Das Klose-Comeback: „Miro ist ein sozialer Mensch“
FRANKFURT - Der Nationalspieler trifft endlich wieder – und nun sogar doppelt. Danach schenkt er Thomas Müller sogar noch einen Treffer und sagt dann bescheiden: „So bin ich halt“
Der Klose ist so einer, der kann nicht anders. Trifft er nach Wochen, ach, nach scheinbar endlosen Monaten des Stürmer-Frusts in einer Partie endlich einmal wieder, legt er sofort einen nach. Da kennt er nichts. So war das auch Mittwochabend in Frankfurt. Es hatte nur 14 Minuten gedauert, da wurde aus dem Stürmer Klose wieder der Torjäger Klose. Mark van Bommel, sein bester Kumpel im Team, hatte ihm den Ball perfekt in die Gasse gelupft, Klose hatte instinktiv das Richtige gemacht: Die Kugel über Eintracht-Keeper Nikolov gehoben. Eine Erlösung. Das Klose-Comeback. Und sofort waren sie alle da. Es wird gemeinsam gejubelt beim FC Bayern – Klose ist beliebt im Team. Kein Protzer, kein Schwätzer. Einer, dessen Humor so trocken ist, dass man den Witz kaum versteht. Als er letztes Jahr gefragt wurde, ob der stark kritisierte Lukas Podolski nicht ein paar Streicheleinheiten brauche, sagte Klose: „Streicheln? Dann müss'mer uns 'ne Katze kaufen." Ein echter Miro.
Wie das 2:0 nur fünf Minuten nach der Führung (19.). Ein nüchterner Treffer per Flachschuss. Da war er wieder, der doppelte Miro. „Er ist ein Stimmungsspieler", sagte Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld einst über den 31-Jährigen. Wenn's läuft, dann läuft's. Geht aber nichts, dann geht wirklich nichts. Wie seit Saisonbeginn. Er kämpfte, rackerte – und traf nur für die Nationalelf, nicht für die Bayern. Bis Mittwoch. Klose lief, nein, er stolzierte fortan über den Platz.
Plötzlich war er eine Bedrohung, kein Mitläufer. Er legte das 3:0 gönnerhaft für Thomas Müller auf – ein Hattrick wäre möglich gewesen, aber nicht mit Klose. Auch im Erfolg bleibt er bescheiden und sieht den Nebenmann. Dieser fehlende Egoismus wurde ihm in Krisenzeiten oft genug vorgeworfen. Nicht von Trainer Louis van Gaal, der nun voll des Lobes war: „So ist er, der Miro. Er ist ein sozialer Mensch. Das schätze ich sehr hoch ein.“ Typisch Klose, dass er sich da nichts drauf einbildet, sondern sich ganz bescheiden gibt: „Ich habe den Thomas in den Augenwinkeln gesehen, es war ja wichtig für ihn, dass er wieder ein Tor geschossen hat.“ Und dann das Höchste an Eigenlob: „So bin ich halt.“
Als Luca Toni in der 52. Minute per Flugkopfball zum 4:0 traf, hatte er längst begonnen, der Stürmerwettstreit. Noch am Samstag, beim 2:1 in der Liga, hatte Abwehrboss Daniel van Buyten den Aushilfstorjäger geben müssen. Jetzt reichte es den Düpierten. Sie treffen selbst. Der Stammplatz bei Bayern und die Berufung in den WM-Kader stehen auf dem Spiel. Toni kämpft um den Anschluss, will wieder zurück in Lippis Italia-Auswahl. Womöglich aber wird Toni in der Winterpause verkauft. „Der Kader wird sicherlich kleiner werden", sagte Manager Uli Hoeneß in „Sport Bild", „ich gehe davon aus, dass sich der eine oder andere Spieler verändern will.“ Oder doch Mario Gomez? Er kam erst im Sommer für über 30 Millionen Euro. Und gestern in der 68. Minute. Er blieb ohne Tor – wie seit September schon. Der Mann hat schlechte Karten derzeit. Er bleibt Joker. Die anderen treffen ja.
Patrick Strasser