Das FC-Bayern-Ziel: 93 Punkte!

München - Eigentlich könnte der FC Bayern sofort den Liga-Spielbetrieb einstellen. Am Wochenende immer blau machen, den Fokus alleine auf die Champions-League- und DFB-Pokal-Spiele richten. Mit neun Siegen in neun Rückrundenspielen stehen die Bayern nach dem 2:1 in Leverkusen bei 69 Punkten, brauchen höchstens noch fünf Zähler zur 23. Meisterschaft. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit”, sagt Arjen Robben. Rathausbalkon, wir kommen!
Doch nachlassen, das wollen sie auf keinen Fall. Keine freien Samstage. Eher: Vollgas! Ab kommender Woche, nach den Länderspielen, werde „ein ganz anderer Wind wehen”, verspricht Sportvorstand Matthias Sammer, der den Spielern mit Trainer Jupp Heynckes dann wieder die zwei, drei Prozent entlocken will, die zuletzt zur Top-Form fehlten – was in der „Dreck”-Kritik von Präsident Uli Hoeneß gegipfelt war.
"Wir müssen zusehen, dass wir die Meisterschaft vernünftig zu Ende spielen”, sagt der nun. Denn nur wer in der Liga Gas gibt, hat auch Saft für die Pokalwettbewerbe. Der Masterplan: Verschenkt wird nichts, das Ziel sind 17 Siege in 17 Rückrundenspielen – also noch acht! „Es stehen ganz wichtige Wochen an. Wir müssen schleunigst wieder darüber nachdenken, was uns so extrem stark gemacht hat”, sagt Sammer und nennt drei Ansatzpunkte: „Hohes Tempo, unglaubliche Kompaktheit und Führung auf dem Platz. Das war zuletzt nicht auf höchstem Niveau.”
Geht der Plan auf, wäre Bayern dann Über-Meister, würde den Rekord von Borussia Dortmund aus der vergangenen Spielzeit (81 Punkte) mit dann 93 Zählern geradezu pulverisieren (siehe Grafik unten).
Wie deutlich Bayern überlegen ist, zeigt ein Vergleich mit den Meistern aus 50 Jahren Bundesliga: In 20 Spielzeiten hätten 69 Punkte schon zum Titel gereicht, zuletzt 2009, als Wolfsburg mit Felix Magath den Titel holte. 2010, als Bayern die Meisterschale letztmals am Rathausbalkon zeigen konnte, verbuchte man unter Louis van Gaal 70 Zähler. Der eigene Rekord stammt aus der Saison 1971/72, als man – auf die Drei-Punkte-Regel (gibt’s erst seit 1995/96) umgerechnet – 79 Zähler geholt hätte. Da kam in der Vergangenheit nur noch das Hitzfeld-Team der Saison 1998/99 ran (78), als man ebenfalls nach dem Triple strebte, am Ende aber das Champions-League-Finale und das Pokal-Endspiel verlor. Der Meister-Minus-Rekord stammt aus der Spielzeit 1993/94, als Franz Beckenbauer beim FC Bayern von Erich Ribbeck übernahm: da reichten umgerechnet schon mickrige 61 Punkte.
2007 hatte Hoeneß gesagt: „Wir müssen dafür sorgen, dass wieder ein Wehklagen einsetzt, wenn die anderen uns in der Tabelle mit dem Fernglas anschauen.” Das ist 2013 der Fall: 20 Punkte Vorsprung auf den BVB, 24 auf Leverkusen, die früheste Meisterschaft aller Zeiten vor den (eigenen!) Augen. Den Rekord hält noch Köln, das 1964 in der Debütsaison der Bundesliga am 18. April als Titelträger feststand. Bayern war’s 1973 und 2003 am 30. Spieltag, am 27. Spieltag schaffte es noch keiner. Die einmalige Chance: Patzt Dortmund am 30. März in Stuttgart und schlägt Bayern den HSV, heißt es nicht wie sonst MAIster, sondern MÄRZster. „Es kann passieren, klar”, sagt Robben, der von einer großen vorösterlichen Party in der Arena träumt: „Wenn ich einen Wunsch frei habe, dann will ich lieber zuhause Meister werden – wegen der Fans!”