Dante und die Haar-Frage
Bayerns Neuzugang Dante ist überzeugter Afro-Träger. Hier spricht der Brasilianer über seine Haarpracht, welche Vorteile sie bringt – und warum seine Kinder Angst vor einer Glatze hatten
AZ: Hallo Dante, es tut uns leid, wir können nicht anders: Als erstes müssen wir über Ihre Frisur sprechen.
DANTE: Ja, ist okay.
Ist es denn nicht abartig heiß unter Ihrer – Entschuldigung – Matte?
Nein, nur als ich im Urlaub in Brasilien war, da war es sehr warm, es hatte meist mehr als 30 Grad. Aber das macht mir nichts. Denn mein Vorteil ist: Im Winter fühle ich mich wohl.
Im Mai 2011 haben Sie mit Borussia Mönchengladbach den Klassenerhalt geschafft und nach einer Wette musste eine Kahlrasur sein. Wie haben Sie sich mit Glatze gefühlt?
Oh, ja, das war extrem. Aber so will ich die Haare nie wieder tragen. So eine Wette werde ich auf keinen Fall mehr machen.
Wie hat Ihre Frau Jocelina damals reagiert?
Sie sagte, dass es wegen dieser Geschichte mit der Wette ganz okay war, aber es sollte eine einmalige Aktion bleiben. Sie meinte: Nicht noch einmal, bitte! Auch meine Kinder waren nicht zufrieden. Sie hatten ein bisschen Angst. Mein Sohn Diogo war damals ein Jahr alt, meine Tochter Sophia drei – und sie haben ihren Papa immer nur so mit vollen Haaren gesehen. Nach der Rasur haben sie gesagt: Was ist das denn?
Danach wurden Sie Tag für Tag wieder der alte Dante.
Ja, aber es hat ein Jahr gedauert, bis die Haare wieder so gewachsen sind. Erst im Mai 2012 hatte ich wieder diese Fülle. Jetzt bleiben meine Haare so, auf jeden Fall.
Sie sind seit 2. Juli beim FC Bayern. Was haben Sie schon von München gesehen? Sie kommen ja nicht unerkannt durch die Fußgängerzone.
Ich gebe ja gerne Autogramme, kein Problem. Ich war nur ein paar Mal in der Innenstadt, zum Beispiel im Olympiapark oder im Zentrum. Doch durch den Umzug mit meiner Frau und den Kindern nach Grünwald hatte ich noch nicht so viel Zeit. Auch Rafinha und Luiz (Gustavo, d. Red.) wohnen da draußen, für die Kinder ist es auch sehr schön, dort aufzuwachsen.
Es gibt einen Vierkampf um zwei Plätze in der Innenverteidigung. Boateng, Badstuber, van Buyten und Sie.
Es ist gut für die Mannschaft, wenn es so viel Konkurrenz gibt und alle gesund bleiben. Das macht uns besser. Jeder muss sich anstrengen, muss perfekt sein, um seinen Platz kämpfen. Das hält die Spieler unter Spannung. Und am Ende ist es ein Problem für den Trainer, ein schönes Problem. Ich gebe alles seit dem ersten Tag, seitdem ich hier bin. Und dann muss der Trainer entscheiden.
Mit Neuzugang Javi Martínez ist seit Donnerstag noch ein Spieler im Kader, der in der Abwehr spielen könnte.
Ich habe ihn zwei Mal spielen gesehen – ein sehr guter Mann. Aber es ist nicht einfach für einen Ausländer, sich hier in der Bundesliga anzupassen, aber wir werden ihm helfen. Es muss diese Mentalität in einer Mannschaft geben, sich gegenseitig zu unterstützen.
Da ist speziell die Latino-Fraktion gefragt.
Mit Luiz oder Rafinha spreche ich nur manchmal Portugiesisch, wenn es schnell gehen muss oder mit Franck ein paar Worte auf Französisch. Aber in der Gruppe gilt die Regel, dass wir alle Deutsch sprechen. Auch der Trainer spricht nur Deutsch mit uns.
Wie groß war die Umstellung vom Spiel der Gladbacher auf das der Bayern?
Sehr groß! Jeder Pass muss hier scharf, aber ruhig gespielt werden. Wir üben die Ballannahme, die Ballkontrolle. Es ist ein ganz anderer Fußball als zuletzt in Mönchengladbach. Wir haben dort immer sofort und schnell nach vorne gespielt. Meine Aufgabe war es, immer aus der Abwehr heraus den öffnenden Pass scharf in den Raum durch das Zentrum zu spielen. Das war mit viel Risiko verbunden. Hier bei Bayern kontrollieren wir erstmal den Ball, spielen auf die Seite und dann über die Flügel. Es geht um Sicherheit, da kann ich noch einiges lernen. Aber ich schaffe das schon. Auch wenn es schnell gehen muss – hier hat man kaum Zeit.
Sie sind 28 Jahre alt. Glauben Sie noch an eine Karriere in der Nationalelf?
Ich hatte noch keinen Kontakt. Momentan ist Brasilien noch ein bisschen traurig und konfus nach der Niederlage im Olympia-Finale gegen Mexiko. Mein Traum ist es, mit dem FC Bayern Meister zu werden oder gar das Triple zu holen. Wenn ich hier gut spiele und Titel hole, habe ich vielleicht bessere Chancen, in die Nationalmannschaft zu kommen. Die WM 2014 in meinem Land ist natürlich mein großes Ziel. Wenn ich die Spiele der Selecao anschaue, bin ich ein richtiger Fan. Das kann schön sein, wenn dein Verein gewinnt. Deshalb kann ich es auch auf der Bank oder der Tribüne kaum aushalten, da bin ich immer völlig unruhig und hibbelig. Ich stehe lieber auf dem Platz. Da bin ich ruhig.