Das 170 Millionen-Lazarett des FC Bayern
München - Eine Titanplatte und eine Schraube. Das sind die Wegbegleiter von Philipp Lahm in den kommenden Wochen. Denn damit wurde der Bruch in Lahms oberen Sprunggelenk fixiert.
Im Training am Dienstag hatte es den Kapitän des FC Bayern erwischt. Auf nassem Rassen weggeknickt. Zack. Bruch. Zwei bis drei Monate Pause. Es ist der neunte Ausfall für Trainer Pep Guardiola.
Die Personalsituation bei den Münchnern ist vor dem Heimspiel am Samstag gegen Hoffenheim angespannt. Denn zu den Neunen gesellen sich mit Manuel Neuer (Knie), Jérôme Boateng (Muskel) und Thomas Müller (Pferdekuss) drei weitere angeschlagene Leistungsträger. Ihr Einsatz gilt aber als sicher.
Lahm muss die Partie hingegen vom Krankenbett aus verfolgen. Der Kapitän bleibt nach der OP noch ein paar Tage in der Klinik. Anschließend ist Schonung angesagt, ehe er das Reha-Programm mit seinen Leidensgenossen aufnimmt. Und die Leidensgenossen sind zahlreich und bilden eine irrwitzige Summe, was den Marktwert der im Krankenstand befindlichen Bayern angeht.
David Alaba: Den Österreicher erwischte es gegen Rom. Bei ihm riss das Innenband im Knie. Der Duracell-Hase im Bayern-Trikot – er hatte bis dato alle Spiele von Beginn an bestritten – fällt wie Lahm voraussichtlich drei Monate aus. Marktwert: 35 Millionen.
Javi Martínez: Der Spanier hat Lahm und Alaba etwas voraus. Er arbeitet bereits am Comeback. Allerdings wird seine Rückkehr lange auf sich warten lassen. Der Kreuzbandriss, den sich Martínez beim Supercup zugezogen hatte, zwingt ihn voraussichtlich bis April zum Zuschauen. Marktwert: 32 Millionen.
Philipp Lahm: Mit dem Kapitän fällt die dritte Alternative für das zentrale Mittelfeld aus. Zuvor hatte Lahm mit Nachverpflichtung Xabi Alonso ein überragendes Gespann gebildet. Marktwert: 30 Millionen.
Thiago: Und gleich der vierte Mittelfeldmann hinterher – die schier endlose Leidensgeschichte des Thiago Alcántara. Nachdem er gegen Bremen vor dem Comeback stand, riss das Innenband im Knie erneut. Wieder OP, wieder Pause. Wie lange? Schwer vorherzusagen bei seiner Verletzungshistorie. Marktwert: 25 Millionen.
Holger Badstuber: Eine noch schlimmere Leidensgeschichte. Nach zwei Kreuzbandrissen kehrte er zu Saisonbeginn zurück. Bereits im dritten Spiel riss eine Sehne im Oberschenkel. Wieder Pause. Dass Badstuber noch vor der Winterpause zum Einsatz kommt, ist unwahrscheinlich. Marktwert: 7,5 Millionen.
Pepe Reina: Die Bayern holten den Spanier, damit sie bei einer Verletzung Neuers reagieren können. Doch nun findet sich auch Reina im Krankenstand wieder. Eine Muskelverletzung in der Wade setzt ihm zu. Immerhin dürfte er vor Weihnachten wieder in den Kader zurückkehren. Marktwert: 4,5 Millionen.
Tom Starke: Nur kurz nach Reinas Verletzung machte Starke das Ersatzkeeper-Fiasko perfekt. Beim Routinier riss die Syndesmose, er fehlt den Bayern langfristig. Mitte der Rückrunde dürfte er wieder zur Verfügung stehen. Marktwert: 1 Million.
Claudio Pizarro: Den Peruaner erwischte es am selben Tag wie Alaba – allerdings im Training. Muskelbündelriss im Oberschenkel bedeutet mehrere Wochen Pause. Ein Einsatz vor Weihnachten gilt als äußerst unwahrscheinlich bis ausgeschlossen. Marktwert: 1 Million.
Bastian Schweinsteiger: Immerhin etwas Positives. Der Weltmeister steht vor dem Comeback. Mit seinem geschätzten Marktwert von 35 Millionen bringt er die Gesamtsumme des Bayern-Lazaretts auf satte 171 Millionen Euro. Auf der ganzen Fußballwelt gibt es nur wenige Klubs, die das von ihrem gesamten Kader behaupten können.