich nichts hält. Kahn hofft, dass Rensing unter Trainer Louis van Gaal eine neue Chance erhält. „Ich habe gestern das Champions League-Halbfinale gegen Real gesehen. Da war der Casillas 20, hat bei Flanken auch Unsicherheiten gezeigt. Heute ist er einer der besten Torhüter der Welt“, so Kahn. „Auch in so einer schnelllebigen Zeit sollte man sich die Zeit nehmen, an jemandem festzuhalten, dass man einem Talent Zeit gibt, sich zu entwickeln.“
Mal schauen, was daraus wird. Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies ließ gestern via „Sport-Bild“ verlauten: „Auch bei Manuel Neuer gibt es eine kaufmännische Schmerzgrenze.“ Und: „Es gibt einen Punkt, wo wir sagen, dass er, wenn er denn wollte, gehen darf.“ fk/jos