Das ist Carlo Ancelottis Mission beim FC Bayern

Was Guardiola beim FC Bayern nicht gelang, soll nun unter Ancelotti klappen: Der Gewinn der Champions League. Warum die Chancen für den Italiener besser stehen als für seinen Vorgänger, erklärt die AZ hier.
von  Maximilian Koch
23. Mai 2015: Bayern-Trainer Pep Guardiola und die Meisterschale. 25. Mai 2014: Real-Trainer Carlo Ancelotti und der Champions-League-Pokal. Was reißt der Italiener mit den Münchnern in der Königsklasse?
23. Mai 2015: Bayern-Trainer Pep Guardiola und die Meisterschale. 25. Mai 2014: Real-Trainer Carlo Ancelotti und der Champions-League-Pokal. Was reißt der Italiener mit den Münchnern in der Königsklasse? © dpa

München - Es war ein letzter Abschiedsgruß, ehe Pep Guardiola die Bühne verließ und mit dem FC Bayern offiziell abschloss. "Ich bin mir sicher, dass Bayern den Champions-League-Titel in den nächsten Jahren wieder nach München holt", rief er den Fans am Marienplatz zu. "Mit diesen Spielern, mit diesen Spielern schafft ihr das, sie haben Enthusiasmus und Charakter."

Die Champions League, das Triple: Ziele, die Guardiola in seinen drei Bayern-Jahren verpasst hat. Nun darf sich Carlo Ancelotti daran versuchen. Ein "super Trainer", wie Guardiola findet. Uli Hoeneß hingegen bremste die Erwartungen ein wenig.

"Wir sollten nicht Carlo Ancelotti in den Himmel heben, weil das auch etwas Licht von Pep Guardiola wegnimmt. Wir haben drei Jahre einen ganz großen Trainer hier erlebt. Ich hoffe sehr, dass Carlo Ancelotti ähnlich erfolgreich ist", sagte der Ex-Präsident.

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Ähnlich erfolgreich? Erfolgreicher! Das dürfte die wahre Erwartungshaltung sein, mit der Ancelotti am 1. Juli seinen Bayern-Dienst beginnt.

Nach vier Jahren soll der Italiener den Henkelpott zurück nach München bringen – und die Chancen dafür stehen besser als unter Guardiola.

Warum? Die AZ nennt vier Gründe...

Bessere Ausgangslage

Klar, auch von Ancelotti wird der Gewinn der Champions League erwartet. Dreimal hat der 56-Jährige die wichtigste europäische Trophäe schließlich schon geholt, zweimal mit dem AC Mailand, einmal mit Real Madrid. Doch Ancelottis Startposition ist deutlich besser als Guardiolas im Jahr 2013: Der Katalane übernahm damals die Triple-Mannschaft von Jupp Heynckes – er hatte nichts zu gewinnen, er konnte den Triumph entweder bestätigen oder schlechter abschneiden.

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Der Druck war dadurch immens. Guardiola erfüllte diesen Auftrag nicht. Ancelotti kann nun darauf setzen, dass die Bayern nach drei Niederlagen im Champions-League-Halbfinale in Folge auf den Titel brennen. Das Finale am 3. Juni 2017 in Cardiff: Carlos Mission.

Mehr individuelle Qualität

"Er hat Spieler verbessert, die zuvor schon Weltklasse gespielt haben. Die Nationalmannschaft ist 2014 Weltmeister geworden durch den Stil, den Pep bei uns geprägt hat“, sagt Karl-Heinz Rummenigge zu Guardiolas Verdiensten. Der Trainer erfand den Sechser Philipp Lahm, die Innenverteidiger Joshua Kimmich und David Alaba, den offensiven Mittelfeldspieler Javi Martínez. Und er hatte großen Einfluss, dass sich Profis wie Jérôme Boateng nochmals weiterentwickelten.

Kurzum: Ancelotti übernimmt eine Mannschaft, die individuell besser besetzt und besser geschult ist als das Triple-Team von 2013. Ein Team, das durch die Verpflichtungen von Mats Hummels und Renato Sanches eine weitere Qualitätssteigerung erfährt. "Ich hoffe, es tut ihm auch ein bisschen weh, dass er so eine starke Mannschaft hier verlässt", sagte deshalb Youngster Kimmich nach dem Pokalsieg in Richtung Guardiola. Der scheidende Coach weiß sicher genau, über wen der Titel in der Champions League künftig führt: seinen Ex-Klub.

Taktische Vielfalt

Es ist vielleicht der größte Erfolg seiner Bayern-Zeit: Guardiola hat den schönsten und variantenreichsten Fußball spielen lassen, den es in Deutschland je gab.

Oft änderte er die Taktik seines Teams mehrmals während eines Spiels, er analysierte die Schwächen der Gegner wie kein anderer, trickste seine Trainerkollegen immer wieder aus. Ancelotti, der weniger experimentiert und rotiert, sondern eher auf eingespielte Formationen setzt, wird von dieser Vorlage Guardiolas profitieren.

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Mehr Menschlichkeit

Juventus, Milan, Chelsea, Paris, Real Madrid: Ancelotti war bei etlichen großen Vereinen tätig. Und dabei hatte er nicht nur Erfolg (16 große Titel), er war auch überall beliebt. Warum? Das erklärt Cristiano Ronaldo in der Ancelotti-Biografie "Quiet Leadership – Wie man Menschen und Spiele gewinnt". Ronaldo wird dort wie folgt zitiert: "Er behandelt jeden als Ebenbürtigen. Er weist nie jemanden ab, nur weil er oder sie nicht mit ihm auf einer Stufe steht; und er hört immer zu."

Carlo, der Menschenfreund, der Nahbare, der Heynckes-Typ. Ganz anders als Guardiola, der in seinen drei Jahren bei den Bayern stets Distanz wahrte, der erst bei seinem Abschied Emotionen zeigte. Nun wird es wieder wärmer, menschlicher bei den Bayern. Oft hat das diesem Verein zu großen Erfolgen verholfen.

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