Clever statt (be)klopp(t)

Während sich Dortmund beim euphorischen 4:4 verausgabt, siegt Bayern nüchtern mit 1:0 – und hat nur noch drei Punkte Rückstand - das Meisterduell!
Patrick Strasser |
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Während sich Dortmund beim euphorischen 4:4 verausgabt, siegt Bayern nüchtern mit 1:0 – und hat nur noch drei Punkte Rückstand

Nürnberg - Volle Pulle? Von wegen. Nicht mal in der Euphorie drehen die Bayern durch. Das völlig verrückte 4:4 der Dortmunder am Freitagabend war der Türöffner für die Bayern, wieder einzutreten in den Titelkampf.

Champagner-Laune? Und was machen die Münchner in ihrem Mannschaftsquartier in Nürnberg? „Ich hab ’ne Runde geworfen”, erzählte Thomas Müller, „ich hab' bei der Rezeption angerufen und hab' nach drei Wasser still, drei Wasser medium und zwei Bananen gefragt. Auf meine Kosten.”

Ein wenig ausgelassener haben sie dann schon gefeiert am Samstag nach dem mühsamen 1:0 beim 1. FC Nürnberg. „In unserer Situation müssen wir schlau spielen, da müssen wir es klug machen”, meinte Siegtorschütze Arjen Robben bei „Sky”, „wir haben heute wieder gemerkt, dass es mit der Kraft ganz, ganz schwierig ist. Da war dieser Sieg ganz, ganz wichtig.”

Nicht schön, aber effizient. Wenig spektakulär, aber zielführend. Kein Emotions- und Erlebnisfußball wie unter BVB-Trainer Jürgen Klopp, eher nüchtern-berechnend im Stile von Jupp Heynckes. Stattdessen: Ergebnisfußball. Eben clever statt (be)klopp(t).

„Meisterschaftsspiele sind das”, befand Robben, der mit seinem elften Saisontor in der 69. Minute für die Erlösung und einen Jubel-Energieschub sorgte. Auch nach dem Schlusspfiff war die Freude größer als etwa nach dem 2:0 in Marseille. Denn dieser Sieg in der Champions League war zu einfach, den Rückstand von einst acht auf nun nur noch drei Punkte zu Spitzenreiter Dortmund zu verkürzen, weit schwieriger.

„Die Mannschaft zeigt den unbedingten Willen, die Spiele zu gewinnen – das ist auch nicht einfach jeden dritten Tag”, meinte Bastian Schweinsteiger. Der Vize-Kapitän sprach ein „großes Kompliment an die Mannschaft” aus, „wie engagiert sie gespielt hat und welchen Willen sie gezeigt hat. Es gibt nur ein Ziel: Titel zu gewinnen!” Am besten alle drei.

„Wir haben es in allen Wettbewerben wieder in der eigenen Hand. Das ist natürlich eine wunderbare Ausgangssituation für uns”, meinte Sportdirektor Christian Nerlinger, „ich traue das der Mannschaft auch zu: Sie zeigt, dass sie diesen Dreitages-Rhythmus absolvieren kann, dass sie konditionell voll auf der Höhe ist – und deswegen freue ich mich sehr auf den Endspurt.”

Die Zusatzbelastung Champions League mit den Halbfinals gegen Real Madrid (17. und 25. April) – für die Bayern Saisonhöhepunkte, aber auch Nachteil. „Wir spielen alle drei Tage, in dieser Phase der Saison ist so ein Sieg sehr wichtig”, meinte Schweinsteiger, „Dortmund ist aber im Vorteil, weil sie nicht unter der Woche spielen müssen.”

Daher ging Heynckes hohes Risiko. Er brachte Diego Contento und Danijel Pranjic auf der linken Seite statt des Stammpersonals Alaba/Ribéry, verzichtete auf Luiz Gustavo. „Ich bin gezwungen, zu rotieren”, sagte er. Die ersten 60 Minuten waren zäh, in der Offensive enttäuschend. Heynckes setzte alles auf die letzte halbe Stunde, brachte Schweinsteiger und Ribéry. Bingo. Der Plan ging auf. Aber: Mehr Risiko geht kaum. Wen Heynckes wohl im Rückspiel am Dienstag gegen Marseille (20.45 Uhr, Sat.1 und Sky live) mit Blick auf die Triple-Wochen schont? So viel steht fest: Wenn es eins wird, wird es ein Zahnfleisch-Triple.

Daher die feine Dosierung. Sollen doch die Dortmunder verrückt spielen – und im Überschwang, berauscht von sich selbst, Punkte lassen. „Zu einer gesunden Entwicklung gehören auch ein paar Kerben, sonst wäre es eine Explosion, und eine Explosion verpufft”, erklärte Klopp das 4:4. Folgt nun der Einbruch? Der Coach säuerlich: „Wir haben in der Rückrunde alle Spiele gewonnen und nur zweimal unentschieden gespielt – meine Fresse!”

Die Bayern haben nun sieben Pflichtspielsiege in Folge. „Die Fans dürfen von drei Titeln träumen, aber wir müssen realistisch sein”, meinte Robben, „es geht, weiter, weiter, weiter.” Kennt man doch von irgendwem. 

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