Das Bayern-Aus: Guardiola und der spanische Fluch

Seine letzte Patrone geht daneben, zum dritten Mal in Serie scheitert Pep Guardiola im Halbfinale an einem Team aus seiner Heimat. Ist er nun gescheitert? Was von Pep bleibt – und was er falsch gemacht hat beim FC Bayern.  
von  Maximilian Koch
Fassungslosigkeit pur direkt nach dem Abpfiff des Dramas gegen Atlético Madrid: Der scheidende Bayern-Trainer Pep Guardiola.
Fassungslosigkeit pur direkt nach dem Abpfiff des Dramas gegen Atlético Madrid: Der scheidende Bayern-Trainer Pep Guardiola. © GES/Augenklick

Seine letzte Patrone geht daneben, zum dritten Mal in Serie scheitert Pep Guardiola im Halbfinale an einem Team aus seiner Heimat. Ist er nun gescheitert? Was von Pep bleibt – und was er falsch gemacht hat beim FC Bayern.

München - Es war seine letzte Patrone, sein letztes "Bullet", wie Pep Guardiola vor dem Spiel gegen Atlético in seinem Deutsch-Englisch-Mix betonte, aber die ist daneben geflogen.

Zum dritten Mal ist Guardiola mit dem FC Bayern im Champions-League-Halbfinale ausgeschieden, zum dritten Mal gegen ein spanisches Team: 2014 gegen Real Madrid (0:1 und 0:4), 2015 gegen den FC Barcelona (0:3 und 3:2) und in diesem Jahr gegen Atlético (0:1 und 2:1).

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„Ich bin noch nicht tot“, hatte der Katalane vor der Partie kämpferisch gesagt. Was die Champions League angeht, das Triple, das auch Guardiolas Mission war, ist der Startrainer aber nun erledigt.

Das 1:1 durch Atlético-Stürmer Antoine Griezmann in der 53. Minute war der Killer für Pep und die Bayern.

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Das Torverhältnis von 3:12 in den drei Halbfinal-Duellen der Guardiola-Ära klingt zweifellos deutlicher, als die Spiele tatsächlich waren; 2014 führten zwei Standardgegentore im Rückspiel gegen Real zum schnellen Knockout; 2015 hielt die Bayern-Abwehr in Barcelona lange gut dagegen, ehe sie in der Schlussphase zusammenbrach.

Bei Kontern anfällig

Im Rückspiel war dann nichts mehr auszurichten. Und gegen Diego Simeones Verteidigungskünstler spielten die Bayern eine Halbzeit lang klasse – ehe ihnen das alte Problem das Genick brach: die Anfälligkeit bei Kontern. Jérôme Boateng verließ ohne Not seine Position, Griezmann lief aus leichter Abseitsstellung davon – vorbei war es mit dem Bayern-Traum.

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Dreimal Halbfinale, dreimal raus – diese Bilanz wird von Guardiola bleiben. Vom begehrtesten Trainer der Welt, den sich die Bayern – speziell Uli Hoeneß – als Nachfolger von Jupp Heynckes geangelt hatten. Und von dem sie sich das versprochen hatten, was Karl-Heinz Rummenigge einst in der "Bild" formulierte.

Jetzt soll's Ancelotti besser machen

"Ich möchte die Champions League noch mal gewinnen. Mein Vorbild war immer Barcelona, weil sie binnen weniger Jahre mehrfach die Champions League gewonnen haben", sagte der Vorstandsboss: "Ich träume davon, dass wir auch die Zyklen zwischen zwei Champions-League-Triumphen verkürzen."

Das ist fürs Erste nicht gelungen, drei Jahre warten die Bayern nun schon, Carlo Ancelotti soll es ab dem Sommer besser machen. Guardiola hat viel verändert – vielleicht zu viel? Ist Guardiola deshalb nun gescheitert? Taktisch – daran gibt es keinen Zweifel – war er der genialste Trainer, den dieser Verein je hatte.

 

Hat Pep zu viel verändert?

 

Die Bayern sind variabler, ideenreicher, individuell besser als vor Guardiola. Er hat einzelne Spieler (noch) besser gemacht (Philipp Lahm, Jérôme Boateng, David Alaba), er hat dem Klub geholfen, seinen guten Ruf international weiter aufzuhübschen. Dafür wird man Guardiola noch lange dankbar sein.

Auf der anderen Seite hat er viel, vielleicht zu viel verändert. Manchmal hatte man den Eindruck, dass die Spieler selbst nicht mehr wussten, was sie jetzt genau tun sollten. Guardiola verunsicherte sie, so etwa Thomas Müller mit dessen Verbannung auf die Bank im Hinspiel.

Im Rückspiel vergab Müller prompt einen Elfmeter. Weil er zu viel wollte?

Mit der Meisterschaft, die am Wochenende mit einem Sieg in Ingolstadt perfekt sein würde, und mit dem Triumph im Pokal gegen Dortmund am 21. Mai könnte Guardiola sich und den Bayern einen guten Abschied bereiten.

Aber am großen Ziel hat er deutlich vorbeigeschossen.    

 

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