Champions League: Toni Kroos ist der Fixpunkt bei Real Madrid

Madrid - Wie die Zeit vergeht. Die Fußball-Welt scheint sich noch schneller zu drehen.
Man nehme nur Toni Kroos und seine Vita, sein Leben und Wirken als Bayern-Profi sowie die Zeit nach 2014, nach seinem Wechsel zu Real Madrid.
Mit den Bayern forderte der Mittelfeldspieler im Champions-League-Halbfinale 2012 die Königlichen und zog in einem dramatischen Elfmeterschießen ins "Finale dahoam" ein. Der Rest ist dunkle Vereinshistorie. Kroos’ Trainer damals: Jupp Heynckes. Einer, der mit ihm umzugehen wusste. Als die Heynckes-Bayern in der folgenden Saison endlich den Königsklassen-Pott wieder einmal nach München holten, fehlte Kroos verletzt.
Auf den Triple-Trainer folgte im Sommer 2013 Pep Guardiola. Der Katalane wollte Neymar verpflichten, die Vereinsbosse holten Mario Götze. Ein Jahr später wollte Guardiola Kroos behalten, die Vereinsbosse ließen ihn nach zähen Vertragsverhandlungen zu Real ziehen. Man konnte sich nicht auf ein angemessenes Jahresgehalt einigen. Damals, und das ist lediglich knapp vier Jahre her, wollte der Verein ein Exempel statuieren, nicht jedes Salär bezahlen. Heute würde man wohl anders denken – was an den Vertragsverlängerungen mit Manuel Neuer, Thomas Müller und Robert Lewandowski, jeweils bis 2021, zu erkennen war.
Kroos war ein Geschenk
Für Carlo Ancelotti, damals mit Real Champions-League-Sieger geworden, war Kroos ein Geschenk. Guardiola schmerzte der Verlust seines zentralen Mittelfeldspielers, des Takt- und Rhythmusgebers, der verlässlichen Passmaschine. Er hatte auf ihn gesetzt. Und so verpflichtete er im August 2014 als Antwort wie aus dem Nichts Xabi Alonso von Real, den Mittelfeld-Widersacher von Kroos aus dem Halbfinale von 2012.
Letzte Woche in München standen sie sich wieder gegenüber: Kroos (27) im Trikot der Königlichen und Bayer Alonso (35) auf seiner Abschiedstour, kurz vor Ende seiner Karriere. Im Rückspiel dieses Champions-League-Viertelfinals treffen sie noch einmal aufeinander. Kroos wird unterstützt von Casemiro, Isco und Modric. Alonso bildet mit Arturo Vidal und Thiago ein chilenisch-spanisches Dreieck. Es sind die Schaltzentralen des (Aufbau-)Spiels beider Mannschaften. Dort entscheidet sich alles.
Reals Trainer Zinedine Zidane, der Neuzeit-Vater aller kreativen Mittelfeldspieler, schätzt seinen Kroos: "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Ein Akteur mit einer unglaublichen Ruhe am Ball und schnell im Kopf. Das ist selten. Er ist beidfüßig und ein unglaublich intelligenter Spieler. Das macht es natürlich einfacher, wenn man einen Spieler wie ihn in der Mannschaft hat."
Rückkehr nach München? Ausgeschlossen
Kroos, 2014 Weltmeister, ist mittlerweile eine Institution im Real-Mittelfeld, das Herz und Hirn – was jedem Bayern-Fan so richtig weh tun dürfte. Kein Personal-Verlust war größer für die Münchner im letzten Jahrzehnt. Die Spielidee unter Zidane hat sich geändert im Gegensatz zu Vorgänger Rafael Benítez. Kroos erklärt: "Vorne wollen wir etwas höher stehen, früher attackieren, mehr draufgehen beim Anlaufen. Mit dem Ball hat sich so ein bisschen fortgesetzt, was Carlo in seinem letzten Jahr hier angefangen hat – auch mit mir: mehr Ballbesitz, nicht hinterherlaufen, sondern den Gegner hinterherlaufen lassen." Kroos hat es verinnerlicht. Was der Verein mit einem neuen, lukrativen Vertrag bis 2022 goutierte. Eine Rückkehr zu Bayern? Ausgeschlossen.
Das Bayern-Mittelfeld von Ancelotti wird nächste Saison geprägt von Thiago, Vidal und Mr. X – eine mögliche Neuverpflichtung. Talent Renato Sanches (19), dem portugiesischen Europameister, traut man noch nicht den Durchbruch zu. Wer wird also das Bayern-Hirn im Jahr eins nach Alonso?