Charaktertest für Carlo Ancelottis Truppe: FC Bayern München spielt bei FK Rostow
Tabellenführung weg, Arturo Vidal, Arjen Robben, Kingsley Coman, Manuel Neuer und Javi Martínez verletzt, dazu noch die jüngste Ergebniskrise mit nur zwei Siegen in sechs Ligaspielen, und schon wird aus dem vermeintlich unbeschwerten Spielchen beim bislang noch sieglosen russischen Underdog FK Rostow (18 Uhr, live auf Sky) eine durchaus bedeutungsschwangere Partie. Zumal die Bayern sich im Kampf um den Gruppensieg keinen Ausrutscher mehr leisten dürfen. Atlético Madrid, das am letzten Spieltag in München antreten muss, liegt schon jetzt drei Punkte vor den Bayern. Bei Platz zwei in der Gruppe droht schon im Achtelfinale ein ganz starker Gegner.
„Wenn wir morgen nicht gewinnen, dann gibt es am 6. Dezember auch kein Endspiel um Platz eins gegen Atlético“, sagte Torjäger Robert Lewandowski auf der Pressekonferenz am Dienstagabend treffend: „Für mich persönlich ist das Spiel genauso wichtig wie das gegen Leverkusen am Samstag.“ Auch Trainer Carlo Ancelotti hob die Bedeutung der Partie hervor: „Du musst gut spielen und 100 Prozent geben, um hier gewinnen zu können“, sagte der Coach. Für sein Team ist es nach den Enttäuschungen zuletzt auch ein Charaktertest.
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Rummenigge nimmt Ancelotti in Schutz
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte Ancelotti vor dem Abflug schon mal sicherheitshalber in Schutz genommen. „Der Trainer ist ein überragender Trainer, wir sind hochzufrieden“, sagte der Vorstandsboss: „Wenn man jetzt mal ein Spiel verloren hat, ist es kein Grund irgendwie blödes Gequatsche anzufangen.“ Nachdem der Einzug ins Achtelfinale der Champions League ja schon fix ist, liege der Fokus auf der Bundesliga, so Rummenigge: „Das wichtige Spiel diese Woche findet am Samstag statt. Wir werden ab sofort Jagd machen, schnell Tabellenführer zu werden. Vier Jahre waren wir immer ganz vorne. Ab Samstag wird es da zur Sache gehen.“
Der Mannschaftskapitän sieht das ähnlich. „Es ist ungewohnt, wenn wir nicht mehr vorne stehen“, sagte Philipp Lahm, der nach dem 0:1 in Dortmund schon „interessante Wochen bis Weihnachten“ ausgerufen hatte. Wochen, in denen die Bayern national und international wieder an die Spitze streben und endlich auch ein klar erkennbares Profil unter Ancelotti sichtbar machen wollen. Stellvertretend für die bayerische Belegschaft kündigte Weltmeister Mats Hummels mit Blick auf die Aufgaben in Rostow und danach am Samstag gegen Bayer Leverkusen an: „Wir wollen die nächsten Partien wieder anders bestreiten. Wir müssen ein bisschen mehr Tore schießen, dann sind wir alle wieder zufrieden.“
Voraussetzungen in Rostow könnten besser sein
Wenn’s denn so einfach wäre. Auf einen Spaziergang wie beim locker-flockigen 5:0 im Hinspiel sollten sich die Bayern im knapp 16 000 Zuschauer fassenden Olimp-2-Stadion lieber nicht einstellen. Die heimstarken Gastgeber haben zwar keine Chance mehr auf den Vorstoß ins Achtelfinale, aber sie haben im Fernduell mit der PSV Eindhoven noch alle Chancen auf Platz drei, der im neuen Jahr zum Weiterspielen in der Europa League berechtigen würde, was angesichts des derzeitigen Tabellenplatzes höchst willkommen wäre: Nach 14 von 30 Spielen in der Premier Liga rangiert Rostow abgeschlagen auf Rang sechs – einen Platz entfernt vom internationalen Geschäft.
Die Voraussetzungen im vier Flugstunden von München entfernten Rostow könnten indes besser sein. Wichtige Akteure fehlen in der Millionenstadt am Don, allen voran der leicht an der Wade verletzte Neuer im Tor. Ihn wird in seinem ersten Pflichtspiel der Saison Sven Ulreich ersetzen. Der 28-Jährige ist erst einmal in der Königsklasse für Bayern aufgelaufen: beim 2:0-Auswärtssieg gegen Dinamo Zagreb vor fast genau einem Jahr. „Natürlich freut man sich, da trainiert man für und wartet darauf, dass man wieder spielen darf“, sagte Ulreich.