Chance und Schande: Roca zieht beim FC Bayern an Tolisso vorbei
München - Unverhofft kommt oft. Und auf seltsamen Wegen. Sein Startelf-Debüt in der Bundesliga beim 4:1 gegen die TSG Hoffenheim hat Marc Roca dem positiven Corona-Test von Leon Goretzka zu verdanken. Weil der DFB-Nationalspieler vorerst in Quarantäne (laut Trainer Hansi Flick symptomfrei) ist und daher weiterhin ausfällt, durfte sich der Spanier, erst im Oktober neu zum FC Bayern gestoßen, am 19. Spieltag beweisen.
Den verschossenen Elfmeter musste Roca erstmal verdauen
Zuvor waren es lediglich 21 Minuten Einsatzzeit in der Bundesliga für den defensiven Mittelfeldspieler, der die Bayern eine Ablöse von neun Millionen Euro an Espanyol Barcelona gekostet hat. Durch Boni kann die Summe noch auf bis zu 15 Millionen Euro ansteigen. Seinen zuvor letzten Stresstest musste Roca lange verdauen, hatte er doch als Einwechselspieler beim Aus bei Holstein Kiel in der Zweiten Pokalrunde den entscheidenden Elfmeter verschossen. Doch Flick verteidigte ihn auch gegenüber Kritikern, die bereits von einem Fehleinkauf sprachen, und baute ihn auf. Nun die Belohnung für gute Trainingsleistungen.
Roca: Gute Pässe, mittelmäßige Zweikämpfe
Am Samstag zeigte der 24-Jährige ordentliche Ansätze, vor allem mit dem Ball, als solider bis guter Passgeber neben dem bestimmenden Sechser Joshua Kimmich, der im zentralen Mittelfeld den Ton angibt. Gegen den Ball und in Zweikämpfen (eine Quote von nur 50 Prozent gewonnener Duelle) hat Roca noch Nachholbedarf, manchmal fehlt ihm die Übersicht, manchmal die Ruhe. Alles erlernbar, alles ausbaufähig.
"Es ist wichtig, dass er gespielt hat. Marc hat gezeigt, dass er im Ballbesitz durchaus gefallen kann. Er hat seine Sache gut gemacht und ein gutes Zeichen gesetzt", lobte Flick den Spanier, der bei neun Pflichtspiel-Einsätzen nun 424 Minuten in den Beinen hat. Gegen Hoffenheim nahm der Bayern-Trainer Roca nach 69 Minuten runter, brachte Jamal Musiala als offensiveren Achter.
Ausfälle stellen Chance für Roca dar
Bekommt der bescheiden auftretende U21-Nationalspieler Spaniens (Vertrag bei Bayern bis 2025) nun öfter eine Startelf-Chance? Gut möglich. Denn Goretzka, der am Donnerstag positiv getestet wurde, dürfte inklusive der Klub-WM in Katar samt dem möglichen Finale am 11. Februar ausfallen. Und Corentin Tolisso hat ein dickes Eigentor geschossen.
Tolisso verstößt gegen Corona-Regeln
Der Franzose, hinter Kimmich und Goretzka die Nummer drei im zentralen Mittelfeld des Meisters und gerade wegen seines erst 2022 auslaufenden Vertrages ein Verkaufskandidat in diesem Sommer, hatte sich letzte Woche trotz der Kontakt-Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie ein neues Tattoo auf dem rechten Unterarm stechen lassen - was der Tätowierer in den sozialen Netzwerken postete. Künstlerpech und Spieler-Dummheit.
Für Flick "ein No-Go", für das der Weltmeister von 2018 vom Verein eine empfindliche Geldstrafe (wird für wohltätige Zwecke gespendet) bekommen soll. Auch aus dem Spieltagskader wurde Tolisso gestrichen, mittrainieren darf er erst wieder nach zwei negativen Tests.
Kahn betont die Vorbildfunktion der Spieler
Noch am Samstagabend zeigte sich der 26-Jährige einsichtig, postete bei Twitter: "Ich will mich für mein Fehlverhalten entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich gegen die Regeln meines Vereins und der DFL verstoßen habe. Ich weiß, dass ich unsere Fans und den FC Bayern enttäuscht habe. Es tut mir leid!" Sportvorstand Oliver Kahn sagte am Sonntag bei "Sky 90": "Wir haben eine große Vorbildfunktion in diesem Geschäft. Und wenn wir dieser mal nicht gerecht werden, dann hat das massive Auswirkungen. Mit der Geldstrafe sollte dieses Thema auch erledigt sein."