Chöbbi, der Chelsea-Held aus der Schweiz

Terry & Co. kämpfen für ihren Interimstrainer Roberto Di Matteo – auf verlorenem Posten?
Florian Bogner |
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LONDON Menschen, die Robbie genannt werden, gehen auf der Insel nicht unbedingt als Autoritätsperson durch. Pop-Sänger Robbie Williams und Ex-Fußballer Robbie Fowler sind zum Beispiel eher als Schlitzohren und für ihre Eskapaden bekannt. In England lacht man über Robbies, man freut sich mit Robbies – aber hört man auf Robbies? Es wirkt befremdlich, wenn die Spieler des FC Chelsea derzeit von den Heldentaten ihres Interimstrainers Robbie erzählen. Vor allem, wenn sie den despotischen Klub-Eigner Roman Abramowitsch davon überzeugen wollen, dass Robbie, also Roberto Di Matteo, auch über das Champions-League-Finale am 19. Mai hinaus der richtige Mann ist.

„Als Ex-Profi weiß er, wie das Geschäft läuft und wann er in der Kabine stark sein muss. Er fühlt Fußball, alles an ihm ist großartig”, lobt Innenverteidiger Branislav Ivanovic den Interimscoach im „Observer”. Di Matteo, die Chelsea-Legende, FA-Cup-Sieger als Spieler und nun auch als Trainer. „Er verkörpert Chelsea durch und durch, seine Leidenschaft hat auf die Spieler abgefärbt”, sagt Kapitän John Terry. Zum Beweis, dass die Chemie im Team unter Di Matteo wieder stimmt, hoben ihn seine Spieler nach dem Cup-Gewinn letzte Woche hoch und ließen ihn fliegen.

Und das, obwohl Di Matteo gerade erst seit zwei Monaten alleinverantwortlich ist. Als der Co-Trainer im März den Job von seinem Vorgesetzten André Villas-Boas übernahm, war die Saison der Blues eigentlich gelaufen. 1:3 in der Königsklasse beim SSC Neapel, die Manchester-Klubs in der Liga längst außer Reichweite. Doch mit Di Matteo fing sich Chelsea. 4:1 n.V. über Neapel, zwei Siege gegen Benfica, das Husarenstück gegen Barcelona. Vergangene Woche dann auch noch der FA-Cup-Sieg über Liverpool (2:1).

„Er macht es ähnlich wie Hiddink und Mourinho: Er erkennt sofort, wo die Schwachstellen sind und löst das Problem”, sagt John Obi Mikel: „Hoffentlich trifft der Klub die richtige Entscheidung.”
Tenor aller Beteiligten: Mit Di Matteo hat Chelsea wieder zu sich selbst gefunden. „Im Notfall gehen die Spieler an ihre Reserven und überwinden alles. Das war gegen Liverpool so, das war gegen Barcelona so”, sagt Di Matteo. Zwölf Siege in 19 Spielen, nur drei Niederlagen – mehr geht eigentlich nicht. „Er verdient diesen Job”, sagt Ivanovic.

Das letzte Wort hat aber Abramowitsch, der nach München alleine entscheiden wird, so wie er es immer getan hat, seit 2003. Aus dem Chelsea-Umfeld ist zu hören, dass Di Matteo selbst bei einem Triumph in München gehen muss. Indiz dafür: Laut einer Quelle im Verein, die die „Sun” am Donnerstag zitierte, habe Di Matteo schon leise wegen Vorbereitungsplänen für kommende Saison angefragt und sei abgeblitzt. Offiziell spielt man weiter auf Zeit. Nein, nichts sei entschieden, betonte der Vorstandsvorsitzende Ron Gourlay nun: „Wir werden das nach der Saison klären. Robbie ist damit komplett einverstanden.”

Was anderes bleibt dem 41-Jährigen auch gar nicht übrig. Als Schaffhausener, nur vier Kilometer von der deutschen Grenze in der Schweiz als Kind italienischer Eltern aufgewachsen, hat Di Matteo die Ruhe weg. „Chöbbi” rufen sie ihren Robbie dort. „Er ist ein Mann der Tat, keiner der großen Worte”, sagt Aniello Fontana, Präsident des FC Schaffhausen, wo Di Matteo von 1988 bis 1991 gemeinsam mit Jogi Löw in einer Mannschaft spielte. „Er hat es verdient zu bleiben. Sein Handicap ist aber, dass er in der Liga nur Sechster geworden ist.”

„Chöbbi” selbst blockt Fragen nach seiner Zukunft ab. „Irrelevant”, sagt er. „Ich werde nach der Saison mit dem Boss sprechen und seine Entscheidung dann wie alle akzeptieren.” Argumente hat er nur, wenn er mit dem Pott heimkehrt. Das weiß auch Spieler Terry, selbst im Finale gesperrt. Ihm bleibt nur die Hoffnung: „Wenn wir die Champions League gewinnen und das dann bedeutet, dass Robbie den Job bekommt, wäre das großartig.” Dann muss nur noch Abramowitsch mitspielen. 

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