"Das ist die Handschrift von Jürgen Klinsmann"

MÜNCHEN - Nach dem gelungenen Comeback in der Champions League feiern die Bayern-Bosse den Trainer in seltener Eintracht. Beckenbauer sagt über Jürgen Klinsmann: „Er passt zu uns. Ein Glück, dass er wieder da ist“
Jürgen Klinsmann ist ein Mann, der oft und gern lächelt. Am ersten Abend, an dem ihn seine neuen Vorgesetzten richtig ausufernd gelobt haben, hat er erstaunlicherweise oft ernst, manchmal fast schüchtern dreingeschaut. Der Bayern-Trainer („Wir nehmen die drei Punkte gerne mit“) wollte betont sachlich bleiben nach dem 1:0 bei Steaua Bukarest. Nach dem gelungenen Comeback der Bayern in der Champions League. „Das hat sich die Mannschaft erarbeitet“, befand er.
Bescheidenheit, die er sich leisten konnte. Weil Klinsmanns Beitrag zu diesem Erfolg hinreichend von anderen gewürdigt wurde: von den Bayern-Bossen. In seltener Eintracht haben sie ihren Übungsleiter gestern nach einem einzigen Sieg in Europa geradezu hymnisch gefeiert.
Vor allem Präsident Franz Beckenbauer schwärmte am Premiere-Mikrofon. Der Kaiser, der Klinsmann einst als Teamchef selbst trainiert (und 1990 zum Weltmeister gemacht hatte), sagte: „Jürgen hat eine unglaubliche Entwicklung gemacht. Es war ein großes Glück, dass er im Fußball geblieben ist. Und ein Glück, dass er wieder da ist. Er bereichert den FC Bayern. Was er dort bisher schon geleistet hat, kann sich sehen lassen. Der Jürgen passt zum FC Bayern. Die ganzen Umstrukturierungen, da wären wir nie drauf gekommen.“
Fast wie ein schüchterner Musterschüler
Klinsmann stand daneben, während Beckenbauer das sagte. Und sah eher peinlich berührt als geschmeichelt aus. Fast wie ein schüchterner Musterschüler, der vor versammelter Klasse vom Lehrer belobigt wird. Auch Vorstandschef Karl- Heinz Rummenigge gab dem Trainer Donnerstagabend einen Einser. Weil das Siegtor nach einem Freistoß gefallen war – Bastian Schweinsteiger hatte maßgenau geflankt und Daniel van Buyten per Kopf vollstreckt – sagte Rummenigge: „Toll, dass wir jetzt auch aus Standardsituationen Tore erzielen. Das ist die Handschrift von Jürgen Klinsmann.“
Was dem Coach wiederum unangenehm erschien. Erst wehrte er die Komplimente ab: „Standards zu üben, das macht doch jeder Trainer, das gehört einfach dazu.“ Und dann gab er sie weiter – an den Torschützen van Buyten: „So etwas kann man noch so oft üben, aber entscheidend ist dabei der Wille eines Einzelnen, den Ball unbedingt haben zu wollen. Und Daniel ist so ein Typ. Er hat die Wucht und den Willen, der will den Ball ansaugen.“
Der Cheftrainer, dem Manager Uli Hoeneß während der Partie gar fürsorglich in einer Regenjacke half, wollte sich nicht überbewertet wissen. Weil ja alles noch viel besser werden soll. Klinsmann: „Dieses Spiel war ein weiterer Schritt, dass die Mannschaft zusammenwächst, dass man sich gegenseitig hilft, dass man sich aufeinander verlassen kann. Die Mannschaft wächst von Woche zu Woche. Wir haben viel vor dieses Jahr.“
Das kann ja heiter werden.
ps,illy