Das Bayern-Casting: Und raus bist Du!
MÜNCHEN - Trainer Louis van Gaal will einen Kader mit nur 22 Spielern. Demnach sollen noch fünf Profis den Klub verlassen. Altintop, Görlitz, Borowski und Sosa mussten sogar schon mit den Amateuren trainieren. Wer um seinen Job bei Bayern zittern muss - die AZ erklärt die Härtefälle.
Es ging genau auf. Aber auch nur, weil fünf Spieler fehlten. Doch so konnte Trainer Louis van Gaal am Donnerstagvormittag an der Säbener Straße ein Trainingsspielchen elf gegen elf machen lassen. Die lädierten Ribéry, Lell, Schweinsteiger (siehe übrige Texte dieser Seite) sowie die Confed-Cup-Urlauber Lucio und Toni konnten nicht mitmachen, der dritte Torhüter Kraft war beim Übungskick überzählig. Diego Contento aus Scholls Drittliga-Kader diente lediglich als Auffüller.
So musste kein Feldspieler zuschauen – wären jedoch alle fit und wettkampfbereit, hieße es für fünf Mann stets: leider draußen bleiben. Es ist zu eng im Säbener-Camp und van Gaal ist gewillt, bis zum Bundesligastart (8. August) oder spätestens bis zur Schließung der Transferperiode (31. August) fünf Profis rauszuwählen. Wenn es trifft, für den heißt es: Und du bist raus!
Altintop, Borowski, Görlitz und Sosa zum B-Team geschickt
Van Gaal hat seine festen Prinzipien, davon rückt er nicht ab, ob das beim FC Barcelona oder bei seinem letzten Verein AZ Alkmaar war. Seine Kader-Formel 22 plus 3 gilt nun auch beim FC Bayern. Der Holländer will „immer mit 22 Spielern und drei Jugendspielern“ arbeiten. Seine Begründung: „Es ist sehr wichtig, dass die Spieler die Aussicht haben, zu spielen. Wenn wir einen großen Kader haben, ist das für viele Spieler nicht der Fall. Das ist nicht gut für die Motivation. Aber ich denke, dass es wichtig ist, immer motiviert zu sein, im Training und im Spiel.
Harte Zeiten für manchen Profi; momentan läuft das Auswahlverfahren, seit acht Trainingstagen und ab Freitag in den Testspielen, beginnend mit der Partie beim österreichischen Meister Red Bull Salzburg (20.15 Uhr, DSF live).
„Die Gruppe ist zu groß, ganz klar“, sagte Nationalspieler Philipp Lahm, „bei uns sind bestimmte Positionen nicht nur doppelt – so wie es sinnvoll ist – sondern drei- und vierfach besetzt. Alle im Verein sind der Meinung, dass wir aktuell zu viele Spieler im Kader haben.“ Am Mittwoch hatte es im Training Altintop, Sosa, Borowski und Görlitz erwischt – das Quartett musste mit den Amateuren von Drittliga-Coach Mehmet Scholl üben. Keine Strafversetzung, eine rein praktische Maßnahme. Und doch ein Zeichen, wen es im Oranje-Casting demnächst erwischen dürfte.
Die Streich-Kandidaten:
Abwehr: Van Gaal lässt mit Viererkette und rechts zwei Rechtsfüßen, links zwei Linksfüßen. Daher ist nur ein Innenverteidigerposten für Lucio, Demichelis, van Buyten und Breno frei – heißt: Von diesem Quartett dürften zwei gehen. Auch mit Lell und Görlitz ist ein Stellvertreter für Lahm überzählig.
Mittelfeld: Hier herrscht das größte Überangebot. Borowski wurde bereits die Freigabe erteilt, es wird an seinem Wunsch gearbeitet, zu Werder Bremen zurückzukehren. Auch Sosa hat schlechte Karten – sollte Ribéry bleiben. Ottl darf weg, will aber nicht.
Angriff: Van Gaal lässt ein 4-4-2-System spielen, also mit zwei Stürmern. Klose und Gomez scheinen gesetzt (am Donnerstag wieder in der A-Elf), Olic ist eine Alternative. Doch was wird aus Luca Toni wenn er aus dem Urlaub zurück ist? Dolce vita bei Bayern? Ein Fall von „Das war einmal“.
Patrick Strasser