"Dafür muss Neuer besser werden"

Was Ex-Nationalkeeper Jens Lehmann seinem Nachfolger Manuel Neuer rät – und was er von Philipp Lahms Buch hält
DÜSSELDORF Das Leben kann so schön sein für einen Ex-Profi. In einem Satz: „Ich bin gerade sehr zufrieden, denn ich mache im Moment nichts." Jens Lehmann wirkt entspannt, ab und an nimmt er wie am Donnerstagvormittag in Düsseldorf Termine als Experte für TV-Sender „Sky” wahr. „Manchmal spiele ich in Freizeitmannschaften Fußball, immer im Feld”, sagte der ehemalige Nationaltorhüter.
Im Frühjahr half der 41-Jährige bei seinem Herzensverein FC Arsenal ein paar Wochen als Reservekeeper aus. Lehmann: „Derzeit bin ich mein eigener Herr. Ich muss zum ersten Mal mein Leben nicht ständig nach Terminen richten."
Mit der AZ sprach Jens Lehmann, der von 1998 bis 2008 insgesamt 61 Länderspiele für Deutschland bestritt, über:
Das EM-Qualifikationsspiel am Freitag gegen die Österreicher: „Die österreichische Mannschaft wird immer besser, aber zum Glück nicht gegen Deutschland. Man weiß: Gegen die Österreicher wird’s immer schwieriger, aber am Ende gewinnt man. Das steckt irgendwie in den Köpfen beider Teams.”
Den neuen Bayern-Torhüter Manuel Neuer: „Ich hoffe, dass ihn die Fans am Freitag in der Arena unterstützen, er war ja nicht irgendjemand auf Schalke. Manuel hat ihnen viele schöne Stunden beschert. Die Anforderungen an ihn persönlich beim FC Bayern sind nun höher, er muss die Fans durch Leistung überzeugen.
Die größte Herausforderung für ihn wird sein, dass er sich mental verbessern muss. Der Druck ist größer. Manuel muss extrem an seiner Konzentrationsfähigkeit arbeiten. Das Torwartspiel beim FC Bayern ist schwieriger als bei Schalke, weil er weniger zu tun bekommt im Laufe der Spiele. Die Gegner stellen sich ja gegen Bayern meist hinten rein.”
Die Proteste der Ultras gegen Neuer: „Ich habe das bei Borussia Dortmund auch mal erlebt. Auch wenn das im Stadion nur 50 Leute waren – das war sehr unangenehm. Auch da steigt der Druck auf ihn. Wenn man dem standhalten kann, wird man besser. Die Ultra-Proteste schaden nicht. Wenn doch, bekommt er ein Problem.”
Neuers Leistungsstärke: „Im Vergleich zu anderen Torhütern ist er Weltklasse, aber zur absoluten Weltklasse noch zu inkonstant. Da muss sich Manuel verbessern. Den Spielstil seiner Generation wird er nicht mehr prägen können, den gibt es schon.”
Lahms Buch: „Er hat schon als Spieler gesagt, was ihn stört. Solche Spieler mag ich. Er ist nun dabei, sich ein Profil zu verschaffen. Es gibt immer Passagen in einem Buch, die nicht allen Leuten gefallen. Er hätte wissen müssen, dass seine Aussagen Wellen schlagen. Der Zeitpunkt des Buches ist überraschend, er steht in der Blüte seiner Karriere – also bleibt die Frage: was hat er beabsichtigt?”