Das „äußere Ballyhoo“ lässt den FC Bayern kalt
München - Als über die Wiesn gesprochen wurde, zeigte sich Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes von seiner galanten Seite. „Ich habe nichts gegen zwei Stunden Oktoberfest einzuwenden“, sagte der 67-Jährige, „davon verliert man seine Form nicht gleich.“ Doch selbstverständlich erwartete Heynckes keine ausschweifenden Besuche, schließlich soll auch am Samstag bei Werder Bremen (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) die Siegesserie halten. Ein wenig Ablenkung ist also okay. Aber generell bleibt auch nach fünf Siegen in fünf Ligaspielen das Leitthema beim deutschen Rekordmeister, von nichts und durch niemanden aus der Bahn gebracht
zu werden. „Wir dürfen uns nicht einlullen lassen. Wir gehen unseren Weg, ohne uns vom äußeren Ballyhoo beeinflussen zu lassen“, sagte Heynckes, denn „sicher sein zu gewinnen“, das könne man nie. Gerade in Bremen nicht, wo die Bayern lange Zeit regelmäßig Schwierigkeiten hatten. Der letzte Heimsieg von Werder ist allerdings schon gut sechs Jahre her, die Grün-Weißen haben in der Bundesliga siebenmal in Folge nicht gegen die Münchner gewonnen.
Auch wenn der FC Bayern derzeit den Hauch der Unbezwingbarkeit verströmt und „natürlich mit Optimismus“ (Heynckes) an die Weser fährt, sieht sich der Trainer wie auch die Bosse Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer in der Rolle des Mahners. Bloß nicht vom Gas gehen, ja keinen Schlendrian einkehren lassen. Euphorie? Nicht mit uns. „Du darfst nie einen Augenblick zurückstecken, musst immer zeigen: 'ich will gewinnen'. Dem Gegner musst du demonstrieren, 'hier passiert gar nichts'“, sagte Heynckes. Lob erhält die Mannschaft also immer mit Einschränkung. Hoeneß sprach zuletzt von „einer fantastischen Leistung bisher.“ Es sei allerdings gut, „dass alle auf die Bremse treten“. Aber auch personelle Probleme sind nicht zu erkennen. Dass in Bremen womöglich auf einen Schlag 40-Millionen-Mann Javi Martinez (Pferdekuss), Arjen Robben (muskuläre Probleme) und Thomas Müller (Erkältung) ausfallen könnten, dass nach einer Sprunggelenk-OP Anfang August die Rückkehr von Torjäger Mario Gomez noch immer einige Wochen entfernt ist, macht Heynckes keine Sorgen. Denn er verfügt diese Saison, wie im vergangenen Jahr auch von Spielern gefordert, über die entsprechende Tiefe im Kader.
Veränderungen in der Startformation sind nichts Überraschendes mehr und jeder kann davon ausgehen, einmal draußen zu sitzen. „Wenn Spieler dafür plädieren, die Mannschaft zu verbessern“, sagte Heynckes, „dann müssen sie sich im Klaren sein, dass sie es auch trifft.“ Wenn ein Xherdan Shaqiri wie gegen Wolfsburg eben besser zum Gegner passt, dann sitzt ein Toni Kroos trotz starker Form auf der Bank. In Bremen, die Heynckes beim Sieg in Freiburg „beeindruckt“ haben und „erfrischenden Fußball“ spielen, könnte Stürmer Claudio Pizarro gut passen. Der Peruaner, seit Dienstag mit 337 Einsätzen ausländischer Rekordprofi, „bietet sich an“, sagte der Bayern-Coach. Dafür bliebe dann Mario Mandzukic draußen, der in der Bundesliga schon fünf Treffer erzielt hat.
Grundsätzlich ist Heynckes ohnehin erstaunt, dass soviel über die Rotation gesprochen wird. Hier werde „zu viel hineininterpretiert“. Es sei in Spanien bei Real Madrid oder dem FC Barcelona „selbstverständlich“. Bei den Klubs also, an denen sich ein FC Bayern sportlich orientiert.