Daniel van Buyten: Der Fels wackelt nicht mehr
MÜNCHEN - Er hat sich gewandelt: Vom bankdrückenden Ribéry-Dolmetscher zum unumstrittenen Abwehrchef und sogar zum Torschützen in brenzligen Situationen. Warum die Kollegen Daniel van Buyten „The Rock“ nennen.
Daniel van Buyten ist wieder ein gefragter Mann. Beim Trainer, der den im Vorjahr meist bankdrückenden Belgier wieder aufs Feld schickte. Und bei den Journalisten. Die wissen: Der sagt immer was. Zum Beispiel: „Wir haben viele Spiele vor uns und wollen die Konzentration nicht verlieren. Wir dürfen nicht an die Wiesn denken.“ Natürlich nicht.
Es ist nicht lange her, da durften Zyniker behaupten, van Buyten spiele nur noch bei Bayern, weil er der Kumpel von Franck Ribéry ist und dank seiner Französisch-Kenntnisse der Einzige, der ihn versteht. Dolmetscher statt Innenverteidiger – so hatte van Buyten sich das nicht vorgestellt.
Die Zeiten sind vorbei, Louis van Gaal sei Dank. Während Ribéry nach Form und Fitness sucht, hat sich van Buyten vom Übersetzer zum Abwehrchef gemausert. „Daniel spielt wohl die beste Saison, seitdem er bei uns ist“, lobt Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge den 31-Jährigen. Die Kollegen nennen ihn „The Rock“: der Fels. Van Gaal hat aus dem Bankdrücker, den die Bayern schon nach Marseille ziehen lassen wollten, einen Stammspieler gemacht.
Noch vor Wochen machte sich Bayern-Präsident Franz Beckenbauer „große Sorgen“ um die Abwehr. Die 1:2-Pleite in Mainz bestätigte ihn scheinbar in seiner Annahme, van Buyten könne den zu Inter Mailand weggejagten Lucio nicht ersetzen. „Es war ein Fehler, Lucio gehen zu lassen“, polterte Beckenbauer.
Doch in den vier Pflichtspielen danach haben die Münchner nur zwei Tore kassiert – auch dank van Buyten. „Er hat großen Anteil daran, dass wir stabiler geworden sind“, sagt Rummenigge, „er hatte immer Lucio oder Demichelis vor sich. Nun hat er das Vertrauen des Trainers und zahlt es zurück.“ Auch van Buyten sieht in van Gaals Unterstützung das Geheimnis der neuen Stärke. „Er lässt mich spielen, das hilft mir. Es ist schön, gebraucht zu werden. Das war nicht immer so.“
Nach seinem Wechsel an die Isar im Sommer 2006 und einem guten Start mit Stammplatz unter Trainer Felix Magath rutschte er bei Ottmar Hitzfeld ins zweite Glied. Auch Jürgen Klinsmann ließ ihn nur sporadisch ran, van Buyten klagte: „Es ist, als würde ich gegen eine Wand laufen. Keine Ahnung, wie lange ich das noch durchhalte.“ Taktische Mängel, Schwächen im Stellungsspiel und bei Flanken, Ungeschick im Zweikampf, mangelnde Präzision bei der Spieleröffnung – all das werfen Kritiker van Buyten vor.
In dieser Spielzeit spielt er seine Größe und seinen gewaltigen Körper als Vorteil aus, überzeugt auch als Bannbrecher: wichtige Treffer gegen Haifa und Nürnberg. Von Ribéry sprach danach keiner. Gefragt war nicht der Übersetzer van Buyten, sondern der Abwehrchef van Buyten.