"Das ist grenzwertig" - Zweifel an der FC-Bayern-Reise

Druck in einem Vorbereitungsspiel? Carlo Ancelotti konterte mit einem Lächeln. "Wenn ich mich jetzt schon unter Druck setzte", sagte der Trainer des FC Bayern am Montag im National Stadium in Singapur, "bin ich zum Start der Saison tot." Ruhig bleiben trotz der beiden Niederlagen auf der Asien-Tour: Das war Ancelottis Botschaft einen Tag vor dem Duell mit dem FC Chelsea (13.30 Uhr, Sport1), Carlos Ex-Klub (2009-2011). "Es ist natürlich ein wichtiger Test", ergänzte der Italiener: "Aber das Ergebnis ist das Letzte, auf das wir jetzt unseren Fokus legen. Wir wollen defensiv und offensiv gut spielen, eine gute Balance haben."
Genau das war den Bayern zuletzt beim 0:4 gegen den AC Mailand nicht gelungen. "Grundsätzlich verliert man ungern so hoch", sagte Präsident Uli Hoeneß. Und ja, ein "kleiner Druck" sei jetzt schon da vor dem dritten von vier Spielen in Fernost. Am Donnerstag folgt noch die Partie gegen Inter Mailand.
Dass die Bayern ein Erfolgserlebnis gut gebrauchen können, hat nur bedingt sportliche Gründe. Die Gesamtbetrachtung der Asien-Reise steht auf dem Spiel. Hoeneß gab sich keine Mühe, die Strapazen der Reise schönzureden. "Das ist sicherlich grenzwertig, was wir hier bis jetzt gemacht haben. Ich denke, dass wir intern in den nächsten Wochen darüber diskutieren, wie wir das in den nächsten Jahren machen sollten." Man werde zwar weiter solche Reisen unternehmen, erklärte Hoeneß, "aber ob man unbedingt vier Spiele in zwölf Tagen machen sollte – mit einer Reise in ein anderes Land noch –, das wird sicherlich auf den Prüfstand kommen".
40 Grad, 80 Prozent Luftfeuchtigkeit
Vom chinesischen Shenzhen aus waren die Bayern am Sonntag nach Singapur gereist, dreieinhalb Stunden dauerte der Flug, eineinhalb Stunden Verspätung kamen oben drauf. Zusätzliche Belastung neben Training, Spielen und PR-Terminen. Nicht zu vergessen: das Klima mit bis zu 40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit um die 80 Prozent. "Die Strapazen sind ohne Frage hoch", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Thomas Müller nannte die Reise "anstrengend". Auf die harte Tour eben.
Fragt sich: Haben die Bayern das nicht vorher gewusst? Dass es um diese Jahreszeit heiß und schwül ist in China und Singapur war klar. Der Spielplan des "International Champions Cup" – unter diesem Namen werden die Spiele ausgetragen – stand lange fest. Warum hat man sich trotzdem für die Tour entschieden? "Hier sind offenbar wirtschaftliche Gründe dafür verantwortlich, dass man auch nach Singapur gegangen ist, weil der Veranstalter der Tour das unbedingt haben wollte", sagte Hoeneß: "Dem hat man mal stattgegeben. Aber ob das für alle Zeiten gelten muss, wage ich sehr zu bezweifeln."
Das Programm des Veranstalters ist das Eine, doch letztlich stimmten die Bayern zu. Es scheint, als hätten sie sich verplant. Ancelotti, ohnehin nicht sonderlich erfreut über die Vorbereitungstour, muss das Beste daraus machen. "Ich hoffe, wir verbessern uns gegen Chelsea", sagte der Coach und lobte Neuzugang James: "Er hat eine fantastische Qualität, er kann den letzten Pass spielen."
Der Kolumbianer saß neben Ancelotti, gab das Lob zurück. "Meine ersten beiden Wochen hier waren sehr gut, der Trainer vertraut mir, die Mannschaft hilft mir." Am besten für die Stimmung bei den Bayern wäre es, wenn sie Chelsea heute klar besiegen. Und James schießt sein erstes Tor.
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