Coman sagt no! Der wahre Grund für seinen Verbleib beim FC Bayern

Trotz des lukrativen Angebots aus Saudi-Arabien entscheidet sich Kingsley Coman dafür, in München zu bleiben. Seine sportliche Perspektive scheint hier so schlecht wie nie. Dennoch will der Franzose bleiben.
von  Patrick Strasser
Wie steht Trainer Vincent Kompany (r.) zum King? Von dieser Frage wird die Zukunft von Coman beim FC Bayern nun abhängen.
Wie steht Trainer Vincent Kompany (r.) zum King? Von dieser Frage wird die Zukunft von Coman beim FC Bayern nun abhängen.

München – Noch ist alles möglich, das Transfer-Fenster in Saudi-Arabien bis Montag geöffnet. Da wird noch viel Sand in der Wüste aufgewirbelt. Aber hektische Entscheidungen in den letzten Stunden? Auf den letzten Drücker weg aus Europa, aus der Bundesliga, vom FC Bayern?

Frei von finanziellen Sorgen, aber künftig ohne europäischen Top-Fußball

No – hat sich Kingsley Coman gesagt. Der französische Nationalspieler hatte sich in den letzten Wochen einen Kopf darüber gemacht, ob er – im besten Fußballeralter mit 28 Jahren – das so lukrative Angebot von Al-Hilal aus Saudi-Arabien annehmen solle.

Eine Grundsatzentscheidung war zu treffen: Endgültig frei von finanziellen Sorgen, aber künftig ohne europäischen Top-Fußball und (zu) weit weg vom Schuss im Sinne seiner Zukunft in der L'Équipe tricolore? Und was ist mit der Familie?

Bei seiner Vertragsverlängerung im Januar 2022 wurde das Salär von Coman kräftig angehoben, mit einer Laufzeit des Arbeitspapiers bis 2027. Zur Wahrheit gehört auch, dass es beim FC Bayern guter Usus ist, keinen Spieler, der einen laufenden Vertrag hat, wegzuschicken. Man rollt demjenigen höchst zuvorkommend den roten Teppich Richtung Ausgang aus, möge dieser mit den besten Empfehlungen drübergehen.

Bayerns schwäbisches Herz schlägt am Tegernsee

Manche nehmen zähneknirschend die Option Ausfahrt, siehe Innenverteidiger Matthijs de Ligt (25), der nach nur zwei Jahren in München weiter komplimentiert wurde zu Manchester United, im Paket mit Außenverteidiger Noussair Mazraoui (26) für rund 60 Millionen Euro.

Für de Ligt, einen der Top-Verdiener, gab es eben einen Markt, sprich Begehrlichkeiten. Der FC Bayern brauchte in diesem Transfersommer dringend Einnahmen, weil man zu viel ausgegeben hatte für das Trio Joao Palhinha, Michael Olise und Hiroki Ito – und zwar insgesamt 127,5 Millionen Euro. Da schlägt das schwäbische Herz im FC Bayern, wohnhaft am Tegernsee.

Die Ausfahrt Vereinswechsel wollten Leon Goretzka (29) und Coman partout nicht nehmen. Sie suchen ihre Chance unter dem neuen Trainer Vincent Kompany. Auch, weil sie schon so lange (Goretzka seit 2018, Coman seit 2015!) im Verein sind, dass sie wissen: Alles kann passieren, sogar dass man als quasi Aussortierter am Ende länger im Verein ist als der aktuelle Chefcoach.

Ausgerechnet ein Landsmann macht Coman Konkurrenz

Goretzka und Coman haben auf ihren Positionen enorme Konkurrenz. Der eine im Mittelfeld als Achter oder Sechser, der andere auf den Flügelpositionen. Für die Mitte kam Palhinha, 51 Millionen Euro teuer. Für Rechtsaußen Olise, Comans Landsmann, 51 Millionen Euro schwer, erstmals für die anstehenden Nations-League-Spiele in die Nationalelf berufen. Coman nicht.

Landsmann – und zugleich sein größter Konkurrent: Bayerns Star-Neuzugang Michael Olise (l.) wurde für Comans rechte Seite geholt.
Landsmann – und zugleich sein größter Konkurrent: Bayerns Star-Neuzugang Michael Olise (l.) wurde für Comans rechte Seite geholt.

Er ist am Scheidepunkt seiner Karriere. Bei Bayern geht Coman in seine zehnte Saison – nur Manuel Neuer (2011) und Urbayer Thomas Müller (2009) sind länger dabei.

Einst wuchs Tempo-Dribbler Coman im Schatten von Arjen Robben und Franck Ribéry zum Superstar heran, wurde achtmal hintereinander Meister, köpfte 2020 im Champions-League-Endspiel gegen seinen Ex-Klub Paris Saint-Germain den 1:0-Siegtreffer.

Mehr Verletzungen als Titel

Weil er mehr Verletzungen erlitt, als Titel holte, begleiteten auch immer Zweifel Comans Zeit bei Bayern. War nun die Zeit reif für eine Luftveränderung? Mit der Ankunft von Linksfuß Olise, der auf dem rechten Flügel spielen soll und der (unerwarteten) Leistungs-Renaissance von Serge Gnabry scheint Comans sportliche Perspektive so schlecht wie nie.

Auch Leroy Sané, aktuell noch mit Trainingsrückstand und ohne Spielpraxis, sowie Jamal Musiala (bevorzugt links) können auf den Außenbahnen spielen, ebenso Müller (nur rechts) und Mathys Tel. Ist King, so sein Spitzname, bei Bayern ein König ohne Land? Sprich ohne Platz auf dem Platz?

Den Wechsel nach Saudi-Arabien lehnte Coman aus gutem Grund ab – wegen seiner Kinder. Ende Juni brachte seine Freundin Sabrina Duvad das zweite gemeinsame Kind (nach einer Tochter) zur Welt, aus der vorherigen Beziehung mit Sephora Goignan hat Coman bereits zwei Töchter. Da er in seiner gewohnten Umgebung München bleibt, kann er sich besser dem Familienleben widmen.

Der wahre Grund für den geplatzten Wechsel nach Saudi-Arabien: Comans Familie. Mit Freundin Sabrina Duvad hat er zwei Töchter.
Der wahre Grund für den geplatzten Wechsel nach Saudi-Arabien: Comans Familie. Mit Freundin Sabrina Duvad hat er zwei Töchter.

Die Bayern-Bosse können mit dem Verbleib des Angreifers offenbar gut leben. "Wir sind sehr, sehr happy, dass er hier ist. Er ist für uns ein ganz wichtiger Spieler", sagt Sportdirektor Christoph Freund: "Wir hoffen, dass er diese Saison richtig fit bleibt über die ganze Saison. Dann wird er uns viel Freude bereiten."

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.