Das Feierbiest bejubelt schon sein Triple
Louis van Gaal rechnet’s vor: Er ist jetzt schon in drei Ländern Meister geworden – und hat nebenbei sein großes Vorbild überflügelt.
MÜNCHEN Disziplin und Pflichterfüllung sind Werte, die Louis van Gaal für nicht verzichtbar hält. Und so war es ihm ein inneres Weihnachtsfest, dass er damit prahlen konnte, die Vorgabe seiner Bosse exakt erfüllt zu haben.
Die Bayern sind Meister – Auftrag erfüllt. Und als habe es sich um eine Dienstanweisung gehandelt, die der Holländer ständig wie ein Mahnmal gedanklich mit sich herumtrug, erwähnte er eine halbe Stunde nach der Abwicklung des Auftrages den Ursprung. „Wir haben das wichtigste Ziel des Vereins geschafft. Der Vorstand hat mir das gesagt am 30. April vor einem Jahr. Und nun freut es mich sehr, dass wir virtueller Meister sind.“
Pressesprecher Markus Hörwick sprang ihm zur Seite: „Wir sind praktisch Meister, aber nicht theoretisch.“ Darauf van Gaal: „Das habe ich gesagt. Virtuell! Das ist wahrscheinlich kein Deutsch, sondern Englisch. Virtuell heißt auf Deutsch theoretisch.“ Aha.
In Zahlen: Drei Punkte und 17 Tore Vorsprung auf Schalke. Bei der Tour de France trägt der zwischenzeitlich errechnete Führende einer Etappe das virtuelle Gelbe Trikot, da er ja noch nicht durchs Ziel gefahren ist. Das machen die Bayern nächsten Samstag bei Absteiger Hertha BSC im Olympiastadion.
Van Gaal ist schon im Ziel. Doch hört man ihm zu, kann man sich sicher sein, dass er nichts anderes erwartet hatte. Wie groß denn seine persönliche Genugtuung sei, wurde der 58-Jährige gefragt. „Ich denke, dass nicht viele Trainer in Europa das Glück hatten, in drei Ländern Meister zu werden – ich bin das geworden in sehr guten Fußball-Ländern. Das macht mich sehr stolz. Vielleicht ist das auch eine Herausforderung, mir noch ein anderes Land zu suchen.“
Und schon wieder einmal kokettiert van Gaal, der sein persönliches Triple – Barca, Alkmaar, Bayern – schon hat, mit seinem Abschied am Saisonende – trotz eines Vertrages bis 2011. Ernst wird es wohl erst bei einem Triple-Triumph.
Natürlich ist es sein Erfolg, er ist „der Vater der ganzen Geschichte“, sagte Franz Beckenbauer, der Ehrenpräsident. Van Gaal hat die Mannschaft perfekt zusammenkomponiert, hat in kürzester Zeit erst angeeckt und dann Vertrauen geschaffen. Die Spieler folgten seinem unbequemen, manchmal selbst gegenüber den Bossen sturen Weg. Und nun bekommt er die Gladiolen, die Blumen für diese extravagante Saison, bei der die Bayern nicht nur erfolgreich, sondern auch äußerst unterhaltsam spielen.
Jetzt hat van Gaal sogar sein Vorbild und wie er ihn nennt „Gottvater“ Rinus Michels übertrumpft. „Ein sehr guter Trainer. Aber er hat das nicht geschafft, mit Leverkusen und Köln in der Bundesliga“, sagte van Gaal und ergänzte: „Und ich schaffe das.“ Dann bekam er die Kurve. „Wir haben das geschafft. Und wir können noch mehr gewinnen.“ Und dann auch bejubelt. Van Gaal kündigte vorsorglich schon mal an: „Ich bin ein Feierbiest.“ Und ein Statistik-Freak: Van Gaal: „Bisher haben erst Ottmar Hitzfeld und noch ein anderer
Patrick Strasser