Das Gesicht des FC Bayern: Tritt Thomas Müller das Erbe von Uli Hoeneß an?

Im Moment bereitet sich Thomas Müller mit dem DFB-Team auf die Heim-EM vor. Langfristig wird dem Bayern-Urgestein zugetraut, Uli Hoeneß beerben zu können.
von  Maximilian Koch
Ein Blick in die jüngere Vergangenheit, vor dem Rückspiel gegen Real Madrid – und auch die fernere Zukunft? Vereinsintern traut man Thomas Müller zu, langfristig zum Nachfolger von Uli Hoeneß zu werden.
Ein Blick in die jüngere Vergangenheit, vor dem Rückspiel gegen Real Madrid – und auch die fernere Zukunft? Vereinsintern traut man Thomas Müller zu, langfristig zum Nachfolger von Uli Hoeneß zu werden. © IMAGO/Bernd Feil/MIS

München Thomas Müller trägt eine ballonseidene Jacke in Schwarz-Rot-Gold, er posiert mit Hornbrille, in Schlaghose und sogar mit Cowboyhut: So hat man den 34-jährigen Offensivstar des FC Bayern noch nie gesehen. Oder, wie es Adidas anlässlich der neuen Kampagne mit Müller als Hommage an die 1990er-Jahre formuliert: "Das Fashion-Shooting, von dem du nicht wusstest, dass du es brauchst, bringt die 90er zurück." Und wie!

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Müller als Retro-Model kurz vor dem Start der Heim-EM - bereitet sich hier etwa schon einer auf die zweite Karriere nach der als aktiver Fußballer vor? Seinem Bayern-Kollegen Serge Gnabry, bekanntermaßen ein Mode-Fachmann, gefallen die Fotos jedenfalls. "Das ist seeeeehr heiß", kommentierte Gnabry bei Instagram. Müller ist eben ein Tausendsassa, anpassungsfähig, locker und souverän. Weshalb ihm nach dem Ende seiner Laufbahn viele Türen offenstehen werden.

Auch beim FC Bayern.

Nach AZ-Informationen: "Außenminister" Müller innerhalb des Klubs als potenzielle Führungsfigur angesehen

Nach AZ-Informationen sehen wichtige Personen im Klub Müller als potenzielle Führungsfigur, als Boss der Zukunft – im Vorstand oder Präsidium. Er sei genau der Mann, so heißt es an der Säbener Straße, der irgendwann einmal in die Fußstapfen von Uli Hoeneß treten könne, wenn sich der Patron vom Tegernsee tatsächlich von seinem geliebten Verein, den er selbst groß gemacht hat, zurückzieht. Aktuell hat Ehrenpräsident Hoeneß als Aufsichtsrat weiter großen Einfluss, sein Wort intern wie extern enormes Gewicht.

Hat der FC Bayern mit Thomas Müller (l.) den langfristigen Nachfolger von Uli Hoeneß (r.) gefunden? Vereinsintern wird dem 34-Jährigen langfristig eine Führungsrolle zugetraut
Hat der FC Bayern mit Thomas Müller (l.) den langfristigen Nachfolger von Uli Hoeneß (r.) gefunden? Vereinsintern wird dem 34-Jährigen langfristig eine Führungsrolle zugetraut © IMAGO/Alex Gottschalk/DeFodi.de

Bei Müller ist es ganz ähnlich, die Menschen hören ihm zu, oft und gerne. Er ist längst zum Außenminister und bedeutendsten Repräsentanten des Klubs geworden – obwohl er ja selbst noch spielt. Müllers Vertrag läuft zunächst bis 2025. Und dann? "Ich denke jetzt noch nicht ans Abtreten, sondern an die Aufgaben, die vor uns stehen", sagte der Angreifer im DFB-Trainingslager in Thüringen. Er könne seinen Arbeitgeber, die Münchner, ja "nicht hängen lassen, die bauen ja auf mich", ergänzte Müller mit einem Grinsen: "Also in einer gewissen Art und Weise..."

Nagelsmann hofft bei der Heim-EM auf "Connector" Müller 

Bei Bayern wurde Müller in der vergangenen Saison häufig eingewechselt, bei der Heim-EM und beim Testspiel gegen die Ukraine am Montagabend in Nürnberg (20.45 Uhr/ARD) wird es ähnlich sein. Doch Bundestrainer Julian Nagelsmann wollte unter keinen Umständen auf Müller verzichten.

"Er wird seine Einsätze kriegen. Das wird nicht immer von Beginn an sein. Das weiß er", sagte Nagelsmann. Müller sei "ein Verbindungsglied, aber ich verlange nicht, dass er Pausenclown ist." Sondern ein "Connector", der die unterschiedlichen Gruppen zusammenbringe, wie der Bundestrainer betonte. Müller könne sowohl "mit den Rappern in der Mannschaft, aber auch mit denen, die jodeln."

Anzeige für den Anbieter Instagram Reel über den Consent-Anbieter verweigert

Der Ur-Bayer Müller kommt naturgemäß "eher von den Jodlern", wie er schmunzelnd meinte. Er sei aber auch immer interessiert daran, "die Rapper kennenzulernen". Schließlich gehe er "mit offenem Visier durchs Leben" und habe sich "nie verschlossen". Genau das zeichnet Müller aus - und das sind wichtige Voraussetzungen für eine Karriere im Management.

Noch keine konkreten Ideen über Müller als Bayern-Boss

Aber ob Müller diesen Weg auch einschlagen will? Bislang hat er sich dazu noch nicht explizit geäußert, der passionierte Pferdezüchter will zunächst seine Zeit als aktiver Fußballer genießen - so lange er Spaß hat und auf höchstem Niveau mithalten kann.

Beim FC Bayern, wo derzeit Sportdirektor Christoph Freund, Sportvorstand Max Eberl, Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer sowie die Aufsichtsräte Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge die Führungspositionen einnehmen, wird schon länger über eine mögliche Müller-Rolle an der Klubspitze nachgedacht. Konkret wurde es noch nicht. Doch das könnte sich bald ändern.

"Er ist ein Urgestein des Klubs – einen wie ihn wird es nie mehr geben", schwärmte Hainer vor einigen Monaten in der AZ. Generell versuche der Klub immer, Spielerikonen wie einst Hoeneß, Rummenigge oder Franz Beckenbauer einzubinden, "weil es dem FC Bayern guttut", sagte Hainer: "Deshalb würde es mich freuen, wenn sich Spieler wie Manuel Neuer, Thomas Müller oder auch Bastian Schweinsteiger in Zukunft für den FC Bayern engagieren würden. Dieses Familiäre ist auch das, was unsere Fans und Mitglieder schätzen." Zweifelsohne.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.